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Erniedrigt, missbraucht, verprügelt: Ein Internatszögling klagt an

Von Alfons Krieglsteiner, 02. Juli 2011, 00:04 Uhr
Erniedrigt, missbraucht, verprügelt Ein Internatszögling klagt an
„Möchte neues Leben beginnen“: Buchautor Hoffmann Bild: (Stöbich)

LINZ. Als Wolfgang Hoffmann (51) elf Jahre alt war, schickten ihn seine Eltern ins Knabenkonvikt Waidhofen/Ybbs. Vor ihm lag ein Leidensweg, über den er nun ein Buch geschrieben hat: „Internatsgeschichten“, erschienen im Freya-Verlag (12.90 Euro). Die OÖN haben mit ihm gesprochen.

OÖN: Welche Erinnerungen verbinden Sie mit damals?

Hoffmann: Erinnerungen an sexuelle Erniedrigung und körperliche Gewalt. Vor allem die jüngeren Schüler wurden in dem staatlichen Internat, das 1994 aufgelöst wurde, drangsaliert. Es begann am ersten Schultag: Der Direktor baute sich im weißen Ärztekittel vor uns auf, wir mussten ihn mit Herr Doktor anreden, dabei war er gar kein Mediziner, sondern hatte Germanistik studiert. Dann hat er uns überall angefasst, besonders an den Genitalien. Das hat sich regelmäßig wiederholt.

OÖN: Konnten Sie sich niemandem anvertrauen?

Hoffmann: Ich habe mit niemandem darüber geredet, auch nicht mit meinen Eltern, die weit weg waren und beruflich genug um die Ohren hatten. Und der Direktor war ja auch unantastbar. Der Soziologe Wolfgang Rohm, Berater in der o.ö. Kinder- und Jugendanwaltschaft, hat Ähnliches erleiden müssen. Er war damals mein Klassenkamerad.

OÖN: Haben Sie auch anderen Erziehern etwas vorzuwerfen?

Hoffmann: Einigen. Am schlimmsten war’s im Internat. Einer der Erzieher, ein ehemaliger Schneidermeister, hat ständig geprügelt, auch eine junge Erzieherin. Einen Mitschüler hat sie abgewatscht, nur weil er sein Käsebrot nicht aufessen wollte.

OÖN: Gab es Probleme mit den älteren Kommilitonen?

Hoffmann: Die Schüler der Oberstufe haben sich zweimal die Woche am Gang vor dem Speisesaal im Spalier aufgestellt. Die Kleinen wurden wie bei einem Spießrutenlauf verprügelt, die Erzieher standen daneben und lachten. Manche von uns haben sich vor Angst angepinkelt. Ein Mitschüler wurde so verdroschen, dass die Wand voller Blutspritzer war.

OÖN: Was kreiden Sie den Erziehern am meisten an?

Hoffmann: Dass sie ihrer Aufsichtspflicht nicht nachkamen. Für mich hatte das fatale Folgen: Ich habe im Internat ein chemisches Experiment gemacht, es kam zu einer Explosion, die mich das rechte Auge gekostet hat. Die folgenden Krankenhausaufenthalte zogen sich zwei Jahre hin, nach meiner Rückkehr ins Internat haben mich alle gemieden.

OÖN: Haben Sie trotzdem in Waidhofen maturiert?

Hoffmann: Ich habe die Schule verlassen und die Reifeprüfung an einer Maturaschule in Wien nachgeholt.

OÖN: Brachten Sie Ihr Leben danach „auf die Reihe“?

Hoffmann: Ich lernte Gitarre, fand Kontakt zur Austropop-Szene. Nach einer betriebswirtschaftlichen Ausbildung machte ich mich als Hotelier auf Schloss Kassegg im Gesäuse, wo ich aufgewachsen bin, selbstständig, wurde später Unternehmensberater und Internetprovider.

OÖN: Und heute?

Hoffmann: Ich musste mich 2010 wegen schwerster Depressionen in der Landesnervenklinik behandeln lassen, lebe derzeit im K5-Überbrückungswohnheim von pro-mente in Linz. Jetzt möchte ich ein neues Leben beginnen. Gerechtigkeit gibt es bis heute nicht, das Ministerium lehnt jede Verantwortung für die damaligen Vorkommnisse ab.

