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Torjäger beim Rekordmeister

Von Jasmin Bürger, 13. Februar 2016, 00:04 Uhr
Torjäger beim Rekordmeister
Auf dem Trainingsplatz vor Rapids vorübergehender Heimstätte, dem Wiener Happel-Stadion Bild: OÖN / Johannes Zinner

Mit seinem Engagement bei Rapid Wien hat sich für den Linzer Fußballer Philipp Schobesberger 2014 ein Bubentraum erfüllt. International hat er sich als "Stolpersberger" mit einem kuriosen Tor einen Namen gemacht.

Kabarettistische Meisterleistung, dusseligstes Tor aller Zeiten, unabsichtlicher Geniestreich: Das ist nur ein kleiner Auszug internationaler Reaktionen auf jenes Tor, das Philipp Schobesberger im vorigen November kurzfristig berühmt machte. Im Europa-League-Gruppenspiel von Rapid gegen Viktoria Pilsen stolperte der Rechtsaußen-Kicker vor dem Tormann, stieß den Ball aber im Fallen ins Tor.

Es war Schobesbergers zweiter Treffer im Spiel, der Sieg fixierte den Aufstieg in die K.o.-Phase. "Hauptsache drinnen", kann der gebürtige Linzer über sein Hoppala lachen. Und wenn ihn heute noch jemand "Stolpersberger" nennt, "dann macht mir das auch nix", schmunzelt der 22-Jährige, der als Schmähführer in der Mannschaft gilt, manche nennen es "goschert".

Torjäger beim Rekordmeister
Schobesberger kurz vor seinem im Liegen geschossenen Tor gegen Viktoria Pilsen in der Europa League im November Bild: GEPA pictures

Schobesberger kurz vor seinem im Liegen geschossenen Tor gegen Viktoria Pilsen in der Europa League im November

"Goschert trifft’s ganz gut", grinst "Schobi", wie er allseits genannt wird. Wobei der als Schüler mit Betragensnoten Gestrafte die Grenzen kennt: "Zum Trainer nicht, mehr zu den Mitspielern, und die wissen, dass nix bös’ gemeint ist." Über manches Gurkerl, das der Jungspund im Training schiebt, ärgern sie sich aber doch.

Schobesberger trainiert derzeit im Ernst-Happel-Stadion im Wiener Prater, wo Rapid bis zur Wiedereröffnung des neuen Heimstadions in Hütteldorf stationiert ist, für die nächste Herausforderung in der Europa League. Am Donnerstag (18. Februar) geht es nach Valencia.

Vor zwei Jahren hat Schobesberger den Sprung in die Bundesliga geschafft, sein Rapid-Vertrag läuft bis 2018. Talent zeigte er zuvor beim FC Pasching, mit dem er 2013 überraschend den Cupsieg holte. Fußball "spiele ich, seit ich gehen kann", sagt der Sohn zweier Sportlehrer, der als Kind täglich im Käfig Tricks trainierte, die er sich bei Fußballstars abgeschaut hatte. Wenn er nicht dribbelte, haute er mit dem Schläger auf Bälle: Im Tennis war "Schobi" in der U14 unter den 20 Besten Österreichs, "aber mit 13 ist sich nicht mehr alles ausgegangen, ich musste mich entscheiden."

Aus "Faulheit" und für die Gaudi

Für das runde Leder und gegen die gelbe Filzkugel sprach, "dass es ein Mannschaftssport ist, ich bin kein Einzelkämpfer, ich brauch das, mit anderen eine Gaudi zu machen". Und, so der Sport-BORG-Absolvent: "Ich bin ein ziemlich lernfauler Mensch, was gibt’s da Schöneres, als das Hobby zum Beruf zu machen." Dass es nach Admira Linz, LASK und UFC Eferding von Pasching aus der Regionalliga zum Rekordmeister ging, war die Erfüllung eines Bubentraums: "In Österreich träumt wahrscheinlich jeder Bua, der Fußball spielt, von Rapid."

Torjäger beim Rekordmeister
Anfänge bei der Admira Linz

Anfänge bei der Admira Linz

Nun ja – Rapid oder Austria, der violette Stadtrivale, das ist für viele Fußballfans eine echte Glaubensfrage, die auch zu handfesten Auseinandersetzungen führt. 2011 musste der Schiedsrichter nach dem Platzsturm etlicher Hooligans aus den Rapid-"Ultras" ein Derby im "Hexenkessel St. Hanappi" abpfeifen, Rapid wurde abgestraft.

Der legendäre grün-weiße Kampfgeist wird von manchen missverstanden. "Gemeinsam. Kämpfen. Siegen." ist das Motto des Arbeitervereins, dessen Präsident von 2001 bis 2013 der frühere SP-Finanzminister Rudolf Edlinger war. Schön spielen sollen die Austrianer, wer bei Rapid kickt, der hat den Zug zum Tor, egal wie.

