Turnstunden ohne Turnlehrer
LINZ. Völkerball statt Sporterziehung: Fast die Hälfte der Turnstunden in Neuen Mittelschulen wird von nicht dafür ausgebildeten Pädagogen gehalten – die Lage wird sich verschärfen
Die Zahlen sind alarmierend: Laut einer internen Aufstellung des Landesschulrates werden 44 Prozent der Turnstunden an Neuen Mittelschulen in Oberösterreich von Lehrern gehalten, die in diesem Fach keine Ausbildung haben. Die Zahlen, die den OÖN zugespielt wurden, stammen zwar aus dem Jahr 2008. Experten bestätigen aber, dass die Situation nicht besser geworden ist. Im Gegenteil: "Die Zahl der Turnstunden, die ungeprüfte Lehrer halten, dürfte eher gestiegen sein", sagt ein Insider. Aktuelle Zahlen gibt der Landesschulrat nicht bekannt.
"Bald generell zu wenig Lehrer"
Die Folgen sind dramatisch, sagt Thomas Rotkopf. Er ist der Leiter der Arbeitsgemeinschaft Sport aller Pädagogischen Hochschulen (PH) in Österreich und an der PH der Diözese aktiv. "Das Übungsgut verarmt. Lehrer, die nicht ausgebildet sind, tendieren zum Spielerischen. Es wird kaum an den Geräten geturnt, weil sie Verletzungen fürchten", sagt Rotkopf.
Konkret: Statt professioneller Sporterziehung wird vorwiegend Völkerball, Volleyball oder Fußball gespielt. Das sei grundsätzlich nicht schlecht, sagt Martin Leitner, Leiter des Fachbereiches Sport an der PH Oberösterreich. "Aber auch hier müssen Techniken erlernt und trainiert werden."
Passiert dies nicht, könnte im Turnunterricht genau das Gegenteil des Gewünschten erreicht werden: "Kinder verlieren die Lust am Sport", sagt Leitner. "Wer motorisch geschult ist, bewegt sich öfter und lernt leichter neue Bewegungs- oder Sportarten." Beide versichern aber, dass die ungeprüften Turnlehrer nicht automatisch schlechter unterrichten.
Im Landesschulrat ist die Problematik bekannt. "Es gibt viele Fächer, die von ungeprüften Lehrern unterrichtet werden, nicht nur Bewegung und Sport", sagt Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Lehrer der Neuen Mittelschule seien gesetzlich verpflichtet, auch Fächer zu unterrichten, in denen sie eigentlich keine Lehramtsprüfung haben.
"Auch ich habe in meiner Zeit als Hauptschullehrer Physik unterrichtet, obwohl ich keine Prüfung hatte", sagt Enzenhofer. Ohne das Halten fachfremden Unterrichts sei das System nicht aufrecht zu erhalten: "Es liegt im Ermessen des Direktors, die Lehrer an seiner Schule bestmöglich nach ihren Fähigkeiten einzusetzen." Dass Lehrer an mehreren Schulen unterrichten – und dafür vorwiegend die, für die sie ausgebildet sind – sei (wegen der Fahrtkosten) zu teuer und (wegen der Stundenpläne) schwierig zu koordinieren.
Studentenzahlen brechen ein
Das Problem der Sportlehrer ohne Ausbildung wird sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Denn derzeit gehen pro Jahr etwa 70 bis 80 Sportlehrer aus höheren Schulen und Neuen Mittelschulen in Pension. "Aber mit Beginn der neuen Lehrerausbildung gab es einen Einbruch an Studierenden", sagt Rotkopf.
Ein Grund ist die strenge Aufnahmeprüfung, die vom früheren Uni-Studium übernommen wurde. "Damit wird der Anteil der Turnlehrer ohne Ausbildung weiter steigen", sagt Leitner. Enzenhofer kontert: "Wir werden in Zukunft generell mehr Lehrer brauchen. In allen Fächern."
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Wenn man sich einige Schüler so anschaut, würde mehr Sportunterricht nicht schaden...
Lehrerhetze wirkt.
Wir bei sport-attack haben dieses "Problem" ebenfalls erkannt. Deswegen haben wir ein Turnunterrichts-Gestaltungstool entwickelt.
Der Name des Tools: Train@Game (wird in Kürze veröffentlicht)
-Abwechslungsreicher Spaß an der Bewegung - alters- und kindgerecht aufbereitet
-uvm
Dass (besonders ungeprüfte) Turnlehrer nicht an Geräten turnen lassen, (um Verletzungen zu vermeiden) ist ja hinsichtlich der heutigen Gier nach Gerichtsprozessen mit Geldforderungen, Geldstrafen, Schmerzensgeld,.... absolut verständlich!!
Würden Sie das riskieren?
Das ist eine Punkt. Der andere Punkt ist tatsächlich Verantwortungsgefühl.
Ich sehe das Problem in den Aufnahmekriterien an der Hochschule. Es wird nicht nach späteren Erfordernissen (Unterrichtsfächer) aufgenommen.
