Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Zu Gast bei Österreichs ältester Wirtin

Von Magdalena Lagetar, 13. Februar 2016, 00:05 Uhr
Bei Österreichs ältester Wirtin
Frieda Stranzinger feierte kürzlich ihren 98. Geburtstag. Geistig und körperlich ist sie noch fit. Täglich liest sie Zeitung und informiert sich. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Frieda Stranzinger ist 98 Jahre alt. Sie hilft in ihrem Gasthaus zur Kaiserlinde in Polling noch tatkräftig mit.

Eine zierliche, ältere Frau räumt im urigen Gasthaus zur Kaiserlinde gerade schmutzige Gläser in den Geschirrspüler, wischt sich die Hände in der Schürze ab und verschwindet flink in der Küche. Dass diese Frau vor kurzem ihren 98. Geburtstag gefeiert hat, ist kaum zu glauben. Doch Frieda Stranzinger aus Polling (Bezirk Braunau) hat tatsächlich schon so viele Jahre auf dem Buckel. "Jeder erwartet eine echte Greisin", sagt die Wirtin und lacht. Natürlich folge nach der Verwunderung über ihr Alter auch immer die Frage, was sie bloß mache, um noch so fit zu sein. "Arbeiten!" ist ihre Antwort. Und das tut die gebürtige Pollingerin schon fast 70 Jahre lang in ihrem Gasthaus, das Tochter Elfi 1988 übernahm.

Freche Gäste, gutes Kontern

Den Kochlöffel hat die rüstige Frau noch immer nicht zur Seite gelegt und hilft in der Küche, aber auch in der Gaststube regelmäßig mit. Dazu zählt auch Geschirrabräumen. "Das kann sie gar nicht stehen lassen, sehen Sie", sagt Stammgast Josef Haberfellner aus Burgkirchen. Er hat gerade fertig gespeist, schon ist Frieda Stranzinger auf den Beinen und räumt den leeren Teller ab.

Bei Österreichs ältester Wirtin
Regelmäßig steht Frieda Stranzinger in der Wirtshausküche. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Regelmäßig steht Frieda Stranzinger in der Wirtshausküche.

Sauberkeit und Ordnung sind für sie das Wichtigste, nicht nur in der Küche, sondern auch privat. Sehr diszipliniert sei sie schon immer gewesen, sagt sie. Gearbeitet habe sie auch immer. Und gelacht. Meist mit ihren Gästen. "Bei uns ist niemand auf den Mund gefallen, das gefällt mir." "Und dass du dich regelmäßig hinlegst, hast vergessen!", wirft ein Stammgast ein. "Ich bin ja nicht wie du!", kontert die Wirtin. Denn Mittagsschläfchen kennt sie nicht: "Da freut mich ja das Aufsteh’ sicher nicht mehr!"

Dass sie einmal Wirtin werden würde, hätte sie sich als junges Mädchen nie gedacht. Sie wurde 1918 in Polling geboren, 1925 zog die Familie nach Hörsching. Dort hatten sie ein Sägewerk und eine Landwirtschaft zu betreuen, natürlich glaubte auch Frieda Stranzinger, dass sie einmal eher in dieser Branche Fuß fassen wird. Doch wie das Leben so spielt, kehrte sie der Liebe wegen an ihren Geburtsort zurück, in dem auch noch ihre Großeltern lebten.

"Nicht immer jammern!"

Ihr Mann Walter war Lehrer, zuletzt in Altheim. Seine Eltern führten damals das Gasthaus zur Kaiserlinde, Frieda Stranzingers Gatte aber hatte kein großes Interesse, es fortzuführen. "Sie haben uns nie gedrängt, es zu übernehmen, aber man hat einfach gemerkt, dass sie es sich wünschen", erinnert sich die 98-Jährige. Also trat Frieda Stranzinger, damals 29 Jahre alt, die Nachfolge an. Kochen hat sie zu Hause, in München und an der Seite ihrer Schwiegermutter gelernt. Bereut hat sie diese Entscheidung noch nie. "Das ist einfach das Richtige für mich", sagt sie. Dass viele Wirte über die neuen Regeln jammern, weiß sie. Aber die Wirtin findet: "Man muss sich einfach immer der Zeit anpassen. Was sich alles schon geändert hat in den vergangenen Jahren! Da muss man einfach auf dem Laufenden bleiben, um mithalten zu können." Und immer freundlich bleiben, das sei ihr Motto.

Bei Österreichs ältester Wirtin
Den Zapfhahn bedient sie schon seit 1947. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Den Zapfhahn bedient sie schon seit 1947.

