Auch 15. Nachbesetzungsversuch von Arztpraxis in Mattighofen erfolglos
BRAUNAU/RIED/SCHÄRDING. Der Braunauer Bezirks-Ärztevertreter Kurt Roitner warnt vor deutlicher Minderversorgung.
Trotz aller Hartnäckigkeit bei seinen Versuchen, einen erfolgreichen Generationenwechsel in Praxen von Allgemeinmedizinern durchzusetzen, sind Kurt Roitners Erfolge bislang überschaubar. Der Braunauer Bezirks-Ärztevertreter zweifelt bereits selbst und sagt: "Das Spiel ist schon verloren."
Tatsächlich setzt der Hausarzt seine Bemühungen aber beharrlich fort, auch wenn die Vorzeichen wirklich nicht gut sind. "In Mattighofen ist eine Nachbesetzung bereits zum 15. Mal ausgeschrieben worden, und sie war wieder erfolglos. Das geht schon seit drei Jahren so."
Dazu komme, dass in Mattighofen vier Ärzte zwischen 64 und 61 Jahren alt seien. Alleine im Bezirk Braunau würden in den nächsten sechs Jahren 19 Allgemeinmediziner in Pension gehen, im Bezirk Ried seien es, so Roitner, zehn und im Bezirk Schärding ebenfalls zehn. "Früher gab es vier bis fünf Bewerber für eine frei werdende Praxis, heute bewirbt sich niemand mehr und wenn doch, wird sie vielfach wieder zurückgezogen."
Die Stadt Braunau bleibt von diesem unerfreulichen Trend natürlich auch nicht verschont. Momentan gibt es noch neun Allgemeinmediziner, nächstes Jahr werden es voraussichtlich nur noch sieben sein. Eine Praxis sei bereits seit sechs Monaten unbesetzt, die Nachbargemeinde Burgkirchen würde ebenfalls bald folgen. Und in Altheim seien zwei von drei Allgemeinmedizinern auch schon 60 Jahre alt.
"In allen Innviertler Bezirksstädten bahnt sich eine deutliche Minderversorgung an", warnt Roitner. Sollte es auch nur annähernd gelingen, den Generationenwechsel doch noch zu bewältigen, sei zum Beispiel eine gut geförderte Lehrpraxis unverzichtbar. Außerdem, so der Braunauer Bezirks-Ärztevertreter, bedürfe es neuer Mischformen der Arbeit wie eine Anstellung im Spital und eine angestellte Mitarbeit in der Praxis.
Auch Weiterbildungsstipendien sollte es geben, "um sich das breite Betätigungsfeld der Kassen-Allgemeinmedizin anschauen zu können". Und Gruppenpraxismodelle, die auch für Allgemeinmediziner über das 65. Lebensjahr hinaus möglich seien, sollten ebenso eine Selbstverständlichkeit sein.
"Damit könnte den Ausscheidenden ein Hinausgleiten ermöglicht und den Jungärzten zunehmend die Verantwortung übergeben werden."
Mentoring-Abend für Jungärzte
Erst kürzlich lud Roitner zwölf Jungmediziner des Krankenhauses Braunau zu einem Mentoring-Abend. Sein Resümee: "Die Ärzte beschäftigen sich während der Spitalszeit sehr wenig mit einer eventuellen Niederlassung, die verschiedenen Gruppenpraxismodelle waren ihnen weitgehend unbekannt. Die Arbeit im Kassenbereich ist zwar für einige durchaus vorstellbar, es fehlt aber eine gute Ausbildung zum Allgemeinmediziner im Spital."
Am meisten Angst, so Roitner, hätten die Jungmediziner vor der ganzen Verwaltung und Organisation einer eigenen Praxis. "Viele möchten in den ersten Jahren ohne langfristige Verpflichtung in Ordinationen mitarbeiten, um besser ins neue Berufsfeld hineinwachsen zu können. Am unbeliebtesten ist die Einzelpraxis, fast alle wollen in einer Gruppenpraxis arbeiten."