Singt, Hermänner!
Sie pfeifen auf Instrumente, nicht aber auf den Dialekt. Jetzt bringt die Gesangskapelle Hermann, ein achtstimmiger Männerchor, bissig-ironische Texte des Innviertler Sprachkünstlers Hans Kumpfmüller zum Klingen.
Im siebten Wiener Gemeindebezirk, in der Hermanngasse, stimmen sich acht Männer regelmäßig aufs Üben ein. "Am Anfang lief das sehr leger. Manchmal haben wir gar nicht gesungen, sondern nur Wein getrunken", sagt Bernhard Höchtel, den sie Gesangskapellmeister rufen.
Der 30-jährige Musiker, Komponist und Musikschullehrer hatte sich vor etwa drei Jahren hingesetzt, "um einmal etwas für Männerstimmen zu schreiben". Weil dem Ottensheimer das Hochsprachliche nicht textsicher erschien, lag die Mundart näher. Das würde wohl weniger peinlich klingen, dachte er. Um seine ersten harmonischen Ergüsse auf die Probe zu stellen, berief er "Burschen, die mir zwischenmenschlich nahestanden und in Wien waren" zum vokalen Experiment ein. Die Gesangskapelle Hermann war geboren.
Die zwischen 24 und 31 Jahre alten A-capella-Herrschaften wetzen unverkennbar einen oberösterreichischen Schnabel, wobei sich der Herkunft gemäß das Innviertlerische mit dem Mühlviertlerischen kreuzt. Da es die meisten Hermänner – unter ihnen auch ein Niederösterreicher – zur Fortbildung in die Bundeshauptstadt verschlagen hat, blitzt hie und da auch das wienerische Idiom durch.
Geprägt vom Landesmusikschulwerk (Höchtel: "Wir wären gute Aushängeschilder") und im oberösterreichischen Jugendchor "Academy Singers" verankert, hat sich die Gesangskapelle eine volksmusikalische Nische aufgetan. In der breitet sie hinterfotzigen Wohlklang aus, der bisweilen mit dem Wienerlied liebäugelt.
Wenn der mehrstimmige Männergesang in einem Lied von der Debüt-CD "Ohne Panier" den "Knedl" in den Mund nimmt, so steht der maßlose Verzehr der in geschmacklicher Vielfalt kredenzten teigigen Kugel auch als Metapher für das Finanzsystem. Schließlich spricht man auch vom Knedl, wenn man Geld meint – von dem einige in ihrer Gier den Hals nicht voll genug bekommen können.
Bissiger Kumpfmüller
Für das soeben erschienene Album "mei goaddnzwerg & i" hat sich Gesangskapellmeister Höchtel vom Handwerk des Wortdrechselns zurückgezogen und diese Aufgabe an den Innviertler Dialekt-Sprachkünstler Hans Kumpfmüller abgetreten. "Das habe ich spannend gefunden – weil es auch gemütlicher ist. Beim Texten muss man sich mehr abringen, das Komponieren geht irgendwie leichter", sagt Höchtel.
In seinen bissig-ironischen Gedichten, die fest im ländlichen Raum verwurzelt sind, lässt Kumpfmüller zum Beispiel den Sau-Großbauern ein jammervolles Stoßgebet zum Herrgott schicken, weil ihm der Saupreis zu mager ist. In "hundad heggda" bläht sich ein anderer Landwirt auf, weil er den bösen Bienen den Nektar auf seinem Besitz neidet. Und in der Ballade "du glanawegana", heißt es einleitend, "besingt der schlaue Bauer, wie er sie gerne hätte, die Bewohner unserer Städte".
Höchtel wiederum weiß, was er an der Gesangskapelle Hermann hat: "Wir wollen die oft zu einfach gestrickte Volksmusik weiterentwickeln, neue Elemente hinzufügen – und kritisch bleiben."
Tipp: Mit Liedern ihres neuen Albums "mei goaddnzweag & i" tritt die Gesangskapelle Hermann beim "Wirt z’Bairing" in Altenberg (23. 10., 20 Uhr) und in der Mehrzweckhalle in Brunnenthal bei Schärding (24. 10.) auf.