6000 Stunden Nachbarschaftshilfe: Die Zeitbank feiert
LENGAU. Seit zehn Jahren wird in Lengau die Nachbarschaftshilfe groß geschrieben.
Es ist teilweise schon mehr geworden als nur Nachbarschaftshilfe: Die Mitglieder sind Freunde geworden. Seit zehn Jahren gibt es nun schon die Zeitbank für Alt und Jung in Lengau, seit zehn Jahren helfen sich die Mitglieder gegenseitig im Alltag. Mittlerweile gibt es 125 Mitglieder in der Zeitbank Lengau, die stärkste in Oberösterreich. Ihr wichtigstes Gut ist die Zeit. Denn die bei geleisteter Hilfe verbrauchten Stunden werden den Mitgliedern gutgeschrieben, sie können sie im Gegenzug einlösen, wenn sie selbst etwas brauchen.
Reparaturen für Single-Frauen
Ein ganz dickes Zeitkonto hat der 73-Jährige Johann Huber aus Friedburg. Er hilft vor allem bei Reparaturaufgaben und ist für seine praktischen Einfälle bekannt. "Rasenmäher, Toiletten, Dachrinnen, Gartenpumpen, ich habe alles schon repariert", sagt der rüstige Pensionist, der seine Fähigkeiten als er noch berufstätig war, in der Metallbranche einsetzte. "Solche Hilfe brauchen vor allem Single-Frauen", weiß Obfrau Siegrid Pammer.
Seit zehn Jahren kümmert sie sich um den Verein und seine Mitglieder. Auch Johann Gruber ist ein Mann der ersten Stunde. "Weil es mir einfach Spaß macht, es ist ein schönes Gefühl, jemandem zu helfen und ich habe auch in der Pension eine Aufgabe", erzählt er. Als er am Knie operiert wurde, konnte er ein paar seiner Stunden für Chauffeurdienste verbrauchen. Zum 70er hat er 70 Stunden hergeschenkt für jene, die mehr Hilfe brauchen, als sie geben können. Für sie gibt es auch die Möglichkeit, Zeit günstig zu kaufen. In den vergangenen zehn Jahren hat sich jede Menge ereignet, das wird bei der Generalversammlung am Sonntag, 5. März, Thema sein.
Doch es soll auch gefeiert werden, denn mehr als 6000 Stunden haben sich die Mitglieder gegenseitig geholfen und gerade den älteren Mitbürgern das Leben zu Hause leichter und sogar möglich gemacht.
Heim in Lengau fehlt
"Wir haben ja auch kein Heim hier in Lengau, das kritisieren die Menschen immer öfter. Denn viele wollen hier bleiben", erzählt Pammer. Sie lobt zugleich einen zugezogenen Lengauer, der wesentlich dazu beigetragen hat, dass eine Lengauerin wieder in ihrem Haus alleine wohnen kann. "Er hat sich sozusagen um sie angenommen", erzählt Pammer. Gerade bei den wichtigen monatlichen Treffen kommen solche Geschichten zu Tage. Hier findet auch die Vertrauensbildung statt. "Wer da nicht kommt, der wird auch nicht angerufen, weil man die Person erst einmal persönlich kennenlernen und mit ihr sprechen möchte", sagt die Obfrau. Zur Info: Jedes Mitglied der Zeitbank erhält einen Katalog mit den Angeboten der Zeitbank-Mitglieder. Diese erstrecken sich von der Tierhaltung, über Haushaltsarbeiten, Begleitung bei Arztbesuchen, Kinderbetreuung bis hin zu Theaterbegleitungen und vielem mehr. Wer Hilfe braucht, ruft die jeweilige Person an.
Auch im Salzburger Land wird die Zeitbank immer bekannter, zur Vollversammlung kommen auch Obertrumer, die selbst eine Zeitbank gründen wollen. Was sich die Obfrau für die nächsten zehn Jahre wünscht? "Eine Nachfolgerin. Deshalb müssen wir die jüngere Generation ins Boot holen", sagt sie.
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