Torjäger beim Rekordmeister
Die grün-weißen Unterstützer sind eine der bestorganisierten Fangemeinden in Europa

Die grün-weißen Unterstützer sind eine der bestorganisierten Fangemeinden in Europa

Das ist auch Schobesbergers Stil, beim Stolpertor ungewollt gezeigt. Sein Können rührt sonst aus dem Tempo: Der schlaksige 176-Zentimeter-Mann gilt als Sprintrakete. "Im Training bin ich bei den 30-Meter-Sprints immer der Schnellste", sagt der Konterstarke, der in einer 90-Minuten-Partie schon auf zehn Kilometer Laufleistung kommt.

In der Bundesliga will es für den kürzlich beim Heeressport Eingerückten in der heurigen Saison aber nicht so richtig rund laufen: Drei Tore in 19 Einsätzen lautet die Zwischenbilanz. 2014/15 hatte der Liga-Frischling ordentlich aufgezeigt, übertrumpfte sogar einen Rekord von Hans Krankl. Die Erinnerung daran entlockt "Schobi" wieder ein Grinsen, über seine derzeitige Form sagt er: "Sicher hätte ich gern besser gespielt, aber wenn es nicht geht, geht’s nicht, und es wird schon wieder werden." Ziemlich entspannte Selbstkritik – mit seinen 22 Jahren hat die grün-weiße Nummer 7 noch alle Chancen. Sein Vorbild, Brasiliens Neymar, ist freilich auch nur knapp zwei Jahre älter.

Ein EM-Einsatz wäre schon ein Karrierehöhepunkt, im Vorjahr war er einmal im Kader. Wer nach Frankreich mitfährt, entscheidet Teamchef Marcel Koller demnächst. "Natürlich wäre ich gern dabei, aber ich denk’ jetzt nicht bei jedem Spiel, ich muss gut spielen, nur weil der Koller zuschaut", sagt Schobesberger. Fokussiert ist er auf die morgige Partie: Das 316. Wiener Derby steigt. Rapid will seinen Siegvorsprung gegenüber den Veilchen behaupten (129 zu 115).

Vernünftig und bodenständig

Dass er als Profisportler auf ein Leben, wie es andere Altersgenossen führen, verzichten muss, stört Schobesberger, der kaum noch nach Linz kommt, nicht: "Ich denke nicht, dass ich etwas verpasse." Ein Fortgeh-Verbot von Trainer Zoran Barisic gibt es nicht, "aber das weiß man eh, dass das während der Meisterschaft nicht geht". Und wenn er in Trainingspausen, etwa mit Kollegen wie Philipp Prosenik, doch weggeht, "dann trinkt man auch nicht so viel, dass es einen umhaut".

Torjäger beim Rekordmeister
Entspannt beim Interview Bild: OÖN / Johannes Zinner

Entspannt beim Interview

Gibt es Tage, an denen die Motivation fehlt? "Das kommt vor, aber dafür ist die Mannschaft da, und es ist mein Beruf, ich mach ihn auch gern", sagt er. Über sein Gehalt spricht er nicht, aber: "Geldprobleme habe ich nicht." Er wirkt bodenständig und sieht sich gegen ein Abheben gewappnet: "Ich bin ein vernünftiger Mensch, da passe ich schon auf mich auf." Das neue Auto soll einige Jahre erhalten bleiben, auch die Wohnung, in einem Neubauviertel gleich beim Happel-Stadion, ist funktional: "67 Quadratmeter, das reicht für mich, meine Freundin und einen kleinen Hund."

Kindergärtnerin Julia ist von Linz mit nach Wien gezogen, die beiden sind seit fünf Jahren ein Paar. Auch sie nennt ihn selten beim Vornamen, statt "Schobi" sagt sie "Schatzi", "und die Mama Fipsi" – da grinst Schobesberger schon wieder.

 

Acht Pflichtspiele, acht Treffer: Mit diesem Rekord löste Schobesberger im Vorjahr „Goleador“ Hans Krankl als Serien-Torjäger in der Bundesliga ab. Krankls Torserie hielt 1978 sieben Spiele an.

1899 markiert das Gründungsjahr des – damals noch blau-roten – Sportklubs Rapid. Der Traditionsverein ging aus dem zwei Jahre zuvor gegründeten Wiener Arbeiter-Fußballverein hervor. Bis 2019 lautet das Vereinsziel, sich unter den Top-50-Vereinen Europas zu etablieren.

32 Mal war Rapid bisher österreichischer Meister. Mit 12.000 Mitgliedern ist der Verein auch fanstark. Gekickt wird ab Juli wieder in Hütteldorf, das um rund 50 Millionen Euro neu errichtete Allianzstadion fasst 28.400 Zuschauer. 2014/15 machte der Verein bei einem Umsatz von 24,6 Millionen Euro bescheidene 50.344 Euro Gewinn.

 

Nachgefragt

Heimat ist für mich ... wohlfühlen
Heimweh nach Oberösterreich bekomme ich ... selten
Das fehlt mir in Wien aus Oberösterreich … nix
Das gibt es nur in Wien ... dass jeden Tag etwas los ist
Mein Lieblingsplatz in Wien ... die eigenen vier Wände
Der größte Unterschied zwischen Wienern und Oberösterreichern ist ... der Dialekt

 

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