Weniger Unfälle auf dem Schulweg
WIEN/LINZ. Erstklassler haben die wenigsten Schulwegunfälle. Das Risiko verdoppelt sich im zweiten Schuljahr: Elf- und 15-Jährige sind stark gefährdet.
Nicht Schulanfänger sind die häufigsten Opfer von Schulwegunfällen, sondern die Kinder ab der zweiten Klasse. Das ergab eine Studie des Komitees für Unfallverhütung im Kindesalter "Große schützen Kleine". Die Experten analysierten dabei die Unfallzahlen österreichischer Schulkinder von sechs bis 15 Jahren zwischen 2009 und 2012.
In diesem Zeitraum gab es in Österreich 80 Schulwegunfälle mit Sechsjährigen. Das sind 5,4 Prozent aller derartigen Unfälle. Damit hatten die Taferlklassler die geringste Anzahl. Im zweiten Schuljahr kam es beinahe zu einer Verdoppelung: Die Siebenjährigen waren in 9,1 Prozent der Unfälle verwickelt.
Zahl in Oberösterreich sank
Am meisten gefährdet sind allerdings die Elfjährigen: Fast jeder fünfte Schulwegunfall passiert mit Kindern in diesem Alter. Ihr Risiko ist laut den Fachleuten deshalb so hoch, weil sie nach der Radfahrprüfung zwar alleine mit dem Fahrrad unterwegs sein dürfen, aber dabei noch wenig Routine haben.
Holger Till, Präsident von "Große schützen Kleine", rät, nicht nur mit den Schulanfängern den Schulweg zu trainieren, sondern mit allen Volksschülern – und auch mit Älteren, die die Schule wechseln. "Einerseits wird über die Ferien viel vergessen, andererseits ist der Schulweg vielleicht komplett neu", sagt Till.
Bei den 15-Jährigen kommt als zusätzliche Gefahrenquelle das Moped hinzu. Das zeigt sich auch in der Unfallstatistik des Landes Oberösterreich: 2013 gab es 25 Schulwegunfälle mit 15-Jährigen, aber zum Beispiel nur fünf mit sechsjährigen Kindern. Insgesamt sank aber im Vorjahr die Zahl der Schulwegunfälle – von 97 (2012) auf 76. "Ich bin überzeugt, dass die Summe von vielen kleinen Maßnahmen, die wir ergriffen haben, Wirkung gezeigt hat", sagt Landeshauptmann-Stellvertreter Reinhold Entholzer (SP).
Heuer gibt das Land 250.000 Euro für die Verkehrssicherheit zum Schulstart aus. Gemeinden, die vor Schulen elektronische Geschwindigkeitsanzeigen aufstellen, werden gefördert. Ein Tempo-30-Limit vor Schulen hält Entholzer nur dann für sinnvoll, wenn es mit baulichen Maßnahmen verbunden wird. Er kann sich auch temporäre Geschwindigkeitsbeschränkungen vorstellen. (hes)
Schulweg üben
Nicht nur Erstklassler sollten schon jetzt den Schulweg trainieren. Ein leichter Weg sollte drei bis vier Mal, ein schwieriger an bis zu zehn verschiedenen Tagen abgegangen werden. Wichtig ist dabei, möglichst sichere Übergänge zu suchen. Bei Fußgängerampeln gilt: Grün allein reicht nicht, immer auf beide Seiten schauen und auf Abbieger achten.
Umfrage
79 Schulkinder wurden 2013 in Oberösterreich bei 76 Unfällen auf dem Schulweg verletzt. In ganz Österreich endete für 502 Kinder bei 466 Unfällen der Schulweg im Krankenhaus. Die OÖNachrichten haben auf der Landstraße in Linz bei Kindern und Eltern nachgefragt, wie sie zur Schule kommen und welche Gefahren auf dem Weg dorthin lauern.
„Vor Schulbeginn bin ich mit meiner Mama den Schulweg ein paar Mal gegangen, aber mittlerweile gehe ich schon alleine entlang einer stark befahrenen Straße zur Schule.“ - Nina Zeugswetter, 9, Volksschule St. Georgen/Gusen
„Meine Schule ist sechs Kilometer von zu Hause entfernt. Es fährt kein Bus und es gibt auch keinen Gehsteig, also bringt mich meine Mama jeden Tag in der Früh mit dem Auto zur Schule.“ - Katharina Herczegh, 9, Volksschule Leoben
„In der ersten Schulwoche in der ersten Klasse hat mich meine Mama mit dem Auto zur Schule gebracht, aber danach bin ich immer mit dem Bus ungefähr fünf Minuten lang gefahren.“ - Leonie Heine, 10, Volksschule Braunau am Inn
„Auf dem Weg zur Schule muss ich gar keine Straße überqueren, sondern nur einen Parkplatz. Wir wohnen ungefähr 400 Meter von meiner Volksschule in Ottensheim entfernt.“ - Teresa Traxlmayr, 7, Volksschule Ottensheim
„Jeden Morgen bringt mich mein Papa mit dem Auto zur Schule. Falls das nicht geht, spaziert meine Mama mit mir zu Fuß hin. In der Früh fahren sehr viele Autos, deswegen darf ich nicht alleine gehen.“ - Jana Lengauer, 7, Stadler-Volksschule Linz