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Wenn die Muskeln weinen und das Herz lacht

Von Gabriel Egger, 10. April 2017, 00:04 Uhr

LINZ. Von der Freude zum Schmerz und wieder zurück: Die persönliche Marathon-Geschichte eines OÖN-Läufers.

Wenn nur diese Hitze nicht wäre. Ein kleiner Schluck aus der Plastikflasche, der Rest rinnt langsam den Nacken hinunter. Auch beim Blick auf die weißen Tafeln mit dem Kilometerstand läuft es mir kalt über den Rücken. Noch zehn Mal "Jetzt ist es wieder einer weniger" denken. Der Wind drückt sich gegen den Körper. Als wäre der innere Schweinehund nicht schon Gegner genug.

Die Mimik der Läufer vor, hinter und neben mir verändert sich ständig. Verbissen, mitleiderregend, verzweifelt, zufrieden. Wenn ihre Muskeln Gefühle hätten, sie würden brüllen vor Schmerz. Der Schweiß auf den Waden wären die salzigen Tränen.

Lärmender Beton

Vor mehr als zwei Stunden wurde es auf der Linzer Autobahnbrücke laut. Keine Stimmen, nur das Geräusch von Tausenden Schuhen, die auf den Beton dreschen. Immer und immer wieder. Doppelt aufpassen heißt es auf den ersten zehn Kilometern. Nicht bereits jetzt das Pulver verschießen, nicht auf die Füße des Vordermanns auflaufen. Ein Ameisenhaufen mitten in der Landeshauptstadt. Und alle arbeiten.

Wenn die Muskeln weinen und das Herz lacht
Bild: privat

Kilometer zwölf, Essen auf Rädern. Mein persönlicher Betreuer Michael, der auf dem Rennrad heute mehr Kilometer als die Läufer selbst zurücklegt, serviert die Vorspeise: Energiegel, dazu ein Achterl isotonisches Getränk. Nahrhaft – und grauenhaft. Ich verzichte aufs Dessert.

Zweimal Spaß und Leid

Das Läuferfeld wird langsam dünner, jetzt, kurz vor dem Zieleinlauf der Halbmarathon-Teilnehmer. Die ersten sitzen in der Wiese, können nicht mehr. "Zu heiß heute." Auf der Landstraße fühle ich mich wie ein Kind, dem kurz vor dem unendlichen Genuss die Eistüte aus der Hand fällt. Noch eine Runde, abbiegen Richtung Promenade. Es wird leise – und richtig anstrengend.

Die Umkehrschleife auf der Unionstraße bedeutet einen Lauf in die Ungewissheit. Der Wasserwald, seit meiner ersten Marathon-Teilnahme ein Ort des Grauens. "Der Krampf fährt mir ein, halt mir den Fuß", schreit ein Teilnehmer. Der Ehrgeiz muss warten, zwei Läufer kümmern sich um den Mann, der den Hammer abbekommen hat.

Wenn die Muskeln weinen und das Herz lacht
Bild: Alexander Schwarzl

Mein rechtes Bein zuckt. Michael reicht mir Magnesium, das mich durch den dunklen Wald bringt. Die Kinder, die neben der Strecke auf das Abklatschen warten, zaubern mir ein Lächeln ins Gesicht. Jeder kleine Motivator bekommt ein High-Five.

Am Ende wird alles gut

Kilometer 37, ich könnte ewig weiterlaufen. Kilometer 38, ich mag nicht mehr. Wechselbad der Gefühle, kalte Dusche für den Körper. Der Kreislauf muss auf Touren bleiben. Noch zwei Kilometer, ein Blick in die vielen Gesichter am Straßenrand. "Super Bursch, nicht mehr lang", schreit ein Freund, den ich nicht kenne. Jetzt, kurz vor dem Ziel sind sie alle meine Freunde. Dann der Zielbogen. Drei Stunden und 24 Minuten. Nicht meine beste Zeit, aber mein bester Marathon. Denn ich hatte durchgehend Spaß daran. Ein Bussi von der Freundin. Und das Herz lacht.

Wenn die Muskeln weinen und das Herz lacht
Bild: Alexander Schwarzl
Wenn die Muskeln weinen und das Herz lacht
Bild: privat

 

 

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