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„Solange Florian bei uns ist, ist die Welt in Ordnung“

30. November 2015, 00:04 Uhr
"Solange Florian bei uns ist, ist die Welt in Ordnung"
Florian und seine Mama Angelika Kreuzer. Vom Christkind wünscht sich der 10-Jährige, dass er wieder gesund wird. Bild: (Weihbold)

Florian ist ein aufgeweckter, lebhafter 10-Jähriger. Ein richtiger Lausbub. Nicht ersichtlich ist, dass Florians Leben aufgrund einer Wucherung im Gehirn akut gefährdet ist.

Denn zwischen den beiden Gehirnhälften, im sogenannten Stammganglienbereich, hat sich eine 1,5 Zentimeter große Zyste eingenistet und sich durch eine massive Wesensveränderung bemerkbar gemacht. Wird sie größer, können lebensnotwendige Funktionen zum Stillstand kommen. Wie die Familie mit diesem Schicksal umgeht und warum die Aussichten nicht sehr rosig sind, erzählen Florian und Mama Angelika im OÖN-Interview.

Frau Kreuzer, wie geht es Ihnen und Ihrer Familie derzeit?

Angelika Kreuzer: Solange unser Flo bei uns ist, ist die Welt in Ordnung. Florian protestiert. „Ich bin kein Floh!“ Entschuldige!

Seit wann wissen Sie, dass Florian eine Zyste im Kopf hat?

Am 15. Oktober 2014 haben wir die Diagnose erhalten. Den Tag werde ich nie vergessen. Ein Unglückstag. Auf dem Weg zur Ärztin ist uns das Auto auf der Autobahn eingegangen, wir konnten nicht zum Termin. Florian war zu dem Zeitpunkt bei seiner Oma. Eigentlich hätten uns wir bei der Ärztin getroffen. Aber stattdessen ist er mit der Oma dann zur Neurologin. Und die Oma hat uns danach dann angerufen.

Und dann kam der alles verändernde Satz?

Ja. Sie sagte sie habe schlechte Nachrichten und sagte: Florian kann jederzeit sterben. Das war ein Schock fürs Leben.

War die Diagnose auch erleichternd, weil ihr endlich wusstet, was der Grund für Florians Wesensveränderung war?

Ja. Wir hatten endlich etwas in der Hand. Auch gegen die Schule.

Warum gegen die Schule?

Wir haben früher in Aigen im Ennstal gewohnt. Und die Volksschule, die Florian dort besucht hat, hat uns pausenlos angerufen, dass etwas nicht passt. Dann kam es zu einem Gespräch mit Lehrern und Direktorin. Das beinahe eskalierte.

Florian, haben dich die anderen Kinder in der Schule gehänselt?

Florian beginnt mit einer Aufzählung, nennt sämtliche Namen seiner ehemaligen Mitschüler.
Angelika: Es war wirklich schlimm. Sogar die Hauptschüler haben ihn herumgeschubst.

Was hast du in deinem Kopf?

Florian: Eine Zyste. Die ist wirklich sehr anstrengend.

Angelika Kreuzer: Wir gehen normal damit um. Florian lebt damit. Vor einem Jahr hätten wir noch nicht so darüber sprechen können. Wir sind froh, wenn er gute Tage hat. Aber es nervt, dass wir noch keinen Arzt finden konnten, der uns helfen kann. Kürzlich ist uns gesagt worden, dass Florian auch das Hyperkinetische Syndrom hat.

Florian: Mama, was ist das?

Angelika: Das bedeutet, dass du dich nicht gut konzentrieren kannst, sehr quirlig bist. Aber es ist nicht ADHS, wie jeder so schön sagen würde, denn bei Florian ist die Zyste der Auslöser.

Welche Veränderungen haben Sie noch bemerkt?

Wenn es ihm schlecht geht, hat er starkes Kopfweh, hat keinen Appetit. Das ist sehr gefährlich, denn er darf auf keinen Fall abnehmen. Und seine Halluzinationen. Er sieht Menschen, die gar nicht hier sind. Er traut sich, seit er diese Zyste im Kopf hat, auch nicht mehr alleine wohin gehen, wenn es finster ist. Früher war das ganz anders.

Florian, wovor hast du Angst?

Florian: Vor meinem kleinen Bruder, wenn er sich am Abend zu mir ins Bett schleicht und mich furchtbar schreckt (lacht und hält sich die Hände vor die Augen).

Wie gehen Ihre Kinder Sebastian, Lara und Felix damit um?

Angelika: Felix, der Kleinste, hat es noch nicht verarbeitet. Er tut sich sehr schwer. Aber es ist kein Wunder, wer weiß schon, was in so einem kleinen Kopf vorgeht. Sebastian tut sich schwer, die Situation einzuschätzen. Er ist seit seiner Geburt entwicklungsverzögert und geht in die gleiche Schule und bekommt es auch mit, wenn es Florian schlecht geht oder er Aussetzer hat. Und Lara fragt sehr viel nach.

Ein gutes Zeichen.

Ja. Aber die Kinder haben in diesem Jahr enorm zurückstecken müssen. Besonders die vielen Arzttermine zehren an einem. Wir sind heuer im Juli von der Steiermark hier her ins Mühlviertel gezogen. Finanziell ist es derzeit wirklich knapp. Mein Mann macht viele Überstunden, damit wir über die Runden kommen.
Behandelt man ein Kind anders, wenn man weiß, dass dieses Leben am seidenen Faden hängt?
Ja natürlich, weil wir gerade am Anfang sehr viel Angst hatten.

Haben Sie sich schon öfter die Frage gestellt: Warum wir?

Ja sehr oft. Seit 2004 klebt das Pech an unseren Fersen. (Anm.: Privatkonkurs, Krebserkrankung und weitere Schicksalsschläge in der Familie). Viele fragen, warum ich keine Schwäche zeige. Aber wir sind Stehaufmännchen.

Die letzte Frage, was er sich vom Christkind wünschte, will Florian nicht beantworten. Der 10-Jährige habe einen Brief ans Christkind geschrieben, mit dem Wunsch, er will wieder gesund werden, erzählt Angelika mit Tränen in den Augen.

Wenn auch Sie dem OÖN-Christkindl beim Helfen helfen wollen, spenden Sie bitte auf das Konto: AT94 2032 0000 0011 1790

 

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1  Kommentar
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Katzenkoerberl (1.838 Kommentare)
am 30.11.2015 12:58

Liebe Familie Kreuzer, lieber Florian! Alles erdenklich Gute, Gesundheit und Segen wünsche ich von ganzem Herzen! 🐈🐱

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