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Die Steyr, der Fluss des Lebens

03. Oktober 2015, 00:04 Uhr
Steyrschlucht
Durch die Steyrschlucht führt die Route der Kanufahrer. Auch Wanderwege schlängeln sich die Steyr entlang.   Bild: (naturschauspiel.at)

70 Kilometer erstreckt sich die Steyr von ihrem Ursprung in Hinterstoder bis zur Mündung in Steyr. Bewegt wie der Fluss ist auch seine Entwicklung, weiß Gabriel Egger, der einen Abschnitt mit dem Kanu befahren hat.

Die Sonne spiegelt sich auf der Wasseroberfläche, der Blick reicht durch das klare Nass bis auf den Grund. Smaragdenes Grün, wohin das Auge reicht. Der Fluss geizt nicht mit seinen Reizen, obwohl er durch den heißen Sommer wenig Wasser führt.

"Sollte das Boot kentern, habt ihr eure Schwimmwesten an. Es wird kalt, aber es passiert nichts." Herbert Schörkhuber versucht den Teilnehmern der Flussexpedition die Angst vor den Fluten der Steyr zu nehmen. Seit 20 Jahren ist er Rafting-Guide, er kennt Oberösterreichs Flüsse wie seine Westentasche, entdeckt aber doch immer wieder Neues. Das Wasser ist sein Element. "Der Fluss ist wie das Leben. Einmal ruhig, dann wieder hektisch und immer im Auf und Ab", sagt er.

Vom Rinnsal zum reißenden Fluss

Beim Kraftwerk Agonitz, wenige Kilometer außerhalb von Molln, werden die Boote ins Wasser gelassen. Die Kanus, die Platz für drei Personen bieten, wackeln bedrohlich. Der Hinterste muss den Steuermann mimen und zwölf Kilometer lang die Kontrolle über das Gefährt behalten. So lang ist die Strecke bis zur Haunoldmühle Grünburg. Dazwischen liegen Stromschnellen, Schotterbänke und Naturdenkmäler.

fluss des lebens
Bootsfahrt: Kanus erleichtern den Weg durch die Steyr

Es ist nur ein Bruchteil der Strecke, die der Fluss auf seinem Weg durch Oberösterreich zurücklegt. Die Steyr entspringt unter den wachsamen Augen der hohen Karstberge des Toten Gebirges im Talschluss der Baumschlagerreith bei Hinterstoder. Geboren als Rinnsal, wird sie schnell zu einem jungen Bach. Schon früh findet sie Verbündete. Der Weißenbach und die Krumme Steyr unterstützen sie bei ihrer Entwicklung. Die Stimmungsschwankungen stellen auch ambitionierte Wassersportler vor Herausforderungen: einmal fauchend, spritzend und gefährlich beim Wasserfall Stromboding, dann wieder sanft, ruhig und beschaulich an den historischen Mauern von Schloss Klaus vorbei. Wenige Kilometer legt der Fluss noch zurück, bevor ihm der Durchbruch gelingt. Das Kraftwerk "Steyrdurchbruch" ist nur eines von sechs an den Ufern des Gewässers.

fluss des lebens
Sprung: Aus sieben Metern Höhe springen die Teilnehmer in die Steyr.

Vorbei an den menschlichen Einschnitten, breitet sich die Steyr ins Mollner Becken aus. Mit eleganten Pirouetten trudeln dort auch die Kanus ein, gezeichnet von den Abstechern in dichtes Geäst. Obwohl hier beim Wildwasser nur der zweite von sechs Schwierigkeitsgraden erreicht wird, sind die richtigen Ausweichmanöver von Bedeutung. Die Tiefe des Wassers wechselt ständig. Von 30 Zentimetern Tiefe bis zu vier Metern ist es nur ein Wimpernschlag. Links und rechts leuchtet das Konglomeratsgestein in der Sonne.

