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Vor zehn Jahren wütete "Kyrill"

Von Alfons Krieglsteiner, 18. Jänner 2017, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Vor zehn Jahren wütete Orkan „Kyrill“
Bild: Volker Weihbold

LINZ. Waldbesitzer und Einsatzkräfte denken bis heute mit Schrecken an die Sturmnacht zurück.

Gegen 19 Uhr kamen die Böen. Sie rissen alles mit, was nicht festgezurrt war. Dachziegel flogen durch die Luft, Mülltonnen, Plakatständer. Dauerregen weichte den Boden auf. Und der Orkan "Kyrill" nahm weiter Fahrt auf. Heute vor zehn Jahren wütete er über Oberösterreich.

Erste Katastrophenwarnungen gab es schon zu Mittag. "Die Schüler wurden heimgeschickt", erinnert sich ein Professor der HAK Rudigierstraße in Linz. Er sei dann noch "ins Holz gegangen", in seinen Wald in Neumarkt im Mühlkreis. "Es war ganz still, aber am Abend ist es plötzlich losgegangen." Auch auf dem Feuerkogel. Dort wurde mit 207 km/h die Höchstgeschwindigkeit gemessen. "Auf einmal hat’s zum Scheppern begonnen, der Sturm hat an den Fensterläden gerissen und einen Teil vom Dach abgedeckt", sagt ZAMG-Wetterbeobachter Fritz Grashäftl (59). Bäume fielen auf die Stromleitung: "Wie ich aus dem Fenster schau’, seh’ ich von den Leitungsdrähten blaue Lichtbögen sprühen."

"Es war wie ein Weltuntergang"

Um Mitternacht entlud sich Kyrill über St. Martin im Mühlkreis. "Es war wie ein Weltuntergang", sagt Franz Kepplinger (41), Obmann des Bäuerlichen Waldbesitzerverbandes. "Dann flogen die Dachziegel, und die Hölle war los." Gegen 6 Uhr früh sei er in den Wald gegangen. "Kreuz und quer sind die entwurzelten Stämme gelegen, an manchen Stellen hat’s die Bäume in Gruppen niedergemäht."

Der Orkan verursachte auch Streckensperrungen der Bahn – zwischen Attnang und Gmunden und Linz bis Aigen-Schlägl. An den Straßen lag Baum neben Baum, die Westautobahn musste zwischen Linz und Sattledt stundenlang gesperrt werden. 11.000 Feuerwehr-Kameraden waren im Einsatz, den Siegfried Hörschläger, damals Leiter des Katastrophenschutzes beim Landesfeuerwehrverband, organisierte. Die Landeswarnzentrale wurde auf zehn Mann aufgestockt. "Wir mussten die Energieversorger unterstützen, Dächer abräumen und in Steyr Keller auspumpen", berichtet er. In 145.500 Haushalten ging das Licht aus.

Gegen 5 Uhr früh war der Spuk vorbei. "Ich bin dann gleich in den Wald gegangen", berichtet Karl Grabmann (62) aus Pregarten. "Da lagen die Fichten an manchen Stellen kreisförmig auf dem Boden." Im schlammigen Untergrund fanden sie keinen Halt mehr und rissen in einem Dominoeffekt andere mit. Manche waren wie von Geisterhand in der Stammmitte abgesprengt worden. Gut 20 Prozent seines Bestandes waren kaputt.

Die Waldbesitzer haben seither umgedacht: Der Fichtenanteil wurde reduziert, aufgeforstet wird mit Tannen und Laubgehölzen. Die Spuren der Katastrophe sind fast "verheilt". Dort und da ragt im Wald von Franz Kepplinger noch ein Wurzelstock in die Luft: "Damit man weiß, wo es war."

Die Folgen des Orkans

Über Neufundland hatte sich „Kyrill“ gebildet, war dann über den Atlantik nach Norddeutschland gezogen und von dort Richtung Süden. 61 Millionen Euro Schaden richtete er in Oberösterreich an, 45.000 Gebäude wurden beschädigt, 1,5 Millionen Bäume geknickt. 600.000 Festmeter betrug die Schadholzmenge – ein Viertel des Jahreseinschlags. Die höchste Windgeschwindigkeit im Flachland wurde mit 147 km/h in Wolfsegg gemessen.

Ein Todesopfer forderte der Orkan in Oberösterreich: Ein 69-Jähriger wurde in seinem Forst in Obergrünburg (Bez. Kirchdorf) von einem Baum erschlagen. Insgesamt 16 Menschen wurden schwer verletzt.

 

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3  Kommentare
3  Kommentare
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il-capone (10.334 Kommentare)
am 18.01.2017 16:54

Hitzesommer 2003 + Kyrill sei Dank -> die gewollten Fichten-Risikoplantagen sind Vergangenheit.
Jetzt brauchts nur noch eine konsequente Bejagungspolitik - wenn man nur wollte ...

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Orlando2312 (22.252 Kommentare)
am 18.01.2017 13:22

Man hat dazumal Forststrassen bauen oder ausbauen müssen, um das viele Schadholz abzutranportieren.

Also das war vielleicht ein Sturm......

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ob-servierer (4.467 Kommentare)
am 18.01.2017 10:37

Wer, so wie ich, häufig in den Bergen unterwegs ist, findet noch immer deutliche Zeichen und Spuren der Verwüstung, die dieser gewaltige Sturm in den Bergwäldern hinterlassen hat.

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