Wenn über Hallstatt die Sonne nicht mehr aufgeht
HALLSTATT. Die Berge rund um die Welterbegemeinde sind so hoch, dass ein Teil des Ortes im Winter im Schatten versinkt.
Am 27. November um 11.14 Uhr ging für Karl Wirobal das letzte Mal in diesem Jahr die Sonne auf. Nur drei Minuten lang streifte die weiße Scheibe hinter der Silhouette des Krippensteins hervor. Danach verabschiedete sie sich für lange Zeit. Das Haus des 72-Jährigen Pensionisten liegt seither ganztägig im Schatten.
Für die Bewohner des Hallstätter Ortsteils Lahn gehört dieses Phänomen zum Winter wie Glatteis oder Lawinensperren. "Hast du noch Sonne? Bei mir ist sie vor zwei Tagen weggegangen." So beginnen in diesen Tagen die Gespräche.
Fahndung nach der Sonne
Als die Hallstätter 5000 Jahre vor Christi Geburt begannen, am Fuß des Dachsteins dem Salz hinterher zu kratzen, wurden sie damit reich. Doch sie nahmen auch einiges in Kauf. Eingepfercht zwischen See und Fels ist ihr Ort so eng, dass der Friedhof zu klein ist, um Toten die ewige Ruhe zu gewähren. Und auch der Sonne wird es im Winter zu eng. Zum Ortsteil Lahn dringt sie dann nicht mehr durch.
Scherzbolde haben deshalb Fahndungsplakate auf eine Scheune beim Gasthaus Hirlatz genagelt. "Gesucht wird die Sonne", steht darauf. "Es handelt sich um ein gelbes Objekt, das Wärme, Licht und ein Prickeln auf der Haut erzeugt. Wer sie gesehen hat, bitte melden!"
Karl Wirobal beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Hallstatts Schattentagen. "Es gibt Häuser, wo mehr als 120 Tage im Jahr, also ein Drittel des Jahres, keine Sonne scheint", sagt er. Der Hallstätter war Bergmann, Konstrukteur und später Betriebsleiter der Saline, außerdem Universitäts-Assistent und zuletzt HTL-Lehrer. In akribischer Tüftelei hat er vor einigen Jahren eine Tabelle erarbeitet, die jedem der rund 50 Hausbesitzer in Lahn exakt mitteilt, an welchem Tag für ihn die sonnenlose Zeit beginnt und wann sie wieder aufhört.
Im Jahr 2005 hätte der damalige SP-Bürgermeister Peter Scheutz fast eine Lösung gefunden. Er dachte laut über die Installierung eines beweglichen Riesenspiegels auf der anderen Seite des Hallstättersees nach, um vom Sarstein aus den ganzen Ort im Winter mit Sonnenlicht versorgen zu können. Scheutz selbst hat zuhause zwischen 2. November und 8. Februar keine Sonne. Experten schätzten die Kosten des Projekts damals auf rund 1,5 Millionen Euro. Man hörte nie wieder etwas davon.
Peter Scheutz’ Nachfolger Alexander Scheutz (andere Familie, gleiche Partei) hält die ganze Sonnendiskussion ohnehin für überzogen. "Nirgendwo in Oberösterreich ist im Winter das Wetter schöner als bei uns", sagt er. Und man muss ihm recht geben. Wenn über Gmunden oder über dem Zentralraum wochenlang Nebelglocken hängen, freuen sich die Hallstätter über strahlend blauen Himmel. Der Grund: Kalte Luftmassen, die permanent vom Dachsteingletscher herab strömen, schieben Nebelbänke am Hallstättersee verlässlich talabwärts. "Wir haben geschätzte zwei Nebeltage im Jahr", behauptet Karl Wirobal.
Bewegung im Freien
Auch Mediziner wollen die Situation in Hallstatt nicht überbewerten. "Ein Mangel an Sonnenstrahlen kann zwar zu Depressionen führen, und auch für die Bildung von Vitamin D ist direktes Sonnenlicht nötig", sagt Bernhard Mayr, Primar für Innere Medizin im Salzkammergut-Klinikum Gmunden. "Aber auch Menschen, deren Haus im Schatten liegt, bewegen sich in der Regel genug in der Sonne."
Es gäbe auch Vitaminpräparate, doch Mayr hält Spaziergänge oder Sport im Freien für die beste Prophylaxe. "Das ist auch in anderer Hinsicht gesund", so der Arzt. Tatsächlich gibt es in Hallstatt Rastbänke an sonnigen Stellen, an denen sich Spaziergänger im Winter gerne treffen, um zu plaudern und Licht zu tanken.
Karl Wirobal bevorzugt Skitouren. Und am 15. Jänner scheint ohnehin wieder die Sonne auf sein Haus. Von 11.36 bis 11.39 Uhr.
Ich hab schon geglaubt, dort ist die Sonne vom Himmel gefallen
In Dänemark oder irgendwo da oben wurde ein Spiegel oberhalb des Berges installiert der für einiger Zeit die Sonne auf den hauptplatz scheinen lässt.
http://oe1.orf.at/artikel/202639
Andere hätten im Kammergut zwar theoretisch Sonne, sehen diese aufgrund des bodennahen Nebels auch wochenlang nicht.
Stimmt!
