Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Tödliche Fahrerflucht: Opfer lag hilflos im Graben

Von Elisabeth Ertl und Alfons Krieglsteiner, 13. Februar 2017, 00:05 Uhr
Tödliche Fahrerflucht: Opfer lag hilflos im Graben
Trauerbekundung an der Unfallstelle: Werner M. lag drei Stunden verletzt im Graben, auf dem Weg ins Spital starb er. Bild: Biei

RIEDAU/LINZ. 17-Jähriger war auf "Pokemon"-Jagd, als ihn ein betrunkener Autofahrer anfuhr - der Unfalllenker blieb nicht stehen.

In der Nacht auf Samstag ging Werner M. auf virtuelle Monsterjagd: Pokemons wollte der 17-Jährige unweit seines Elternhauses in der 2000-Einwohner-Gemeinde Riedau (Bezirk Schärding) fangen (nachrichten.at berichtete). Dass zur selben Zeit ein 25-jähriger Riedauer betrunken auf dem Weg nach Hause war, wurde dem Teenager zum Verhängnis.

Gegen 2.30 Uhr wurde Werner M. am Samstag vom 25-Jährigen angefahren und tödlich verletzt. Der Unfalllenker blieb nicht stehen. Später gab der stark alkoholisierte Mann bei der Polizei an, er sei in dem Glauben weitergefahren, nur eine Laterne gestreift zu haben. Auf die Spur kamen ihm die Beamten, weil sie am Unfallort einen Außenspiegel gefunden hatten.

Werner M. blieb schwer verletzt im Straßengraben zurück. Gefunden wurde er erst gegen 5.30 Uhr, nachdem ihn seine Mutter eine halbe Stunde zuvor als vermisst gemeldet hatte. Zu dem Zeitpunkt war Werner M. bewusstlos, aber noch am Leben. Auf dem Weg ins Krankenhaus verstarb er.

Offen ist, ob der 17-Jährige noch am Leben sein könnte, wenn er sofort nach dem Unfall versorgt worden wäre. Von der Staatsanwaltschaft wurde eine Obduktion angeordnet.

Fahrerflucht - kein Einzelfall

Die Fahrerflucht in Riedau ist kein Einzelfall: Nach wie vor unbekannt ist jener Fahrzeuglenker, der am 31. Oktober 2016 eine entgegenkommende 53-jährige Rennradfahrerin in Zell am Moos (Bez. Vöcklabruck) angefahren und tödlich verletzt hatte. Wie berichtet, hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen in diesem Fall mittlerweile ruhend gestellt.

Ähnlich rücksichtslos verhielt sich ein Unfall-Lenker am 3. Februar in Neuhofen an der Krems. Der 53-Jährige aus St. Marien hatte mit seinem Pkw einen 21-jährigen Jogger erfasst und schwer verletzt. Er meldete sich erst tags darauf, nachdem ihm der Fahndungsdruck zu groß geworden war. Jedes Jahr ereignen sich auf Österreichs Straßen mehr als 2000 Unfälle mit Fahrerflucht, so die Bilanz des ÖAMTC. 79 Prozent der Fahrerflüchtigen sind Männer. In 60 Prozent der Fälle wird der Lenker ausgeforscht.

 

Schock und Trauer in ganz Riedau

Häuser von Unfalllenker und Opfer nur einen Kilometer voneinander entfernt

„Wir können es noch gar nicht fassen und sind tief betroffen“, sagt Franz Schabetsberger, Bürgermeister der Gemeinde Riedau. Der Fahrerflucht-Unfall, bei dem in der Nacht auf Samstag der 17-jährige Werner M. ums Leben gekommen ist, war auch am Sonntag in der 2000-Einwohner-Gemeinde im Bezirk Schärding das prägende Thema.

Die Familie M. war erst vor zwei Jahren nach Riedau gezogen. Hier hat die aus Deutschland stammende Familie ein Haus gemietet und eher zurückgezogen gelebt. Zurückhaltend sei auch der 17-Jährige gewesen, sagt Franz Schabetsberger, dessen Firma nur 50 Meter vom Elternhaus des Burschen entfernt liegt. „Er war vor einiger Zeit für ein paar Tage als Schnupperlehrling in meiner Firma. Werner war ein sehr netter und ausgesprochen ruhiger Bursch.“

Auch der Unfalllenker kommt aus Riedau. Der 25-Jährige sitzt im Gemeinderat. „Ich kenne beide Familien“, sagt Bürgermeister Schabetsberger. „Ihnen gilt mein ganzes Mitgefühl.“ Riedau ist eine relativ kleine Gemeinde, in der fast jeder jeden kennt. Auch die Wohnhäuser von Unfalllenker und Opfer liegen nur einen Kilometer voneinander entfernt.

Die Laterne am Straßenrand

Nicht zuletzt deshalb ist die Bestürzung darüber, dass der 25-Jährige nicht angehalten hat und einfach weitergefahren ist, groß. Gemutmaßt wird in der Innviertler Gemeinde darüber, ob es möglich sei, eine Straßenlaterne mit einem Menschen zu verwechseln. An der Unfallstelle steht eine Laterne.
Eine weitere Frage, die sich viele Bewohner von Riedau stellen: Könnte Werner M. noch am Leben sein, wäre ihm schneller geholfen worden? Immerhin waren zwischen dem Unfall und dem Auffinden des 17-Jährigen fast drei Stunden verstrichen.

 

3 Fragen an ... Alois Ebner, Sprecher der Staatsanwaltschaft Ried

Über die Konsequenzen für den 25-jährigen Unfallverursacher und die weiteren Schritte der Staatsanwaltschaft.

1. Was passiert jetzt mit dem 25-jährigen Unfallverursacher? Ist er in Untersuchungshaft?

Nein. Der Beschuldigte wurde auf freiem Fuß angezeigt. Die Polizei ermittelt in diesem Fall und wird ihn gegebenenfalls noch weiter zum Unfallhergang befragen. Anschließend wird ein Abschlussbericht angefertigt, welcher der Staatsanwaltschaft übermittelt wird. Wir werden dann Anklage erheben, und in rund zwei Monaten – wobei der Zeitpunkt vom Abschlussbericht abhängt – könnte es bereits zum Prozess kommen.

2. Würde die Anklage anders lauten, wäre der Unfallverursacher stehengeblieben und hätte sofort Hilfe gerufen?

Im Grunde nicht. Es wird auch keine separate Anklage wegen Fahrerflucht geben, weil dieses Verkehrsdelikt mit einer geringeren Strafe bedroht ist als die grob fahrlässige Tötung im Straßenverkehr. Die Fahrerflucht geht sozusagen im schwerwiegenderen Anklagepunkt auf.

3. Mit welchem Strafmaß muss der Riedauer rechnen?

Das kommt darauf an, inwieweit ihm die Alkoholisierung nachgewiesen werden kann. Bei der Messung hatte er 1,2 Promille Alkohol im Blut. Dieser Wert wird jedoch bis zum Unfallzeitpunkt zurückgerechnet. Deshalb könnte dem Mann auch eine unbedingte Freiheitsstrafe drohen.

 

mehr aus Oberösterreich

Phantombildzeichnerin: "In Stresssituationen prägt man sich Gesichter ganz anders ein"

Mona Decker: Seelenpflaster für bedürftige Kinder

Mutprobe oder nur verfahren? Immer wieder fahren Autos durch Linzer Straßenbahntunnel

Auto von Zug erfasst: Todesopfer bei Unfall in Schalchen

Interessieren Sie sich für diesen Ort?

Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

Aktuelle Meldungen