Naturphänomen Rinnende Mauer

Zum Klettern zu porös, hat es andere Eigenschaften, die den Erkunder der Steyrschlucht begeistern. Bei schönem Wetter steht man unter diesen Felsen buchstäblich im Regen. Das ist keine neue Touristenattraktion, sondern ein seltenes Naturphänomen. Aus der rinnenden Mauer tritt aus bis zu sieben Metern Höhe gestautes Hang- und Grundwasser aus. Mitunter fühlt man sich unter der Traufquelle auch wie im Gebirge. Hier wachsen mit Petergstamm und Zwergalpenrose Hochgebirgspflanzen auf 400 Metern Seehöhe.

Rinnende Mauer   Bild: (OON)

 

Doch nicht nur auf den Wänden, auch im Wasser gibt es besondere Bewohner. Huchen mit bis zu eineinhalb Metern Länge zischen vorbei. So selten, wie man sie sieht, so selten sind sie auch geworden: Die Lachsfische sind vom Aussterben bedroht. Mit etwas Glück zeigt sich auch der elegante Flussuferläufer, der seine Eier in die Schotterbänke der Steyr legt.

"Wer will, darf jetzt springen", sagt Schörkhuber. Nur wenige der Teilnehmer wollen trotz Neoprenanzug in die zwölf Grad kalte Steyr eintauchen. Wärmer ist sie nur selten, auch im heurigen Rekordsommer wurden nur 14 Grad gemessen. "Ich habe auch ein Jahr gebraucht, bis ich mich an das kalte Wasser gewöhnt habe", sagt der Leiter der Flussexpedition. Eine Stunde ist es von hier noch bis zur Haunoldmühle. Mit dem Auto sind es etliche Minuten und Eindrücke weniger. "Wir fahren so oft die Straßen an der Steyr entlang und sind nur Zaungäste. Erst hier im Wasser lernt man dieses Naturjuwel zu schätzen", sagt Schörkhuber, während er sein Paddel für eine Rechtskurve zielstrebig ins Wasser taucht.

fluss des lebens
Eintauchen: Die Wassertemperatur erreicht auch im Hochsommer nur 14 Grad.

Für das Expeditions-Team endet die Reise in Grünburg, die Reise der Steyr geht jedoch weiter – hinein bis ins Alpenvorland. Vorbei an den Badeplätzen von Neuzeug, hinunter in den Wehrgraben. Die wilde, unabhängige Zeit des Flusses hat bei Zwischenbrücken ein Ende: Hier geht er eine Allianz mit der Enns ein. Eine letzte Stromschnelle erinnert an die einstige Stärke, bevor das Grün verblasst und sich der längste Binnenfluss Österreichs ausbreitet. 

Herbert Schörkhuber: Seit 20 Jahren ist der „Geoventure“-Obmann tief mit den oberösterreichischen Gewässern verbunden.

Herbert Schörkhuber, Ternberg
Herbert Schörkhuber   Bild: (Privat)

Expedition Fluss

Die Steyr bietet auf ihrem 70 Kilometer langen Weg durch Oberösterreich zahlreichen Pflanzen und Tieren einen Lebensraum – Wasserratten inbegriffen. Die kommen durch die von „naturschauspiel.at“ in Kooperation mit „Geoventure“ ins Leben gerufene Flussexpedition voll auf ihre Kosten. Wöchentlich können sich bis zu 20 Personen auf Kanus in die kalten Fluten der Steyr stürzen und dabei die Umgebung abseits der Straßen kennenlernen. Nach einer Einführung in die Technik werden von Klaus aus die Eigenheiten der Steyr erkundet.

„Es dauert nicht lange, und die Teilnehmer sind restlos begeistert“, sagt Herbert Schörkhuber. Gemeinsam mit seinem Kollegen Lukas Althuber leitet der 52-Jährige die Expedition. Er kann auf 20 Jahre Rafting-Erfahrung zurückblicken. Für ihn gehe es vor allem darum, das Wasser zu spüren und die uralte Geschichte der Steyr in Verbindung mit Spaß und Spannung zu erleben. Die Chance dazu bietet sich noch bis 18. Oktober.
Informationen unter: naturschauspiel.at und geoventure.at

 

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