Heute scheint aber (ausnahmsweise) die Sonne bei uns - juhuuu!!
an Superheld,
mir gefällt eure alte Art noch immer "das Kammergut" zu sagen. Der Ausdruck stammt ja von der eigenen "Kammer" der Steuersouverenität dieser, eurer Gegend. Wir haben eigentlich nur vom Geografischen "Salzkammergut" gelernt. Woher diese Beizeichnung stammt wurde uns nicht vermittelt. Haltet diesen Ausdruck "das Kammergut" aufrecht.
Ich dachte an die Wirtschaftskammer.
Liebe Hallstätter: Machts halt wie die Ebenseer einen Fetzenzug aber nicht in Dubai, dann könnts Euch die Sonne ins Herz bürtschtln :-D
Manchen passt schier gar nichts, wenn was in der Zeitung geschrieben steht. Es steht soviel drinnen, dass sicher für jeden irgend etwas passendes dabei ist. Für gibt es auch nicht lesenswertes. Aber deshalb der Zeitung Schuld zuweisen?
Nun ich habe einen Nussbaum vor meinem Haus stehen. Im Sommer Schatten und im Winter kann die Sonne durch. Die Nüsse teil sich die Eichhörnchen, die Krähen, die Elstern und wir. Ob zu gleichen Teilen kann ich nicht behaupten. Ich habe jedoch für uns genug.
Das Laub, das teilen wir uns nicht. Das muss ich alleine wegräumen.
wems zu finster ist sollte sich bei den Norwegern befragen, die überstehen die dunkle Zeit mit viel Alkohol
viele leider auch nicht (Selbstmordrate). Hab aber gehört, denen geht die dauernde Helligkeit weit mehr auf die Nerven...
Es gibt auch einen Sager über Stellen im Körper wo die Sonne nie scheint....
Auch ich habe an meinem Wohnort mehr als 50% des Jahres keine Sonne.
Das könnte ich an das "Österreich"-Blattl um 10.000 Euro als Exklusivstory verkaufen
Alterswohnsitz im sonnenstundenreichen Stephansdom-Bischofsstädtchen Lesina (Inseldalmatien)empfehlenswert!
Ganz verstanden hast du meinen Beitrag nicht...
Ist doch ein interessantes Angebot. Leg noch die Exklusivrechte für ein in China umgefallenes Rad drauf und ich wette, die OÖN können nicht widerstehen.
Aufi aufn Berg - da is gnua Sunn
Manches Mal verblüfft mich die Themenauswahl der OÖN wirklich. Z. B. in diesem Fall. Vielleicht noch ganz kurz - mein Haus und das meiner beiden Nachbarn liegt wegen der Waldrandlage von Anfang November bis Mitte März im Schatten. Jedes Jahr übrigens ein wenig länger, da die Bäume ja wachsen. Ist ein Reißer, oder? Da könnte man ja eine Artikelserie machen. Schattendasein - was nun? Evtl. mit täglichem Livestream usw. Also echt Leute. Was hat so etwas in einer Tageszeitung zu suchen?
Möglicherweise hängts mit zuzugwilligen Urlaubern ab, die im Sommerhalbjahr bei schöstem Wetter dort mit Freuden ihr Geld ausgaben, aber als Zweitwohnbesitzer ebengenaudort nicht unbedingt erwünscht sind.
Objekte sind erwiesenermassen in der dunkleren Jahreszeit dort weniger wert als im Sommerhalbjahr, an der der findige Makler die sonnenhungrigen Tagträumer durchaus betrügen kann.
Was einem manch Endemische solcher Schattenlagen durchaus bestätigen können.
Heisst ev., dieser Artikel wurde absichtlich zur 'Ausländerabwehr' in den Schlagzeilen lanciert
Irrtum vorbehalten
Eine Besonderheit ist es allemal, auch wenn es jedes Jahr das Gleiche ist. Warum sollten die OÖN nicht darüber schreiben?
Meine Bäume schützen mich im Sommer vor der prallen Sonne, im Winter dagegen lassen sie die Sonne durch. Und das ohne elektronische Steuerung.
jaog, der Fete100 hat leider einen Wald mit Nadelholzgehölz vor sich, du glücklicher (und weitsichtiger - wenn die Bäume selbst geflanzt) hast Laubbäume
jago soll es heißen
Und Fele - nicht Fete
Fete in Griechenland, das hat was ..
Fele100,
eigentlich melden sich ganz schön viele Forenteilnehmer. Ja, auch du hast dich mit einer Kritik gemeldet. Also sind welche für und welche gegen den Sonnenschein. Für einige war es halt doch interessant, dass in Hallstadt so lange keine Sonne auf Häuser trifft. Ich habe auch nicht daran gedacht. Aber es stimmt. Und ich freue mich über diese Information.
Glaub mir, für mich sind auch Artikel dabei, welche mich nicht interessieren. Das nennt man Pluralismus der Meinungen. Wenn dich gar nichts mehr interessiert an den Beiträgen, dann musst du dir eine andere Zeitung suchen. Für dich wäre vielleicht auch das "Sonnenblatt" interessant. Oder die "Kirchenzeitung", oder den allen bekannten üblichen "Kaiserschmarrn"
Die Wahlen sind vorbei. Es gibt Gott sei danke wieder andere Themen über die Österreich spricht.