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"Und immer wieder aufstehen"

21. Jänner 2017, 00:05 Uhr
"Und immer wieder aufstehen"
Zdravko steht immer wieder auf Bild: fam

GUNSKIRCHEN. Nach einem Motorradunfall ist Zdravko Ljubas spastisch gelähmt - und geht dennoch täglich neun Kilometer. OÖN-Redakteur Erik Famler traf einen Mann, der trotz schwerer Schicksalsschläge niemals aufgibt.

Hinfallen und wieder aufstehen: Diese Willenskraft beweist Zdravko Ljubas (42) aus Gunskirchen immer wieder aufs Neue. Jeden Tag ist er zu Fuß unterwegs, gestützt auf seinen klapprigen Rollstuhl – neun Kilometer von Gunskirchen bis nach Wels.

Die OÖN haben über Zdravkos Handicap berichtet. In seinem Bungalow an der Westbahnstrecke begrüßt Zdravko seinen Besucher mit einem strahlenden Lächeln. In Folge eines Motorradunfalls ist der gebürtige Kroate behindert. Für den Gunskirchner ist jeder Schritt eine Herausforderung. Und dennoch geht er seinen Weg. Täglich. Neun Kilometer weit.

Hunderte Menschen fahren an ihm vorbei. Manchmal fällt er zu Boden, weil ihm der Rollstuhl aus der Hand gleitet. "Die meisten Leute sind hilfsbereit und wollen ihm aufhelfen", sagt Ehefrau Bozana. Doch Zdravko will es alleine schaffen: "Er versucht immer, sich selbst aufzurichten und verweigert dankend jede Hilfe."

Schmerzhafte Stürze

Schürfwunden an den Knien und ein Schulterbruch sind die schmerzhaften Folgen solcher Stürze. Obendrein hat Zdravko Schwierigkeiten beim Sprechen. Er macht das Beste aus den Folgen des Motorradunfalls. Dennoch gibt es Momente, in denen er mit seinem Schicksal hadert. "Da frage ich mich, warum ist mir das passiert."

Auf seiner Therapiestrecke ist Zdravko drei Stunden auf den Beinen. In der linken Hand hält er eine Hantel, mit der rechten zieht er den Rollstuhl vor sich her. So kennen ihn die Menschen, denen er täglich begegnet. Für viele ist er zum Symbol geworden. Nicht aufgeben, an sich arbeiten, besser werden – das verbindet man mit ihm und seinem Schicksal.

Nach seinem Unfall vor 14 Jahren saß der Fernfahrer ein Jahr im Rollstuhl. Schwere Gehirnverletzungen hatten seinen Gleichgewichtssinn zerstört: "Auf der Reha in Klosterneuburg hat er dann wie ein Besessener das Gehen geübt", erinnert sich seine Ehefrau. In diese Zeit fällt auch der Verlust seines besten Freundes: "Josip starb zwei Monate nach Zdravkos Unfall, bei dem er Augenzeuge war. Auch er verunglückte mit dem Motorrad, nicht weit weg von der Unfallstelle meines Mannes. Im Krankenhaus hat er ihn noch täglich besucht und rasiert. Wir haben es ihm lange nicht gesagt", erinnert sich Bozana.

Ihm fehlte die Erinnerung

Da ihm das Kurzzeitgedächtnis fehlte, habe Zdravko zunächst nicht mitbekommen, dass der beste Freund nicht mehr da war. "Weil sein Erinnerungsvermögen im Jahr 1998 stehen blieb, erkannte er auch unsere Tochter nicht mehr", erklärt die Ehefrau des "Helden mit dem Rollstuhl". Diese Bezeichnung gab ihm der Welser Tanzschullehrer Christoph Hippmann, der zu Weihnachten mit einem viel beachteten Facebook-Eintrag auf ihn aufmerksam machte.

Zdravkos tägliche Wanderschaft hat ein immer gleiches Ziel – das kroatische Vereinshaus im Welser Stadtgebiet. Dort angekommen, wird ihm jedes Mal eine Tasse Cafe spendiert. Nach einem kurzen Plausch fährt ihn Bozana nach Hause. Während er geht, bekommt er auch Geschenke: eine kalte Limonade im Sommer, eine Packung Kaugummi, ein Sport-Gilet und eine Kappe mit kleinem Sonnenschirm.

"Es freut mich, wenn die Leute mit mir reden", sagt der Gunskirchner. Denn Aufmerksamkeit tut gut und spornt ihn an, noch schneller sein Ziel zu erreichen: "Als er anfing, längere Strecken zu gehen, benötigte er für neun Kilometer noch vier Stunden. Jetzt ist er in drei Stunden am Ziel", sagt seine Frau, eine Gemeindebedienstete

Hausbau trotz knapper Kasse

Dass die Familie trotz Zdravkos Behinderung und knapper Kasse ein Haus bauen konnte, erklärt sich mit dem Zusammenhalt in der kroatischen Gemeinschaft: "Die handwerklichen Dinge hat Zdravkos Bruder erledigt, ich war für das Organisatorische zuständig", schildert Bozana. Mutter und Schwestern halfen beim Kochen und Babysitten. Wenn auf der Baustelle Not am Mann war, sprangen Freunde und Bekannte ein.

Zdravkos Schicksal bewegt die Menschen. Erst kürzlich bot man ihm eine neue Gehhilfe an, die stabiler und besser zu kontrollieren ist als sein alter Rollstuhl. Ein Ausrüster für Sportbekleidung und Joggingschuhe wird noch gesucht. Seit man mehr weiß über den lange Zeit namenlosen Helden am Wegrand, bekommt Zdravko von allen Seiten Komplimente. Der Gunskirchner bleibt bescheiden: "Es ist ein schönes Gefühl", kommentiert er das plötzliche Interesse an seiner Person.

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