Bitte nachlesen am 15.07.2017 in den OÖN:
Oberösterreichs größter Winzer und Turnlehrer - Johann Polczer geht als Fachinspektor für Turnen in Pension und widmet sich künftig voll seinem Weingut im Burgenland......
Vielleicht hätte sich der Herr Fachinspektor für Turnen etwas mehr für sein Fach interessieren sollen?? Sich um ausreichend qualifizierten Nachwuchs kümmern?? Die Inhalte der Turnstunden überprüfen, egal von wem sie gehalten wurde??
Dass die neusten Daten zur Lage des Sportunterrichts 10 Jahre alt sind wirft ein dunkles Licht auf die geheimen Machenschaften. "Nur nix aussilassen", goi.
Auch in einer mir bekannten NMS wird regelmässig Völkerball gespielt. Zur Abwechslung 10 Runden Laufen, bis sich die ersten Mädchen übergeben. Vorm Zeugnis dann eine Stunde mit Weitsprung, etc, was nicht angeleitet, aber sofort benotet wird. Keine Spur von Pädagogik, statt Freude an Bewegung (zB mit rhythmischer Musik) wird Ablehnung erzeugt und gepflegt.
Tägliche Turnstunde??- leider nein.
Was sagt der Hinweis auf den Winzer? Er hört als Turnlehrer auf, und?
Er war jahrelang Fachinspektor für Turnen. Evtl. verantwortlich? Wofür?
auffallend: die allermeisten die hier posten, kennen schweißperlen aufgrund bewegung nur vom hören-sagen,
und trotzdem hier, kommentare in diesem forum wagen !
Muß denn ein Turnlehrer unbedingt schwitzen?
Nein, doch wer selbst keine Bewegung (viel zu wenig) macht, wird meistens auch eine Aversion gegen Turnen haben und kann schwer mitreden. Das meine ich auch.
Die Aufnahmekriterien für das "Ausbildungs"-Studium müssten überarbeitet werden.
Kann sein.
Was sie alles wissen, unglaublich.
Beschwerdeanruf einer Mutter in Gymnasium in Linz, die Dame war völlig aus dem Häuschen: "Also da geht doch zu weit, meine Tochter hat in der Turnstunde geschwitzt!" ...
Singen und Klopfen nicht vergessen!
Im akustischen Fach waren die Vögel immer schon gut. Zebrafinken haben einen individuellen Gesangstil - und erkennen so ihre Lebensabschnittspartner auch auf Distanz. Junge Königspinguine wiederum erkennen die Stimmen ihrer Eltern selbst im Großkonzert einer tausendköpfigen Kolonie. Das Gezwitscher (oder Gekrächze, je nach Art) erzeugen die Vögel jedenfalls ähnlich wie wir Menschen mit Hilfe eines Stimmapparates, Syrinx genannt. Das ist allerdings nicht die einzige Möglichkeit. -ORF
Spechte beispielsweise sind für ihre weithin hörbaren Klopfgeräusche bekannt, die beim Hämmern auf Baumstämme entstehen. Das tun sie, um an Insekten in der Borke zu gelangen - aber nicht nur, wie der polnische Biologe Michal Budka nun berichtet. Fazit der Studie im Fachblatt „Plos One“: Jeder Specht klopft anders. Vermutlich dient das Klopfen auch der Kommunikation unter Artgenossen.
Und wofür Sie bekannt sind, ist auch bekannt...
Ich steig den Rechtsrechten Recken und den Äusserstlinken manchmal auf die Zehen, virtuell.
Dann ist´s gut. Ich dachte schon, Sie sind hier für dieses Thema Experte, nachdem Sie der Meinung waren, es existiert noch die HS...
Hier sind Namen Schall und Rauch.
Ja, von Vögeln (mit Betonung auf von!) hat er sicher Ahnung. ROFL
unfassbar zu meiner Zeit wars der Naturkunde Lehrer, der uns gehen stehen laufen beigebracht hat
Und Fenstereinschlagen?
Es spricht sich langsam herum, dass Lehrersein kein Honigschlecken ist.
Ein Schild nehmen auf dem : "Neue Mittelschule" aufgedruckt ist und über dem Eingang der Sonderschule zu schrauben macht daraus noch lange keine Neue Mittelschule!
Das gleiche Gilt für einen Karpfen der im Forellenteich geboren wurde, deswegen ist er keine Forelle sondern bleibt ein Karpfen!
Und ebenso gilt dieser Spruch:
"egal wie leer dei floschn is,
es gibt floschn de san le(e)hrer."
NMS ist aber der Nachfolger von der HS...
Wenn´s nur so wäre... die HS war um einiges besser, als die NMS je sein wird und das in jeder Hinsicht, eine echte Hirngeburt der Sozis.
Da wird jetzt aber auf sehr hohem Niveau gejammert. Der Sportunterricht sollte auch kein Geräteturnen beinhalten. Dies können die Kinder und Jugendlichen in Sportvereinen lernen, die bekommen genug Landeszuschüsse. Und Völkerball ist eine sehr anspruchsvolle Leibesübung, bei der alle Köperteile in Anspruch genommen werden. Ich wollte, wir hätten früher kein Geräteturnen gehabt und dafür mehr Bewegungssport.
