1.463 Mal hob der Notarzthubschrauber "Christophorus Europa 3" heuer bereits ab

Wenn der Notruf bei der Flugrettung "Christophorus Europa 3" eingeht, hebt der ÖAMTC-Hubschrauber vom Typ EC 135 innerhalb von zwei Minuten zum Einsatz ab. Pilot und Stützpunktleiter Johannes Schöffl erhält die genauen GPS-Koordinaten. Mit an Bord sind Notarzt Franz Gradinger und Flugrettungssanitäter Klaus Vorich. Vor Ort wählt Johannes Schöffl einen geeigneten Landeplatz für den Hubschrauber aus und sichert die Maschine. Franz Gradinger behandelt den Patienten und entscheidet, welches Krankenhaus angeflogen wird. Dann wird die Rettungsleitstelle kontaktiert, die sich mit dem zuständigen Krankenhaus in Verbindung setzt und die Aufnahme des Patienten vorbereitet. In wenigen Minuten wird der Patient ins Krankenhaus gebracht. Auf dem Weg zum Stützpunkt ist die Crew für den nächsten Einsatz bereit.

Durchschnittlich fünf- bis sechsmal Mal am Tag werden die Retter alarmiert. Am häufigsten wegen internistischer und neurologischer Notfälle wie Herzinfarkt und Schlaganfall, Verkehrs- sowie Unfällen im Haushalt, bei denen jede Minute entscheidend ist.

Heuer hat das Team der Flugrettung bereits 1.462 Einsätze absolviert. Im Vorjahr waren es zum selben Zeitpunkt 1.377 Einsätze. "Wir wurden dieses Jahr schon rund einhundert Mal öfter zum Einsatz gerufen, als im letzten Jahr zur gleichen Zeit," erzählt Notarzt Franz Gradinger. Der Rettungshubschrauber fliegt derzeit nur tagsüber, von Sonnenaufgang bis -untergang. "Im Sommer haben wir mehr Einsätze, weil es länger hell ist. Wir fliegen von sieben Uhr morgens bis eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang", erklärt Johannes Schöffl. In Zukunft sollen auch Nachtflüge möglich sein, wenn die Hubschrauber mit entsprechenden Nachtsichtgeräten ausgestattet werden.

Notfälle in Österreich und Bayern

Seit 2002 ist die Flugrettung "Christophorus Europa 3" am Flugplatz Schärding-Suben stationiert und fliegt im Innviertel und im Landkreis Passau. Das Einsatzgebiet umfasst einen Radius von 50 Kilometern im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet. Die Flugrettung wurde als Gemeinschaftsprojekt von ÖAMTC und ADAC ins Leben gerufen.

Innerhalb von 15 Minuten erreicht die Flugrettung jeden Ort im Einsatzgebiet. 15 Notärzte und sieben Rettungssanitäter, die aus Bayern und Oberösterreich kommen, gehören zum Team. Von Mai bis Oktober fliegen die Piloten des ÖAMTC den Hubschrauber, von November bis April übernehmen die Piloten des ADAC den Dienst. Für die Koordination der Einsätze in Bayern ist die Rettungsleitstelle Passau zuständig, die Einsätze in Oberösterreich werden von Ried aus koordiniert.

 

3 Fragen an Stützpunktleiter Johannes Schöffl 

Der 42-jährige Oberösterreicher fliegt seit 2006 den ÖAMTC-Hubschrauber der Flugrettung "Christophorus Europa 3" in Suben und spricht im Interview über seinen Kindheitstraum, das Team der Flugrettung und schaulustige Autofahrer.

 Wie wird man Stützpunktleiter bei der Flugrettung?

Ich habe das Fliegen 1995 in den USA gelernt und bin fünf Jahre in Arizona, Mexiko und Hawaii geflogen. Danach habe ich Lastenflüge übernommen, unter anderem im Gebirge in Vorarlberg. Seit 2006 bin ich Rettungspilot beim ÖAMTC. Das war schon immer mein Kindheitstraum. Im Winter fliege ich für die Bergrettung in Sölden im Ötztal.

Spielt es für Sie eine Rolle mit welchem Team Sie im Einsatz sind?

Nein, das spielt für mich persönlich keine Rolle. Wir sind ein kleines Team aus Notärzten und Sanitätern und kennen uns alle sehr gut. Die Einsatzkräfte werden mit großer Sorgfalt ausgewählt. Teamwork ist bei uns wichtig. Wir verbringen schließlich sehr viel Zeit miteinander und vor allem auch heikle Situationen.

Wie gehen Sie mit Schaulustigen um?

Verkehrsunfälle sind immer ein Magnet für Schaulustige. Das ist sehr gefährlich. Wir wurden auch schon zweimal zu einem Einsatzort gerufen, weil auf der Gegenfahrbahn ein weiterer Unfall wegen schaulustiger Autofahrer passiert ist. Für die Unfallopfer ist es natürlich sehr unangenehm. Niemand würde das wollen, wenn er in der gleichen Lage wäre.

 

Zahlen und Fakten: 

Diesjährige Einsatzstatistik der "Christophorus Europa 3"- Flugrettung in Suben (mit Stichtag: 15. September) im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum im Vorjahr:

Gesamteinsätze: 1.462 (2015: 1.377)

Internistische Notfälle: 599 (2015: 573)

Neurologische Notfälle: 230 (2015: 245)

Verkehrsunfälle: 134 (2015: 125)

Unfälle im Haushalt: 133 (2015: 109)

Einsätze in Deutschland: 822 (2015: 756)

Einsätze in Österreich: 638 (2015: 620)

Stornierungen in der Luft: 2 (2015: 1)