"Was sollen wir Sammler mit der Porzellan-Briefmarke anfangen?"

Von Alfons Krieglsteiner   30.April 2014

Die weltweit erste Briefmarke aus Porzellan hat die österreichische Post AG Ende März herausgebracht: aus illustrem Augarten-Porzellan, darauf eingebrannt eine rote Rose. Der Philatelist Werner Gruber (73) aus Linz-Kleinmünchen hat sich postwendend drei ungestempelte Stück der erlesenen Rarität zuschicken lassen. Und sich perplex gefragt: "Was sollen wir Sammler damit anfangen? Wie soll ich sie in einem normalen Album für postfrische Marken unterbringen, ohne dass sie herausfallen? Ich muss sie wohl oder übel in einer Kassette aufbewahren. Und nicht zuletzt: Ist die Gefahr nicht groß, dass sie beim Stempeln zerbrechen?" Antwort auf all die Fragen habe er von der Post keine bekommen.

Mit seinen Bedenken weiß er sich im Einklang mit den anderen Mitgliedern des Sammlervereins "Weltpost" unter Obmann Christian Simmer, die sich regelmäßig im Vereinslokal am Keferfeld treffen.

Siebzig Alben sind schon voll

Angeregt von seinem Vater, hat Gruber vor 63 Jahren mit der Philatelie begonnen. Seine Schätze füllen mittlerweile siebzig Alben. Die gestempelten Briefmarken sortiert er mittels Klebefalz auf Vordruckblättern, die postfrischen in den Taschen von Folienblättern. Lupe, Pinzette und Zähnungsschlüssel sind seine Utensilien. Weil es in Linz keinen Briefmarkenladen mehr gibt, bezieht er seine Marken übers Internet und von privaten Tauschpartnern. In Fachkatalogen gewinnt er einen Überblick übers Angebot. Über ein Abo bei der Post AG werden ihm neu aufgelegte Marken zugestellt.

Die Originalität der Objektwahl zeichnet den wahren Sammler aus. Das zeigt sich auch bei Werner Gruber. Besonders stolz ist der dreifache Opa, der bis zur Pensionierung in der voestalpine beschäftigt war, auf sein Markenzeichen – das Album mit Ersttagsbriefen österreichischer Persönlichkeiten, fast alle mit Originalautogrammen. Und auf die allerersten Briefmarken, die die österreichische Post herausgegeben hat: die Serie im Wert zwischen einem und neun Kreuzern von 1850.

Was ihm noch fehlt, ist seine "Traummarke" – der gestempelte WIPA-Block anlässlich der Wiener Postausstellung 1933. Ihr Besitz würde seine Sammlung von gestempelten Briefmarken (vorerst) fast komplett machen.

"Genau das macht ja die Freude eines Sammlers aus – alles komplett zu haben", sagt Werner Gruber, der sich von zwei Kardinaltugenden leiten lässt: "Genauigkeit und Ordnungsliebe."

 

Ein Stempel für die Rosenmarke

35 mal 35 Millimeter groß und drei Millimeter dick ist die neue Porzellan-Rosenmarke der Post AG. 5,90 Euro ist sie wert, damit kann man u. a. bis zu 0,5 Kilo schwere Post ins Ausland frankieren. Ob die Marke auch abgestempelt wird und der Stempel hält, hat sich schon geklärt: Seit 7. April schickt sie die Post den Sammlern zu.

Ein Stempel für die Rosenmarke

Bild: Weihbold

„Ich war überrascht, dass der Stempel gut lesbar ist und sich nicht verwischen lässt“, sagt Werner Gruber. Es handle sich aber um einen Spezialstempel. Die „normale“ Post dürfe sie hingegen nicht stempeln. Die Gefahr, dass sie dabei zerbrechen, wäre wohl zu groß.