Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Wenn die Teufelsfeder blüht

02. Juni 2018, 00:04 Uhr
(Symbolbild) Bild: (colourbox.de)

Der Farn wird auch "Teufelsfeder" genannt. Der Überlieferung nach blüht er zur Sommersonnenwende in der Johannisnacht. Legt man den frischen Samen zum eigenen Geld, so nimmt es nicht ab. Trägt man ihn am Körper, so sieht man versteckte Schätze. Kein Wunder, dass die Teufelsfeder durch die Jahrhunderte heiß begehrt war, und dass sich um sie etliche Sagen ranken, von einer erzählt Helmut Wittmann.

Vor Zeiten machten sich zwei Bauernburschen auf, um zur Sommersonnenwende in der Johannisnacht die Teufelsfeder, also den frischen Samen des Farns, zu ergattern. Das ist freilich nicht so einfach wie es klingt. Im Wald ein Farnkraut zu finden, ist fürs Erste nicht schwer. Aber dann heißt es, warten auf den Moment, wenn der Farn blüht und die Samenkörner reif sind. Das ist eine Sache von Augenblicken. Genau dann muss man die winzigen Samenkörner erwischen – bevor sie herunterfallen, den Waldboden berühren und im Moos verschwinden. Da redet aber auch der Teufel noch ein Wörtchen mit. Wie der Name schon sagt, ist er nämlich der unterirdische Schutzpatron des Farns. Und der Teufel sorgt auch dafür, dass niemand so leicht an den Samen kommt. Mit List und Tücke weiß er das immer wieder zu verhindern.

Die zwei Bauernburschen kratzte das nicht.

"Uns kann nichts schrecken", lachten sie. "Gleich was kommt: Wir erwischen sie schon – die Teufelsfeder. Und dann haben wir ein gutes Leben!"

Im Wald hatten sie sich schon einen Platz ausgeschaut, wo viel Farn wuchs. Gleich dahinter würden sie sich verstecken. Dann konnte eigentlich nicht mehr viel schiefgehen – sollte man meinen!

Der Mensch denkt, und Gott lenkt – heißt es. Und was ist mit dem Teufel? Der begnügt sich nicht mit dem Lenken. Der legt sich heftig ins Zeug, wenn’s um seine Angelegenheiten geht ...

Der kurze Moment, wenn der Farn blüht

Die Burschen lauerten also in ihrem Versteck. Sie konnten die Nacht kaum erwarten. Zur Sommersonnenwende ist es allerdings lange hell, sehr lange. Aber langsam kam sie dann doch, die Nacht. Und je länger die Schatten wurden, desto nachdenklicher wurden auch die zwei Burschen. Noch ein Schluck vom Zwetschgernen und noch einen und noch einen. Wunderbar, so ein Schnaps. Da wurde einem gleich warm ums Herz. Endlich war es stockfinster. Der Mond leuchtete durch die Äste. Es ging gegen Mitternacht. Jetzt hieß es aufpassen: Nur den Moment nicht versäumen, den einen Moment, in dem der Farn blüht und sich der winzige kleine Samen zeigt.

Das Herz rutschte in die Hose

Da kam wie von weit her Wind auf. Eigenartig, dabei war es sternenklar! Der Wind frischte auf, wurde stürmischer und lauter. Jetzt war ein Pfeifen in der Luft, dann ein Brüllen und Toben. Äste peitschten gegen die Burschen. Da – ein Krachen! Ein Baum sackte um. Der Sturm wurde aber immer noch wilder. Äste, Gräser, Blätter, alles mögliche Zeug wurde durch die Luft gewirbelt. Das Toben nahm kein Ende. Im Gegenteil: Es legte immer noch zu. Den Burschen war vor lauter Angst längst das Herz in die Hose gerutscht. Fort – nur fort von hier! Ja, das war der einzige Gedanke. Kurz war es still!

"Mir langt’s!", schrie der Eine. "Komm mit! So lang’s noch geht!"