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12  Kommentare
12  Kommentare
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nirwana (1.129 Kommentare)
am 08.07.2011 14:48

gibt es zu viele Mitglieder bei diesem kriminellen Verein Kirche, bitte heute noch aus der Kirche austreten!

Diese kriminellen Machenschaften werden von der röm.kath. Kirche vertuscht und diese kriminellen Bischöfe, Kardinäle, Priester usw. sitzen noch immer nicht hinter Gitter.
Das neue amerikanische Buch, "der Fall des Papstes", gibt Aufschluss über die Schandtaten, die der Papst mit seiner Crew begangen hat.

Der Papst, der alles vertuscht und sich hinter den fetten Mauern des Vatikan versteckt, schweigt sich aus. Dieser scheinheilige Pharisäer und Schriftgelehrte soll endlich die Konsequenz ziehen und auf der Stelle zurücktreten.

Jesus hat diesen Verein Kirche längst verlassen, das scheinheilige Getue, es war einfach nicht sein Weg.

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rotbraun (1.839 Kommentare)
am 02.07.2011 14:41

... das diese Misshandlungen in die Oeffentlichkeiten gebracht werden.
Die Geschaedigten sind KEINE Versager und beschuldigen keine Anderen. Moechte nur Wissen wieviele Misshandlungen in den eigenen vier Waenden geschehen... ?????

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 02.07.2011 12:07

buch mehr........

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susisorgenvoll (16.656 Kommentare)
am 02.07.2011 14:21

zum Zweiten wird es genug Interessenten geben, die Ähnliches mitgemacht haben und zum Dritten kostet dich dieses Buch NULL! Also weshalb regst du dich auf?

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( Kommentare)
am 02.07.2011 09:39

... vergleichsweise die Erfahrungsberichte seiner damaligen Mitschüler und auch der Grund für die kollektive, 40 Jahre dauernde Schweigsamkeit!

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susisorgenvoll (16.656 Kommentare)
am 02.07.2011 14:22

weil die meisten das verdrängen wollen! Manchen gelingt es besser, anderen weniger und manchen auf Dauer gar nicht, wie man sieht!

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feuerkogel (6.578 Kommentare)
am 02.07.2011 08:51

..ist schon ein breiter weg. und nach 40 jahren kommen dann solche erinnerungen hoch.
ja, not macht erfinderisch und schuld sind immer die anderen.

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susisorgenvoll (16.656 Kommentare)
am 02.07.2011 14:27

dem in einem so genannten "Eliteinternat" Ähnliches widerfahren ist! Ich schon. Den Namen dieser Einrichtung nenne ich nicht, aus gutem Grund. ABER die, die im Internat sein mussten und nciht extern sein konnten, sind großteils Alkoholiker, Rauschgiftsüchtige oder schwul geworden!! Es ist eine Tatsache, die mir viele Homosexuelle bestätigt haben, dass sie durch Missbrauch in der Kindheit so geworden sind! Es gibt auch in dieser Beziehung das so genannte Stockholm Syndrom! Ich teile zwar nicht die Meinung eines Herrn Wagner, aber diese Internate waren eine Art KZ für die bedauernswerten Kinder!!!!!

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Bergonzi (4.578 Kommentare)
am 02.07.2011 08:11

am eigenem Versagen haben immer! die Anderen schuld!(Vater, Mutter, Arbeit, Erzieher, Religion , Politik.... jemanden findet man immer!

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susisorgenvoll (16.656 Kommentare)
am 02.07.2011 14:29

jemanden zu verurteilen, den ihr nicht kennt! Und habt keine Ahnung, was diese Kinder damals mitgemacht haben! Ich kenne viele dieser Fälle und es war ganz schlimm!!! Diese Erlebnisse verfolgen diese Menschen ihr ganzes Leben lang!

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gutmensch (16.664 Kommentare)
am 02.07.2011 14:36

alle vier.

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( Kommentare)
am 02.07.2011 15:00

Wichtigmacher und Neidhammeln.Oder eben nicht empathiefähig.In der Erziehungsanstalt Gleink hatten wir auch solche Gestalten. Wir nannten sie "Griesler" - sie krochen den Erziehern in jede nur denkbar mögliche Körperöffnung. Inwieweit die Geschichte des Herrn stimmt weiß ich nicht, da ich erst das Buch lesen werde, aber als ehemaliger "Gleinker Bua" kann ich mir vieles vorstellen.

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