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90 TV-Sekunden, die Vereine bremsen

Von Dieter Seitl, 19. Oktober 2012, 00:04 Uhr
90 TV-Sekunden, die Vereine bremsen
Peter Vogl (l.) und Stefan Reiter glänzten bei Fachvortrag in Ried. Bild: sedi

RIED. Millionengeschäfte: Im Innviertel wurde bei einer Vortragsreihe intimer Einblick in Fußballertransfers und heikle Hintergründe zu TV-Übertragungsrechten gewährt

Spannende Einblicke ins millionenschwere Fußballgeschäft – von Spielertransfers bis zu TV-Rechten, serviert von Kennern und Insidern: Für Lehrer österreichischer Sportmanagement-Schienen an Handelsakademien referierten diese Woche in der Brauerei Ried der renommierte Rechtsanwalt und Liga-Kenner Peter Vogl, der internationale Spielervermittler Jürgen Werner und SV-Ried-Manager Stefan Reiter.

Bei der Verwertung des Fußballs gebe es Vorstöße, die Vereine am Wettgeschäft mitnaschen zu lassen – immerhin werde von den Buchmachern viel Geld auf Basis der Veranstaltungen der Vereine gemacht. Vorstöße, die bislang jedoch am Europäischen Gerichtshof scheiterten, so Vogl, der Erfahrung aus Top-Funktionen in ÖFB und Bundesliga hat.

In der heimischen Bundesliga werden derzeit rund 16 Millionen Euro pro Jahr aus dem Verkauf der „TV-Rechte“ lukriert. In Deutschland seien dies 506 Millionen – und damit viel mehr, als es der Größenrelation zu Österreich entspreche. Zur finanziellen Verwertung der „bewegten Bilder“ steht in der heimischen Bundesliga ein neues Ausschreibungsbündel an, es werde dazu in nächster Zeit ein Rauschen im Blätterwald geben.

Im Match zwischen Pay-TV, öffentlich-rechtlicher Schiene und Privatsendern gelte das heimische Recht auf Kurzberichterstattung als Knackpunkt, der deutlich höhere Vereinseinnahmen de facto verhindere. Sinngemäß muss der Rechte-Käufer dem „Unterlegenen“ auf Wunsch Aufnahmen zu reinen Produktionskosten zur Verfügung stellen, die zeitversetzt und komprimiert mit je 90 Sekunden pro Match ausgestrahlt werden dürfen – für mediale Verhältnisse eine lange, kostengünstige und damit interessante Zeitspanne, die sich zumindest dafür eignet, in Vertragsverhandlungen die Rute ins Fenster zu stellen. Und damit insgesamt deutlich höhere Verwertungserträge verhindert. „90 Sekunden pro Spiel, die wie ein Damoklesschwert über allen Verbänden und Ligen schweben. Das Kurzberichterstattungsrecht ist im Bestreben, einen Verwertungsmarkt für die Vereine zu erzeugen, sehr hinderlich“, so Vogl.

Anstoßzeiten um 18.30 Uhr seien in diesem Kontext kein Zufall – die zeitversetzte Ausstrahlung nach Abpfiff kommt sich mit dem Prime-Time-Programm eines möglichen Kurzberichterstattungsberechtigten in die Quere. Ein großer Bundesliga-Klub habe angesichts aktuell bestehender Konstellationen zuletzt angedroht, seine Spiele selbst zu vermarkten und aus der bisherigen Bundesliga-Vermarktungsplattform auszuscheren. Obwohl nicht ausjudiziert, dürfte dies grundsätzlich möglich sein – ausgehend davon, dass das Verwertungsrecht beim jeweiligen Heimveranstalter liegen dürfte.

Das Spielertransfer-Recht in Zeiten nach dem berühmten Bosman-Urteil: Zumal die nationalen Gesetzgebungen wenig Möglichkeiten bieten, sei ein eigenes System mit Strafen und Sperren entwickelt worden, um Vertragstreue aufrechtzuerhalten. Transfers aus laufenden Verträgen fußen auf vorab festgelegten Summen, die zu bezahlen sind, um die Zustimmung von Vereinen zur einvernehmlichen Vertragsauflösung und Freigabe zu erhalten.

Spieler als „Abschreibposten“

„Transferrechte lassen sich auch bei Banken verpfänden oder an Investoren übertragen“, so Peter Vogl. In Ried seien vor Jahren zum Wiederaufstieg in die Bundesliga ähnliche Modelle angewandt worden. Spieler lassen sich in der Vereinsbilanz aktivieren – in Höhe der jeweiligen Einkaufssumme – und dann über die Laufzeit des Vertrags verteilt steuermindernd abschreiben. „Es gibt so etwas wie eine AfA für Fußballer.“

In der Brauerei Ried referierte auch SV-Manager Stefan Reiter, dessen Verein 5,5 Millionen Euro pro Jahr für den Profibetrieb aufwende – davon 3,7 Millionen für Spieler und Trainer. Bei beträchtlichen Nebenkosten: Steuern und Abgaben verschlingen 1,2 Millionen Euro pro Jahr, alleine die Stromkosten 70.000 Euro.

Umgekehrt sei es im Spielertransferwesen gelungen, seit 1991 einen Überschuss von 4,5 Millionen Euro zu erzielen. Auf Druck der Finanz werde über kurz oder lang eine Vergesellschaftung des Spielbetriebs stattfinden müssen. Verbunden mit einer GmbH und Umsatzsteuerpflicht – zum Beispiel auf Eintrittskarten, bei der fraglich sei, wie sich diese „unterbringen“ lässt, so Reiter.

Im Zusammenhang mit dem Nachwuchs regt Reiter ein mit dem Akademie-Fußball optimal kompatibles Schulmodell an. Bildung sei dabei sehr wichtig. „Die Kinder und Jugendlichen glauben, einmal Fußballprofi zu werden. 99 Prozent werden das aber nicht. Leider haben viele Eltern in diese Richtung teils erschreckende Vorstellungen.“

Vortragsreihe

Sportmanagement: Auf Einladung des Rieder HAK-Direktors Franz Litzlbauer tagten Lehrer der Sportmanagement-Zweige aus ganz Österreich drei Tage lang in Ried und Umgebung. Experten referierten zu brisanten Fußballthemen (siehe Bericht), Ex-Ried-Profi Peter Hackmair stellte sein Buch vor.

Höhepunkte: Bei der Seminarreihe referierte auch Franz Föttinger, CEO von Ski Fischer, zum Thema Markenauftritt. Sowie Franz Schenner zur „Zukunft der Schulskikurse“, Helmut Stechemesser im Revital Aspach über sportmedizinische Tests und ein Bankenexperte über neue Sponsoringtrends.

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1  Kommentar
1  Kommentar
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( Kommentare)
am 19.10.2012 21:49

...teils erschreckende Vorstellungen.
Da würden mich einige Fallbeispiele interessieren.

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