Kind aus dem Reagenzglas: „Sonst wäre ich im Nirgendwo“
LINZ. Nina Nosek (9) ist im Reagenzglas entstanden. Eigentlich hatte das Mädchen keine Chance, geboren zu werden. Doch es wollte leben und hat damit seinen Eltern einen Lebenstraum erfüllt.
OÖN: Frau Nosek, warum konnten Sie auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen?
Petra Nosek: Weil ich seit meinem 15. Lebensjahr an Unterleibserkrankungen leide. Verwucherungen, Zysten, Eierstockentfernung, Eileiterentfernung, 21 Operationen. Da war nichts mehr möglich.
OÖN: Sie haben es trotzdem versucht?
Petra Nosek: Aber es hat einfach nicht funktioniert. Es hieß dann von den Ärzten: „Das wird nie etwas werden.“ Dieser Schmerz ist unvorstellbar. Mein größter Wunsch war es, ein Kind zu bekommen, schon seit ich 17, 18 Jahre alt war. Ich liebe Kinder über alles. Ich wollte Säuglingsschwester werden, habe den Beruf aber nicht ergriffen.
OÖN: Weil Sie Angst davor hatten, mit Babys zu arbeiten, aber selbst nie eines bekommen könnten?
Petra Nosek: Ja, das hätte ich nie verkraftet.
OÖN: Dann haben Sie sich entschlossen, es auf künstlichem Wege, also mit der Befruchtung einer Eizelle im Reagenzglas, zu probieren.
Petra Nosek: Ja. Insgesamt haben wir es viermal probiert. Du spritzt die Hormone, nimmst 20 Kilo zu – für nichts. Etwa 14.000 Euro haben ich und mein Mann in dieses „Projekt“ investiert. Ich dachte: Ich will ein eigenes Kind, oder ich lasse es bleiben. Dann ist es dir nicht vergönnt.
OÖN: Warum hat es gerade Nina „geschafft“?
Petra Nosek: Weil sie ein sehr fröhliches, aufgewecktes, energisches Kind ist.
Nina Nosek: Ja, ich habe große Freude am Leben. Manchmal denke ich mir schon, dass ich etwas Besonderes bin. Manchmal kann ich es gar nicht glauben, dass ich künstlich bin. Zum Glück gibt es so etwas, sonst wäre ich im Nirgendwo.
OÖN: Erlaubt dir die Mama viel?
Nina Nosek: Nicht alles.
OÖN: Wann haben Sie Nina gesagt, wie sie entstanden ist?
Petra Nosek: Sie war sieben Jahre alt. Wir haben daraus nie ein Drama gemacht und es ihr erklärt. Da war die Eizelle von der Mama und der Papa hat auch seinen Teil dazu gegeben. Und das wurde dann eben vermischt und ist in meinem Bauch gewachsen.
Nina Nosek: Ich habe es gleich verstanden, es war irgendwie normal. Meine Freundinnen haben zuerst komisch geschaut. „Was, du bist künstlich?“ Aber, schön langsam haben es die auch verstanden.
OÖN: Ist Nina durch die schmerzvolle Vorgeschichte, was Ihre Versuche ein Kind zu bekommen betrifft, auch für Sie etwas Besonderes?
Petra Nosek: Ja. Ich hatte am Anfang extreme Verlustängste. Wir haben es nach der Nina auch noch probiert, aber es ist nichts mehr geworden. Der Primar an der Kinderklinik hat, was Nina betrifft, immer von einem Glücksfall gesprochen. Er hätte fast seinen Kopf verwettet, dass das nichts wird.
OÖN: Sie waren hart an der Grenze, die Ihre Verlustangst zum psychischen Problem gemacht hat.
Petra Nosek: Man muss aufpassen, ja. Und das loslassen fällt mir heute noch extrem schwer.