Lange Nacht der Kirchen: Nur der Wettergott war nicht gnädig
LINZ. Den direkten Draht »nach oben« sollten die Organisatoren der Langen Nacht der Kirchen eigentlich haben, möchte man meinen. »Ich an deren Stelle würde mich beim Chef beschweren«, konnte sich der eine oder andere Besucher angesichts des strömenden Regens, der pünktlich zur sechsten Auflage eingesetzt hatte, deshalb auch nicht verkneifen.
Die mit dem direkten Draht nahmen es aber gelassen: „Ach mei, der liebe Gott kann es ja sowieso nicht allen recht machen“, so die Barmherzige Schwester Christiana mit einem breiten Grinsen. „Der Regen ist ja schon so dringend notwendig.“ Sie konnte er jedenfalls nicht davon abhalten, auch dem Klostermarkt vor dem Neuen Dom in Linz einen Besuch abzustatten und das Bio-Brot zu verkosten.
70.000 Kirchgeher
Rund 70.000 andere taten es der Schwester gleich und kamen am Freitag in die 130 Kirchen und Kapellen, die in ganz Oberösterreich bis Mitternacht ihre Pforten offen und ein breit gefächertes Programm bereithielten: Alte Musik in der Martinskirche auf dem Römerberg, junge Musik in der Kirche der Kreuzschwestern, Diskussionen, Lesungen und Konzerte in Kirchen von Andorf bis Ulrichsberg. Und ein Blick hinter die Kulissen so manchen Gotteshauses.
„Eine schöne Veranstaltung“, meinte auch Dompfarrer Maximilian Strasser, die Bibel unter der Jacke vor dem Regen schützend. Auch wenn er selbst so eingespannt war, dass er keine Gelegenheit hatte, anderen Kirchen einen Besuch abzustatten.
„Himmelskleid“
Jeglicher selbst auferlegte Stress, möglichst viele Veranstaltungen zu besuchen, fiel beim Anblick des „Himmelskleides“, in das der Neue Dom gehüllt wurde, aber ohnehin augenblicklich ab. Wenn sich hunderte Menschen mitten in der Nacht in ein Gotteshaus setzen und versonnen an die Decke schauen – das ist die Lange Nacht der Kirchen. Die Lichtinstallation ließ den Regen Regen sein und Hektik vergessen. Und auf nächstes Jahr hoffen. Denn natürlich war die Nacht wieder zu kurz.
Dank dem sintflutartigen Wolkenbruchs bei der Kartenausgabe war es heuer kein Problem, ohne stundenlanges Schlangenstehen zu den Wunschkarten zu gelangen...