Bewerbern zeigen, wie man als Arbeitgeber tickt

Von Roman Kloibhofer   28.November 2017

Employer Branding, also Arbeitgeber-Markenbildung, war kürzlich das Thema des zweiten "Employer Branding Forum" beim Gurtener Maschinenbauunternehmen Fill GmbH. Die Bedeutung dieser Maßnahmen dürfe nicht unterschätzt werden, sagte Geschäftsführer Andreas Fill. "Wenn man in die Marke investiert, kommt ein Vielfaches zurück!" Das Forum mit international renommierten Referenten zeigte den mehr als 300 Teilnehmern verschiedene Aspekte zu den Themen Mitarbeitersuche und Markenbildung.

"Als ich vor 15 Jahren das Unternehmen übernommen habe, waren wir als Arbeitgeber weitgehend unbekannt, man hat sich gefragt: Was macht Fill eigentlich? Mittlerweile sind wir einer der besten Arbeitgeber in Österreich. Schon vor zehn Jahren hatten wir diese Vision. Damals war es ein hochgestecktes Ziel, nun ist es Fakt", sagte Fill.

Die Unternehmensmarke werde getreu dem Slogan "Fill your life" vom Baby bis zum Pensionisten gepflegt. Verschiedene Aktionen und Mitarbeiterprojekte – von Geburtsglückwünschen und Geburtstagskarten über Fortbildungsprojekte, das Firmen-Maskottchen Filli Future, ein Kinderbuch darüber, bis hin zu Pensionisten-Stammtischen sollen sowohl die Marke als auch die Kommunikation im Unternehmen hoch halten.

"Information und Kommunikation sind die Basis für ein Unternehmen. Bei uns hat die Personalentwicklung den gleichen Stellenwert wie die Produktentwicklung, wir können gute Produkte nur dann entwickeln, wenn wir die besten Köpfe haben", sagt der Gurtener Unternehmer.

Mit Markenbildung auf digitalem Level setzt sich Felix van de Sand aus München auseinander. Seine Kernaussage: "Digitale Produkte müssen den Wert der Marke vermitteln!" Jedes digitale Produkt müsse ein Markenerlebnis vermitteln, Aufmerksamkeit sei die neue globale Währung. Mit Gestaltung könne man herauslesen, welche Geschichte eines Produktes erzählt werden soll, sagt er. Design drücke Wirksamkeit aufgrund der Gestaltung aus – und lasse sich auch auf Unternehmen übertragen.

Mentaltrainer Horst Lindner zeigte unter dem Titel "Eigentore im Kopf vermeiden", mit welchen simplen Maßnahmen und persönlichen Strategien man Erfolg erzielt. Gerade auf die Semantik, die Bedeutung der Worte, werde in Unternehmen zu wenig Wert gelegt. "Worte haben Nebenwirkungen, gezielte Worte haben beabsichtigte Nebenwirkungen", sagt Lindner. Negative Programmierung ("Wir sehen meistens den Fehler, nicht das Positive, Richtige!") und unbedachte Automatismen seien sehr oft Hemmnisse. Er erklärt: "Wollen und Müssen sind Eigentore im Kopf. ,Ich werde treffen’ ist die einzig richtige Einstellung beim Elfmeter und im Leben. Tue etwas oder tue etwas nicht – es gibt kein Versuchen. Versuchen ist eine Sollbruchstelle, eine willkommene Ausrede für den erwarteten Misserfolg", sagte Lindner.

Wie Human Resources den Unternehmenswandel unterstützen, darüber sprachen Jan Brandt und Claudia Kopp von der Pappas Holding GmbH. Aus dem Wandel in der Automobilbranche durch neue Formen der Mobilität hat die Pappas-Gruppe ein Veränderungsprogramm ("Columbus") für die Zukunft des Unternehmens entwickelt. "Es war klar, dass der Zeitpunkt für notwendige Veränderungen gekommen war, in diesen Prozess haben wir alle Mitarbeiter und deren Ideen eingebunden", sagte Kopp.

Employer Branding sei viel mehr als der klassische Stellenmarkt, sagte Christoph Weissenböck vom Linzer Unternehmen karriere.at. Sein Credo: "Machen Sie Ihre Marke erlebbar!" Mit einem aussagekräftigen Arbeitgeberprofil solle Bewerbern vermittelt werden, "wie ein Arbeitgeber tickt", so Weissenböck.

Der Kriminalpsychologe und sein Blick auf die Menschen
Thomas Müller

Der Kriminalpsychologe und sein Blick auf die Menschen

Seine Analysen zum Fall des Briefbomben-Attentäters Franz Fuchs haben Thomas Müller und den Begriff des „Profilers“ bekannt gemacht. Der Kriminalpsychologe ist für das Innenministerium tätig. Die Bewertung von künftigen Mitarbeitern in Unternehmen sei vergleichbar mit der Beurteilung von Menschen in Kriminalfällen. Hier einige Zitate aus seinem Vortrag „Menschen verstehen, analysieren und beurteilen – der kriminalpsychologische Ansatz“:

„Wenn Sie Verhalten beurteilen wollen, nehmen Sie sich selbst aus der Bedeutung. Messen und vergleichen Sie nicht anhand Ihrer eigenen Meinung. Das reicht maximal für ein veritables Vorurteil.“
„Das Verhalten von Menschen ist kein Zufall, es ist bedürfnisorientiert!“

„Entscheidend ist nicht, was jemand sagt, sondern entscheidend ist das, was er tut.“
„Glauben Sie nicht, dass Sie aufgrund des Aussehens einer Person wissen können, was diese Person macht, das ist einer der größten Irrtümer.“

„Die Chinesen sagen: Jedes Ding hat drei Seiten. Eine Seite, die du siehst, eine Seite, die ich sehe, und eine Seite, die wir beide nicht sehen.“

Thomas Müller brachte in seinem launigen Vortrag zum Ausdruck, wie wichtig auch Vorsicht im Umgang mit digitalen Daten sei. Lacher erntete der gebürtige Tiroler, der als Referent im gesamten deutschsprachigen Raum gefragt ist, für seinen Auftritt beim Forum mit einem Diaprojektor.