"Ich bin zufrieden mit meinem Leben. Ich hoffe auf noch einige schöne Tage hier in unserer schönen Umgebung und im Gasthaus", sagt sie, denn ans Aufhören denkt sie nicht: "Solange ich noch kann und g’sund bin." Ein bisschen traurig stimmt sie aber schon, dass es noch nicht gewiss ist, wie es mit dem Gasthaus später weitergeht. Denn noch ist kein Nachfolger für Tochter Elfi in Sicht. Aber mit trüben Gedanken hat sich Frieda Stranzinger ohnehin nie lange aufhalten lassen, dazu lacht sie einfach zu gerne.

Von Lob zu Tränen gerührt

Vor kurzem wurde Frieda Stranzinger die Wirtschaftsmedaille verliehen. "Das freut mich so für die Mama, sie hat es sich wirklich verdient", sagt Tochter Elfi und alle anwesenden Stammgäste nicken. Das rührt die 98-Jährige zu Tränen. Denn die Verleihung war eine echte Überraschung, genauso wie der viele Besuch an ihrem 98. Geburtstag. "Ich hab’ so viele Blumen und Geschenke bekommen und so viele sind gekommen, um mir zu gratulieren", sagt sie und richtet noch einmal ein großes Danke an alle Gratulanten aus. Obwohl sie eigentlich täglich kocht – und zwar alles –, hat sie an ihrem Ehrentag aber andere ans Werk gelassen. "Die haben gesagt, heute soll ich mich mal ausruh’n!" Das geschieht sonst eigentlich nur, wenn Mutter und Tochter einmal im Jahr Urlaub machen. Vor Flugreisen hat die 98-Jährige übrigens absolut keine Angst, jedes Jahr geht es mit dem Flieger in Richtung Süden.

Bei Österreichs ältester Wirtin
Andenken an verstorbene Familienmitglieder Bild: VOLKER WEIHBOLD

Andenken an verstorbene Familienmitglieder

mehr aus Oberösterreich

Phantombildzeichnerin: "In Stresssituationen prägt man sich Gesichter ganz anders ein"

Unfall mit E-Motorrad in Linz: 55-Jähriger schwer verletzt

Kindergarten: Ausbildungsangebote werden ausgebaut

Mutprobe oder nur verfahren? Immer wieder fahren Autos durch Linzer Straßenbahntunnel

Interessieren Sie sich für diesen Ort?

Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

9  Kommentare
9  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
kleinerdrache (9.944 Kommentare)
am 14.02.2016 12:49

Gratuliere der Dame - und “Hut ab“!
Da kann sich der (Chef)redakteur samt seinen 66 Spezi ein Beispiel nehmen!

Schöner Artikel; so etwas hat Vorbildwirkung!!

lädt ...
melden
( Kommentare)
am 13.02.2016 21:47

Eine sehr echte Österreicherin !

P.S: diese charakterstarke Persönlichkeit wählt sicher nicht den Hofer aus Wien.

lädt ...
melden
vjeverica (4.295 Kommentare)
am 13.02.2016 12:25

wow, tolle Frau! Auch die Tochter dürfte ja inzw. im Rentenalter sein?

lädt ...
melden
( Kommentare)
am 13.02.2016 12:35

Sie nähert sich dem Rentenalter, und zwar von unten.

lädt ...
melden
Gugelbua (31.807 Kommentare)
am 13.02.2016 11:56

auch ich wünsche der Familie alles Gute und nicht von
den EU Schikanen unterkriegen lassen grinsen

lädt ...
melden
capsaicin (3.816 Kommentare)
am 13.02.2016 07:39

bemerkenswert ihre aussage:

"Man muss sich einfach immer der Zeit anpassen."

woran viele halb so alte berufsgenossen und andere scheitern, nämlich versuchen, sich ändernden bedingungen anzupassen, dürfte der agilen wirtin sehr gut gelungen sein !

schon aristoteles wusste:

"wir können wind & wetter nicht ändern, aber die segel anders setzen !"

conclusio: vorbildlich...

lädt ...
melden
tarantella (876 Kommentare)
am 13.02.2016 01:12

Hut ab vor den beiden Stranzinger Damen. Die Tüchtigkeit hat Elfi von ihrer Mama in die Wiege gelegt bekommen. Ich wünsche der Familie weiterhin alles Gute! Es ist eine Freude so etwas zu lesen. Danke für den Bericht.

lädt ...
melden
( Kommentare)
am 13.02.2016 06:32

Volle Zustimmung.

lädt ...
melden
( Kommentare)
am 14.02.2016 10:40

Auch Hut ab
Aber gibt es nicht Maurer o.Zimmer o.Tischler auch?

lädt ...
melden
Aktuelle Meldungen