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Alles andere als auf den Mund gefallen

Von (burgstaller), 13. August 2017, 13:04 Uhr
Alles andere als auf den Mund gefallen
Die St. Marienkirchnerin beeindruckte Jury und Zuhörer mit ihrer Rede zum Thema "Alkohol am Steuer". Bild: Burgstaller

SANKT MARIENKIRCHEN BEI SCHÄRDING, ALTMÜNSTER. Landjugend-Redewettbewerb 2017: Nächster Bundessieg für redegewandte Innviertlerin - Platz drei für ihren singenden Freund, der ebenfalls für die LJ St. Marienkirchen antrat.

Es sind die ernsten Themen, mit denen Christina Endmayer punktet. War im Vorjahr Gewalt in der Erziehung Inhalt ihrer gewinnbringenden Rede, so holte die ansonsten fröhliche Innviertlerin heuer mit dem Thema "Alkohol am Steuer" den Sieg beim Landjugend-Bundesredewettbewerb in Altmünster. Dabei wusste das Redetalent einen Tag vor der Bezirksausscheidung noch gar nicht, worüber sie referieren sollte. Ein schrecklicher Verkehrsunfall, bei dem sie am 22. September 2015 eine Freundin verlor, gab schließlich den Ausschlag für die Themenwahl. Und: Weil der Lenker des Autos betrunken war.

Das überzeugte Landjugend-Mitglied hat heuer die Matura abgelegt und die Aufnahmeprüfung für die Hebammen-Fachhochschule geschafft. Und sich trotzdem bereit erklärt, in der Sparte "Vorbereitete Reden über 18" teilzunehmen. Wie im Vorjahr schaffte sie auch heuer den Durchmarsch vom Bezirks- über den Landes- bis zum Bundessieg. Christina Endmayer ist sich bewusst, mit ihrer Rede zum Thema Alkohol nicht das große Umdenken zu bewirken, "aber wenn ich auch nur einen Jugendlichen überzeugen konnte beziehungsweise überzeugen kann, dass Alkohol am Steuer einfach nicht geht, dann passt das schon."

Zuhörer zu Tränen gerührt

Welch’ große Emotionen sie mit ihrer heurigen Rede wecken konnte, beweist die eine oder andere Träne, die so mancher Zuhörer heimlich verdrückt hat. Sie liebt aber auch das Spiel mit dem Publikum. So ließ sie heuer sowohl die Juroren als auch die Zuhörer zu Teilen ihrer Rede aufstehen. Was für so manchen erstaunten Blick sorgte, "schließlich haben aber alle gefolgt und schnell kapiert, warum ich sie zu dieser Aktion aufforderte", lächelt Christina. Ob sie auch 2018 am Landjugend-Redewettbewerb teilnehmen wird, weiß sie noch nicht, "weil ich in den vorbereiteten Reden nicht mehr antreten darf und beim Spontanreden nicht so gut bin." Stimmt nicht, sagen alle, die das St. Marienkirchner "Naturredetalent" kennen.

Ihr Freund Thomas Hartl holte in der Sparte "Neues Sprachrohr" mit einem selbst geschriebenen Lied den dritten Platz beim Bundesbewerb. Für die Landjugend St. Marienkirchen, obwohl er auch Mitglied der Landjugend seiner Heimatgemeinde Ottensheim ist. "Man kann in zwei Landjugend-Ortsgruppen Mitglied sein", weiß Christina, die im Gegenzug Mitglied bei der Landjugend Ottensheim ist. 

 

Die gesamte Rede zum Nachlesen:

Liebe Mama! Lieber Papa!

Ich bin zu einer Party gegangen und habe mich daran erinnert, was ihr mir immer gesagt habt. Ihr habt mich gebeten, keinen Alkohol zu trinken, wenn ich Auto fahre. An diesen Rat habe ich mich immer streng gehalten und ich wusste, ich komme sicher nach Hause. Nie hätte ich mir vorstellen können, was mich erwartet, Mama. Jetzt liege ich auf der Straße, kann mich nicht bewegen und höre einen Polizisten sagen, dass der junge Mann, der den Unfall verursacht hatte, angetrunken war. Mama, Papa, die Stimmen der Sanitäter sind so leise und doch kann ich jemanden sagen hören, dass ich diese Nacht nicht überleben werde. Mein Blut ist überall vergossen und ich versuche mit aller Kraft nicht zu weinen. Ich friere, Papa. Dieser Mann hat sich dazu entschlossen, betrunken Auto zu fahren und jetzt liege ich hier und muss sterben. Warum machen das die Menschen, Papa?

Sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer! Ich möchte Sie hiermit recht herzlich zu meiner Rede über Alkohol am Steuer begrüßen. Sich hinters Lenkrad zu setzen, obwohl sich einige Promille im Blut befinden, ist nicht nur kein Kavaliersdelikt, strafbar oder gefährlich, sondern kann auch töten. Somit wird man nicht nur selbst, sondern werden genauso unschuldige Fremde, aber auch geliebte und bekannte Personen, einfach aus dem Leben gerissen.

Ich bitte nun, alle Anwesenden aufzustehen. All jene, die in ihrem Leben noch nie, und mit noch nie meine ich noch nie, alkoholisiert oder mit Restalkohol, ein Fahrzeug in Betrieb genommen haben, dürfen sich wieder setzen. Das heißt, kein Gläschen Bier, Wein oder Sonstiges. Ob Probeführerschein oder nicht, wird nicht berücksichtigt. Wenn Sie sich jetzt umsehen, bitte ich darum, kein Urteil gegenüber den anderen zu fällen, vor allem nicht, wenn Sie selbst auch stehen, denn Sie sind genauso schuldig, aber Sie sind nicht die einzigen in unserem Land.  Setzen - danke!

In Österreich werden Tausende Unfälle durch alkoholisierte Fahrer verursacht. Dabei werden jährlich über 3000 Personen verletzt, 33 Menschen müssen ihr Leben lassen. Und wenn es statt diesen 33 nur ein einziger Mensch wäre, der jährlich wegen Alkohol am Steuer sterben muss, dann wäre dieser eine immer noch einer zuviel. Bei einem Drittel dieser Unfälle sind die Verursacher zwischen 15 und 24 Jahre alt und in neun von zehn Fällen werden sie von Männern verursacht. Rein rechtlich gelten 0,5 Promille als gesetzliche Obergrenze. Für Probeführerscheinbesitzer nur 0,1 Promille. Doch diese Grenzen werden viel zu oft missachtet und unterschätzt. Schon ab 0,2 Promille werden Entfernungen falsch eingeschätzt. Je mehr getrunken wird, desto kleiner wird das Blickfeld und umso schlechter kann man sich konzentrieren. Bei 0,5 Promille im Blut hat sich die Unfallwahrscheinlichkeit gegenüber einem nüchternen Fahrer bereits verdoppelt. Diese durch Alkohol vorgetäuschte Welt wird oft als Vorteil angesehen, dabei setzt diese Droge nur das rationale Denken außer Kraft. Auch geringe Mengen an Alkohol wirken auf den Körper oft entspannend und stimmungssteigernd. Außerdem werden Angstgefühle gedämpft und die Risikobereitschaft steigt an. Somit ist die perfekte Situation erreicht, um doch einmal über den eigenen Schatten zu springen. Aber doch nicht, um ein Fahrzeug zu bedienen. Setzt man sich doch hinters Steuer, können Verwaltungsstrafen, eine Vormerkung, die Entziehung der Lenkerberechtigung, eine verkehrspsychologische Untersuchung und eine Nachschulung drohen.

Besonders der Tag danach ist oft unscheinbar und tückisch. Denn auch wenn man sich nüchtern fühlt, ist man meist noch nicht fahrtüchtig. Denn der Körper baut pro Stunde nur 0,1 Promille ab und dieser Abbau kann nicht beschleunigt werden. Weder mit Kaffee noch mit einer kalten Dusche. Der Körper braucht Zeit. Gut, wenn ich das nun für mich selbst verstanden habe, was mach ich dann mit meinen Freunden, die viel zu oft alkoholisiert fahren? Nun, sehr geehrte Damen und Herren, Zivilcourage  ist angesagt! Denn wenn jemand angetrunken fahren will, muss dieser unbedingt davon abgehalten werden. Stellen Sie sich vor, was alles erspart geblieben wäre, hätte jemand den jungen Mann davon abgehalten, selbst zu fahren.

Mama, Papa, ich würde alles dafür geben, euch noch einmal bei mir haben zu können. Mein Atem wird immer schwächer. Mama! Ich kann mich nicht mehr wachhalten, Papa. Ich liebe euch.

Könnten Sie mit diesem Schicksalsschlag leben?

Ich nicht, weder als Fahrerin noch als zukünftige Mutter.

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2  Kommentare
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herst (12.753 Kommentare)
am 13.08.2017 13:23

Würde nicht schaden wenn, diese Geschichte ALLE lesen würden und sie sich auch Herzen nehmen würden...

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jago (57.723 Kommentare)
am 13.08.2017 14:31

Wir Sünder sind die vielen Predigten leid und die Predoger auch. Auch die Vorbilder.

Das ist das Hauptproblem. Überall predigen sie herum, in den Zeitungen, im Fernsehen, bei den Wahlveranstaltungen. Mit den langen Zeigefingern.

Das stumpft so ab.

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