Auf Zeitreise mit der Pöstlingbergbahn
LINZ. Am 29. Mai 1898, dem Pfingstsonntag, wurde die Pöstlingbergbahn eröffnet. Heute, exakt 111 Jahre später, geht die neue Pöstlingbergbahn in Betrieb. Sie fährt nun bis auf den Linzer Hauptplatz.
„Um 7 Uhr 36 Minuten erfolgte die Abfahrt des ersten Trains, dessen Motorwagen Nr. 4 mit Fahnen und Reisig decoriert war ... Das Wetter war das denkbar schlechteste, und sogenannter Schnürlregen, sowie ein geradezu orkanartiger Wind machte das Sitzen in dem offenen Motorwagen etwas unangenehm“, berichtete die „Tages-Post“, die Vorgängerin der OÖNachrichten, am 1. Juni 1898 über die Eröffnung der Pöstlingbergbahn.
Der Bau hatte 1897 begonnen und erfolgte im wesentlichen auf der von Josef Urbanski festgelegten Trasse. 1895 gründete Carl Beurle das „Consortium für die Errichtung elektrischer Anlagen in Linz“. Die Vereinigung baute ein Kraftwerk, elektrifizierte die Straßenbahn und errichtete die Pöstlingbergbahn.
Der Pöstlingberg war bereits seit dem 18. Jahrhundert beliebtes Ausflugsziel. Die Bergbahn wurde aber nicht nur für Ausflügler errichtet, sondern auch als Werbung für den elektrischen Strom, ebenso das Bergbahn-Hotel, das heutige Pöstlingberg-Schlössl.
Mit Hand und Ochsen
Die Bauarbeiten erfolgten händisch, Antriebsquelle der Fuhrwerke waren Ochsen. Als Bergstation wurde der Turm IV der Maximilianischen Befestigung umgebaut.
Die Wagen
Ursprünglich war die Bergbahn nur als Sommerbahn geplant. Als die Bahn aber doch bis Dezember fuhr, schaffte die „Tramway- und Elektrizitätsgesellschaft Linz-Urfahr“ (TEG) 1899 zusätzlich zu den sechs offenen Sommer- zwei geschlossene Winter-Triebwagen an.
Die Entgleisung
Am 24. Jänner 2005 entgleiste bei der Haltestelle Schableder ein Wagen der Pöstlingbergbahn. Daraufhin begann eine Diskussion über die Sicherheit. Der Linzer Bürgermeister Franz Dobusch machte schließlich den Vorschlag, die Pöstlingbergbahn umzubauen und bis auf den Hauptplatz zu verlängern.
Schloss Hagen
Das Schloss Hagen war eines der markantesten Gebäude von Urfahr. Im Frühjahr 1963 wurde es abgerissen. Auf dem Schloss-Areal wird die neue Anton-Bruckner-Universität errichtet. Nicht nur für die Bewohner des Pöstlingbergs, sondern auch für die Studenten der neuen Bruckner-Uni wird die Pöstlingbergbahn somit zum Nahverkehrsmittel.
Die Talstation
Der Bergbahnhof in der Landgutstraße in Urfahr hat mit dem Umbau der Bahn seine eigentliche Funktion verloren. Bahnhof und Remise baute die Linz AG zu einem Museum um. Angeboten werden dort auch kurze Fahrten mit den Sommerwagen, die im Normalbetrieb nicht mehr eingesetzt werden.
29. Mai 2009
Ab heute fährt die Bergbahn bis auf den Linzer Hauptplatz. Die ursprünglich 2,9 Kilometerlang Strecke ist nun 4,14 Kilometer lang. Vorerst fahren nur die drei neuen Garnituren.
Wenn hier im Text steht, dass Herr Dobusch eine Entgleisung znm Anlass nahm, dann müsste man die tälerne Straßenbahn schon lange einstellen und neu bauen. Hier sind schon öfters Straßenbahnen aus den (flachen) Schienen gesprungen, jedesmal sogar mit Todesopfern.
Aber nein, diese sichere, neumodische Technik wird jetzt auch bei der Pöstlingberg-Straßenbahn verwendet. Bin schon gespannt, wie sich die Magnetbremsen dann am Erdboden - oder im Abgrund - festbeißen. Ich hab den alten Zangenbremsen der historischen Bahn mehr vertraut.
PS: Liebe Grüße nach San Franzisko, wir können sicherlich auch die Cable Car kaputtmodernisieren!
Das Design finden ja viele eh ganz in Ordnung, mir gefällts auch ganz gut.
Ein großer Rückschritt ist allerdings, dass bei der Neuplanung (!) der Wägen keine Fahrradmitnahme mehr vorgesehen worden ist. 110 Jahre war die Fahrradmitnahme möglich, nun im Jahre 2009 nicht mehr. Wieso? Keine Ahnung.
Ich habe gehört, dass die Herstellerfirma der neuen Wägen NATÜRLICH eine Fahrradmitnahme technisch umsetzen hätte können, aber es gab wahrscheinlich halt einfach die Vorgabe der Linz-Linien: "Keine Fahrradmitnahme vorsehen!"
Die Bahn wird sicher nicht immer ausgelastet sein, v.a. abends - dass man da nicht z.B. je nach vorhandenem Platz (fast leere Bahn) als Bewohner sein Fahrrad mitnehmen kann, ist eigentlich sowas von rückständig, wenn man sich neue Bahn-Konzepte in anderen Städten ansieht.