Er packte seinen Kameraden, riss ihn in die Höhe – und war auf und davon. Der Zweite aber stolperte am Weg. Nichts war da zu sehen. Kein sicherer Tritt. Und schon landete er in einem Graben. Da war alles sumpfig und morastig! Rund um ihn tobte der Sturm. Der wuchs sich jetzt wieder zu einem Orkan aus. Verzweifelt hielt sich der Bursch die Hände über den Kopf. Er schützte sich so gut es irgendwie ging. Um Himmels willen! Warum hatte er sich nur darauf eingelassen. Schließlich sackte er ohnmächtig zusammen. Als er wieder zu sich kam, war alles friedlich und ruhig. Der Mond leuchtete vom Himmel als ob nie etwas geschehen wäre. Mühsam wand sich der Bursch aus dem Graben. Da und dort ein blauer Fleck und eine blutende Schramme. Wirklich verletzt war er nicht. Gott sei Dank! Jetzt wollte er nur noch nach Hause – sonst nichts.

Der Weg durch den Wald war gar nicht so schwer zu finden. Weiter, nur weiter, zurück nach Hause. Am Waldrand sah er ein Leuchten. Das kam aus der Erde. Eigenartig. Er wischte sich über die Augen. Dort beim Stadel leuchtete es auch. Erst langsam dämmerte ihm, was das war. Irgendwo an seinem Körper musste ein Farnsame sein. Ja, die Teufelsfeder! Sie machte ihn offenbar hellsichtig! Er wusste, mit der Teufelsfeder sah man Schätze in der Erde, die ansonsten für das menschliche Auge versteckt waren. Was für ein Glück! Dann hatte er das alles nicht umsonst mitgemacht. Gleich lief er weiter zum Hof und hinein die Stube. Dort schauten ihn die Hausleute entgeistert an. So dreckig, voller Erde, Morast und blutverschmiert wie er war – da konnte man sich schon schrecken!

"Kommt mit!", rief er. "Ich weiß, wo was zu holen ist!"

Na, damit machte er ihnen Beine! Krampen und Schaufeln waren schnell geschnappt – und schon ging’s zum Waldrand. Er – und nur er – sah, wo genau gegraben werden musste. An der Stelle legten sie los mit dem Graben. Das war schon eine Schinderei! Aber immerhin winkte ein Schatz. Wer würde sich da nicht ins Zeug legen.

Natürlich half der Bursch auch selber mit. Der Schweiß floss in Strömen. Bald klebte das Hemd patschnass am Körper. Das war bei der Arbeit hinderlich. Also runter damit. Schlagartig war es aus mit dem Leuchten. Oje! Die Teufelsfeder hatte wohl im Hemd gesteckt. Jetzt war sie weg. Da half es auch nichts, das Hemd wieder anzuziehen. Das Leuchten war nicht mehr zu sehen. Der Schatz allerdings, der musste immer noch da sein. Also gruben sie weiter.

Wirklich kam eine Kiste zum Vorschein. Die war voller Gold. Vor Jahren hatte sie wohl jemand aus Angst vor Raub und Totschlag zur Sicherheit vergraben. Jetzt war sie wieder in guten Händen! Immerhin: Durch die Teufelsfeder waren die Leute am Hof zu Reichtum gekommen. Der wurde gerecht aufgeteilt. Mit etwas Bedacht sollte draus noch Wohlstand werden. So hatten sie ein gutes Leben.

Die Teufelsfeder hatte also doch noch Glück gebracht. Was konnte man sich mehr wünschen?

  

Glöckler, Keramik, Taschenfeiteln: Das ist unser Kulturerbe
Helmut Wittmann   Bild: (Privat)

Der Autor: Helmut Wittmann

Seit mehr als 25 Jahren ist Wittmann Märchenerzähler von Beruf. Auf seinen Antrag nahm die UNESCO das Märchenerzählen in Österreich in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes auf. Wittmann veröffentlichte unter anderem bei Tyrolia "Sagen aus Oberösterreich" und bei Ibera "Das große Buch der österreichischen Volksmärchen".

Mehr unter maerchenerzaehler.at.

mehr aus Hoamatland

Freies Radio Salzkammergut: Wo seit 25 Jahren die Funken fliegen

Dahoam im Hoiz: Eine Reise in die Vergangenheit

Spitzenküche beim Aichingerwirt: "Die Gerichte entstehen beim Bauern"

Fische im Wandel der Zeit

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen