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Vom Niedergang der Waldbauern

Von Bernhard Leitner, 16. Juni 2018, 07:13 Uhr
Vom Niedergang der Waldbauern
Trotz jahrzehntelanger, nachhaltiger Bewirtschaftung hat auch Hans Payreder derzeit ein Borkenkäfer-Problem. Bild: lebe

PABNEUKIRCHEN. Johann Payreder betreut als Waldhelfer rund 100 Hektar Baumbestand im Unteren Mühlviertel Seine Analyse: "Wir arbeiten nur noch Schadholz auf. Zu Preisen, bei denen einem die Tränen kommen".

Mindestens einmal pro Woche schaut Johann Payreder nach seinen Bäumen. Derzeit noch viel intensiver als sonst. Und was er dabei zu sehen bekommt, gefällt ihm gar nicht: "Es schaut nicht gut aus für unseren Wald."

Seit knapp sechs Jahrzehnten ist der 71-jährige Forstwirtschaftsmeister und Landwirt bereits im Wald tätig. Das Wissen, das er sich angeeignet hat, seit er mit 13 Jahren erstmals eigenständig im Wald seiner Familie gearbeitet hat, ist enorm. Sein Urteil zählt etwas bei den Waldbesitzern rund um Pabneukirchen. Neben dem Baumbestand in seinem eigenen Wald betreut Payreder auch rund 100 Hektar anderer Grundbesitzer in der Region. "Mehrere Kleinwaldbesitzer haben mir in den vergangenen Tagen gesagt, sie wollen aufhören. Mich wundert’s nicht", sagt der Mühlviertler beim Rundgang durch seinen Wald. Die Bedrohung großflächiger Waldbestände durch den Borkenkäfer, der Druck durch die Behörde und die triste Erlössituation würden die Waldbesitzer entmutigen.

Kaum ein Wald, der derzeit aufgrund von Trockenheit und Hitze nicht vom Borkenkäfer befallen ist. Durch die Trockenheit bilden die Bäume kaum noch Harz. Doch genau dieses wäre ein wichtiger Schutzschild gegen Schädlinge, die sich somit rasch ihren Weg durch die Borke bahnen. Da bildet auch der Besitz von Payreder keine Ausnahme. "Siehst einen Käferbaum?", fragt er beim Rundgang. Ein Blick in die Baumwipfel zeigt keine erkennbaren Schäden. Und doch sind sie vorhanden. "Schau weiter unten", zeigt Payreder auf den Stamm einer Fichte. Tatsächlich: Ein bräunliches Pulver verrät die Bohrtätigkeit der Insekten: "Das hier ist das Bohrmehl, das die Käfer hinterlassen. Der Baum ist tot. Heute Nachmittag schneiden wir ihn weg."

Die Lage spitzt sich zu

Bei der Fahrt durch einige Wälder rund um Pabneukirchen begegnen die OÖN einigen Landwirten, die befallene Bäume aufarbeiten. Eigentlich sollten sie derzeit beim Heuen oder bei der beginnenden Getreideernte sein. Doch die Lage in den Wäldern spitzt sich zu. Erkrankte Bäume müssen rasch gefällt und aus dem Wald entfernt werden, um eine noch großflächigere Ausbreitung der Schädlinge zu vermeiden.

Die Behörden machen entsprechend Druck. Die Landwirte versuchen ihr Bestes. Doch wie so oft steckt der Teufel im Detail: 500 Meter entfernt vom nächsten Waldstück sollten die ausgebrachten Baumstämme eigentlich lagern. Aber das ist in der kleinstrukturierten Landschaft ein Ding der Unmöglichkeit. Payreder: "Wenn ich hier 500 Meter hinausfahre, bin ich beim Nachbarn. Der hätte sicher keine Freude mit dem Käferholz."

Die Alternative wäre eine Anlage gemeinschaftlicher Lagerplätze an geschützten Plätzen in der Region. Doch das scheitert an den Kosten für Vermessung, Transport und Pacht. "Da zahlen die Waldbesitzer angesichts der Marktpreise für Schnittholz drauf." Außerdem komme auf Lieferanfragen immer häufiger von Sägeunternehmen die Antwort: Kein Interesse! Dabei liegt es Payreder fern, den Schwarzen Peter den Sägebetrieben zuzuschieben. "Zu einem Teil sind wir Bauern selber schuld mit unseren Fichtenkulturen. Außerdem stelle ich fest, dass sich der Borkenkäfer auch dort vermehrt verbreitet, wo die Holztransporter mit ihrem Importholz unterwegs sind: entlang der S 10 oder im Haselgraben."

Bekannt wurde Payreder vor allem durch seine naturnahe Waldbewirtschaftung. 36 Baumarten gedeihen bei ihm. Lärchen in Kombination mit Buchen, Ahorn, Roteiche, Birke, Douglasie, natürlich auch Fichte und Tanne. "Du musst ein Gespür dafür entwickeln, welcher Baum zu welchem Standort passt", sagt Payreder, der im vergangenen Jahr mit dem Staatspreis für vorbildliche Waldbewirtschaftung ausgezeichnet wurde. "Beim Wald muss ich 30 Jahre voraus planen und vor allem der Natur ausreichend Raum geben, sich zu entwickeln", sagt der Waldbesitzer.

Doch nachhaltige Waldwirtschaft sei derzeit kaum noch möglich: "Wir arbeiten nur noch Schadholz auf. Zu Preisen, bei denen kommen einem die Tränen."

Zahlen, Daten, Fakten

42 Prozent der Fläche unseres Bundeslands sind mit Wald bedeckt.

Der Forst ist nicht nur eine wichtige Einkommensquelle für die Waldeigentümer, sondern auch für zahlreiche Betriebe und Beschäftigte im holzverarbeitenden Gewerbe.

1.300.000 Kubikmeter Schnittholz produzieren die 250 in Oberösterreich tätigen Sägewerke mit ihren 800 Mitarbeitern pro Jahr.

Vier Baumarten sind es, die laut Experten die unter dem Klimawandel stark leidende Fichte als bedeutendste Baumarten in Oberösterreich ablösen werden: Tanne, Douglasie, Stieleiche und Buche.

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10  Kommentare
10  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
strandhuepfer (6.206 Kommentare)
am 16.06.2018 08:36

Ich war letzte Woche im Wald-und Mühlvierte unterwegs. Und nur tschechische Holztransporte unterwegs. So schau die Solidarität der österreichischen Sägewerke aus.

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 16.06.2018 08:35

Jahrelang den Preis fürs Holz in die Höhe gtrieben, jetzt kommt die Rechnung.
Und gegen den Käfer hätte ebenfalls vor Jahren schon etwas getan werden müssen.

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strandhuepfer (6.206 Kommentare)
am 16.06.2018 08:37

Wissen Sie, daß Schnittholz um Jahr 1980 fast umgerechnet 100,00 Euro pro FM gekostet hat. Unsachliche Post.

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WaldundFeld (107 Kommentare)
am 16.06.2018 08:38

Bist der vollchecker oder?! Holzpreis war vor 25 Jahren höher als Heute. Bitte nicht über Dinge schreiben von denen man keine Ahnung hat!

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despina15 (10.072 Kommentare)
am 16.06.2018 09:36

aber man hat jahrelang Fichtenplantagen
gesetzt(Fehler!)und andere Bäume vergessen,
bei den Fichten geht es darum da sie schnellwüchsig
sind,und daher eher zu ernten sind!!

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 16.06.2018 10:40

genau um das geht es. Jahrelang wurde der Preis - auch künstlich hochgehalten. Nun ist er halt gefallen.
Ist wie bei vielen anderen Produkten auch. Angebot und Nachfrge - so funktionierts nun mal.

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Biobauer (6.035 Kommentare)
am 16.06.2018 11:03

Mein lieber Mitreden sie sind ein typischer Städter der überall mitreden will.
Das mit der Fichte hat einige hundert Jahre sehr gut funktioniert und das es durch den Klimawandel heute nicht mehr geht, dazu haben Sie mit ihrem Lebensstil auch beigetragen.

Die Fichten die jetzt betroffen sind würden vor achtzig bis hundert Jahren gepflanzt, damals kannte man das Wort Klimawandel noch gar nicht.
Wirtschaftlich war es natürlich spannender Sägerundholz zu produzieren anstatt Brennholz.

Ich selbst muss nächste Woche einen Wald Schlägern den drei Generationen gepflegt haben, der Käferbefall ist aufgrund der Trockenheit so stark, das nichts mehr zu retten ist.
Ich muss mir zu dieser Arbeit einen Schlägerungstrupp holen da es für uns nicht zu schaffen ist.
Wenn nach dem Holzverkauf. Ich das Geld zum anpflanzen übrig bleibt muss ich zufrieden sein.

Die Arbeit von drei Generationen war umsonst.

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 16.06.2018 18:01

Woher wollen sie wissen, ob ich Städter bin?
Beim Holz kenne ich mich wahrscheinlich genau so gut aus wie sie.
Und beim mitreden sind auch sie, verehrter Biobauer, an vorderster Front zu finden.

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kual (1.360 Kommentare)
am 17.06.2018 09:18

Lieber Biobauer ! das mit den Fichtenmonokulturen hat noch nie funktioniert ! ja sie sind hunderte Jahre gut gewachsen , aber um die Vernichtung der Artenvielfalt hat sich kein Schwein gescherrt ! Schuld daran waren die Bauernvertreter , genau so wie es jetzt mit den Maisäckern passiert ! alles Unkraut vergiften , Feldraine umackern damit noch mehr produziert werden kann ! auch das wird den Landwirten einmal auf den Kopf fallen , bei Starkregen abschwemmen des wertvollen Humus , bei Trockenheit massive Ernteeinbußen , aber nachher sagen das konnte ja keiner wissen !

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il-capone (10.369 Kommentare)
am 16.06.2018 06:35

> Vier Baumarten sind es, die laut Experten die unter dem Klimawandel stark leidende Fichte als bedeutendste Baumarten in Oberösterreich ablösen werden: Tanne, Douglasie, Stieleiche und Buche. <

- - - -

Heisst dann wohl, die Jagdgenossen sponsern sich ihren eigenen Zaun, der sie vom Revier fernhält.
Oder sie müssen widerwillig scharfe Bejagungsauflagen in Kauf nehmen.
Oder ... man machts sich bequem wie bisher u. sagt: Kann man nix macha ...

Fichte gehört aber trotzdem noch zu den meistverkauften Forstpflanzen.
Und im Holz draussen wächst sie sogar ohne Zaunschutz u. chemischer Behandlung.
Warum so umständlich, wenns einfach auch geht ...

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