Der alte Schärdinger Hof fällt der Abrissbirne zum Opfer

Von Rainer Auer   16.Juli 2017

Die Bagger sind schon voll im Einsatz, der Saal und ein Dachstuhl sind den Abbrucharbeiten auf dem Gelände des alten Schärdinger Hofes schon zum Opfer gefallen. Einsam und verlassen steht noch der alte Personalturm des Hotels, der aber schon in rund zwei Wochen ebenfalls von einer Spezialfirma aus Bayern abgetragen werden soll.

Die Brauerei Baumgartner hat bereits im Januar das Gelände an Roland Knappe-Poindecker, Joh. Poindecker Handelsgesellschaft m.b.H. aus Schärding verkauft. „Es war teuer, aber für beide Seiten ok“, so Knappe. „

Wir haben uns verpflichtet, daraus etwas Ordentliches zu machen und es nicht liegen zu lassen.“ Schon seit rund acht Jahren stand das Gebäude leer. Als Hotel wird nur noch das Eckgebäude an der Innbruckstraße genutzt. Das soll einstweilen auch weitergeführt werden und gehört nicht zu den von Knappe aufgekauften Grundstücken. Der restliche Bau an der Straße bleibt bestehen, da er unter Denkmalschutz steht. Die hinteren Teile und Säle sind zum großen Teil bereits abgetragen. „Für die Brauerei hat das jetzt den Vorteil, dass sie diesen Schandfleck weg haben, zumal es schwierig wäre, für ein Restaurant in der Größenordnung einen Pächter zu finden“, betont Knappe. „Eine Sanierung wäre undenkbar gewesen.“ Der Bauherr rechnet mit rund 8000 Kubikmeter Bauschutt, „der fein säuberlich getrennt und entsorgt wird“.

Pläne der Brauerei waren umstritten

Im Jahre 2012 hatte die Brauerei noch große Pläne. Sie wollte weite Teile abreißen und einen „klobigen“ Bau errichten. Die Genehmigung damals lag schon vor. Nicht zuletzt aufgrund der Widerstände seitens der Schärdinger, insbesondere der Nachbarn, ließ die Brauerei das Projekt wieder fallen und wollte „sich auf das Kerngeschäft, das Bierbrauen“ konzentrieren, so Baumgartner-Geschäftsführer Gerhard Altendorfer damals gegenüber den OÖN.

Auf rund 1800 Quadratmetern werden hochwertige Wohnungen, Büro-, Kanzlei- und Praxisräume entstehen. Knappe rechnet mit einer Fertigstellung des Projekts im vierten Quartal 2018. Die Investitionskosten werden mit rund fünf Millionen Euro kalkuliert. Knappe rechnet bei seinem ambitionierten Bauprojekt auf eine breite Zustimmung. „Wenn ich das machen müsste, um Geld zu verdienen, würde es so aussehen, wie es die Brauerei ursprünglich geplant hätte, vielleicht nicht ganz so krass. Wir haben uns bemüht, Lösungen zu finden, mit der alle Nachbarn leben können. In deren Gärten bleibt die Sonne erhalten und sie haben keine 17 Meter hohe Wand vor der Nase.“ Nachteile gäbe es, so Knappe, nur während der Bauzeit, „in der es natürlich etwas wild hergehen wird, aber das lässt sich nicht verhindern“. Knappe arbeitet bei dem Projekt mit dem Bauplanungsbüro Schmatz in Passau zusammen. Auf das Flachdach des Neubaus wird eine Photovoltaikanlage installiert.

Insgesamt entstehen auf der Grundstück zehn Wohn- und Büroeinheiten. Hinzu kommen zwei Parkdecks mit Zufahrten über die Innbruckstraße und über den Schlosshof. Die Stellplätze sollen auch für Wohnungen der Häuser Knappes am Unteren Stadtplatz dienen. Insgesamt entstehen 44 Parkplätze in den Parkdecks und fünf im Innenhof. Neben dem alten Schärdinger Hof wurde auch das Richtung Inn liegende Tandlerhaus gekauft und wird ebenfalls umgebaut.

Alte Kellergewölbe bleiben erhalten

Unter dem Grundstück befinden sich uralte Ziegel-Gewölbekeller, die damals als Eiskeller für Bier genutzt wurden. „Wir sind noch am überlegen, was wir mit diesen Kellern anstellen, erstmal müssen sie trockengelegt werden. Vielleicht können wir eine Verbindung zu anderen Gewölben im alten Graben herstellen und die 580 Quadratmeter Gewölbe vielleicht für eine touristische Nutzung anbieten. Es wird sicher kein Lokal reinkommen, auch da es zu feucht ist. Schärding ist eine Granitstadt, so könnte ich mir dort beispielsweise eine Granitausstellung vorstellen.“ Bis jetzt wurden aus den alten Gewölben schon über 200 Tonnen Schutt und Dreck entfernt.

Das eigentliche Hotel (rechts) bleibt erhalten und ist vom Neubau nicht betroffen.

Baugenehmigung steht noch aus

Bislang gibt es für das Neubauprojekt nur Anwartschaftsverträge. „Die Baugenehmigung kommt erst, da wir immer noch in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt stehen. Der Abbruchbescheid war sehr schnell da“, so Knappe. „Noch fehlen einige Unterlagen, aber da das Projekt schon positiv durch alle Gremien ging rechne ich mit einer Baugenehmigung Ende Juli, Anfang August“, versichert der Leiter des Schärdinger Bauamtes Christian Fischer. „Um Konfrontationen aus dem Weg zu gehen haben wir schon im Vorfeld alle Nachbarn zu einer Präsentation geladen und haben Anregungen aus dieser Runde auch die Planungen mit einfließen lassen“ betont Knappe.

Als nächster Bauschritt sind nach Abbruch der bestehenden Gebäude die Parkdecks geplant. „Und im Winter kann der Altbau entkernt und die Sanierung in Angriff genommen werden. Und wenn der Winter mild werden sollte, können wir auch den Neubau noch in die Höhe ziehen.“