Dass aber Geräteübungen helfen die Sensomotorik zu stärken und
Ängste zu überwinden ist ihnen ncht klar, oder?
Und ja sicher, alle Vereine bekommen ja eh soviele Zuschüsse und Förderungen.
Und überall sollen die Kinder privat hingehen und die Eltern
müssen zahlen.
Die Hausübung macht sich eh von alleine und wenn ein Kind auch noch ein Instrument lernen will, soll es sich die Noten halt unter den Kopfpolster legen.
Das gefällt mir...ist sehr gut gesagt!
Hein, ab 14, 15 Geräteturnen für die dazu geeigneten und talentierten (beides groß),
Doch ein wenig hinarbeiten auf die Anforderungen - das erfordert schon mehr Können und vor allem Wissens des Lehrers; das sind hohe Wünsche von mir, doch im Übrigen stimme ich großteils deinem postings zu.
Die Verletzungsgefahr im Gerätesport ist natürlich eine andere als bei Sportarten ohne Gerät, und die Haftungsfrage dementsprechend.
Ohne Ausbildung und Absicherung traut sich keiner, was zu verstehen ist.
Der generelle Bewegungsmangel im Kindesalter hat ein besorgniserregendes Ausmaß angenommen. Gesundheitsschäden sind jetzt schon nachweisbar.
Geräteturnen alleine wird das nicht beheben, der Fehler liegt im propagierten Lebensstil unserer Zeit.
"Die Verletzungsgefahr im Gerätesport ist natürlich eine andere als bei Sportarten ohne Gerät, und die Haftungsfrage dementsprechend.
Ohne Ausbildung und Absicherung traut sich keiner, was zu verstehen ist."
Ja, das Leben ist lebensgefährlich.
Ich sehe das Problem eher in den langsam aber sicher grassierenden amerikanischen Rechtsverständnis in unserem Staat, in Deutschland
sind sie schon so weit.
Was macht ein Deutscher wenn es ihn beim Wandern oder Radfahren
im Wald hinprackt?
Er fragt noch vor dem Aufstehen wem der Wald gehört und wen er
klagen kann!
Schon zu meiner Zeit haben uns die Sport Profs ausdrücklich den
Salto beim Bodenturnen verboten, nur Hechtrolle war erlaubt.
Einmal hat mich der Prof erwischt: 100 Kniebeugen.
Ob es genug Lehrer gibt oder nicht, dafür ist der Landesschulrat für OÖ zuständig. Der Präsident scheint überfordert zu sein. Man weiß eigentlich seit langem, was man benötigt und es gibt, im Vergleich zu einem privaten Unternehmen wenig Überraschungsmomente. Ich kenne einen Fall einer jungen voll ausgebildeten Lehrerin, die jahrelang auf einen Job als Volksschullehrerin warten musste. Erst als sie sich an eine Landtagsabgeordnete wandte, konnte sie ihren Beruf ausüben. Vorher war sie Hilfskraft in einem Kindergarten. Jeder der sie kannte, dachte, Lehrer zu werden ist nicht sehr gescheit, denn da hat man dann jahrelang keinen Job. Da hat auch das Werbeplakat "Ich werde Lehrer" auch keinen Motivationseffekt Lehrer zu werden. Natürlich kann man keine Beschäftigungsgarantie am Beginn des Studiums verlangen, wenn ich aber Betriebswirtschaft studiere, kann ich mich bei vielen Arbeitgeber bewerben. Wenn ich Lehrer werde, gibt es nur den Landesschulrat und viele Parteien, die mitreden.
Weg mit dem Standesdünkel und den pseudoakademischen Titeln, hin zu ausgebildeten Sport- und Fitnesstrainern aus der täglichen Praxis.
Man muss über das Unterrichtsjahr auch nicht vom selben Trainer unterrichtet werden, das könnte thematisch sehr wohl abwechseln. Und Noten sollte man beim Sportunterricht je nach Zielsetzung überhaupt hinterfragen.
Sie haben anscheinend keinen Titel. Da müssen Sie aber nicht gleich so neidisch sein, einen akademischen Titel bekommt man nicht geschenkt, sondern den muss man sich erarbeiten.
Keine Sorge, ich bin "Vollakademiker" mit techn. Doktorat und kein Lehramtsmagister, und brauche mich daher nicht hinter Titeln zu verstecken.
In meinem Job werde ich nicht für irgendwelche Titel oder mein Alter, sondern ausschließlich für gelieferte Leistungen bezahlt. Davon sind wir in unseren Schulen weit entfernt.
Vermutlich mit dem Pfad "HTL", wo Fachwissen dem Humanismus vorgezogen wird.
Solche Postings wie deines zeugen von der Arroganz eines AHS-Absolventen, möglicherweise BORG, der es offensichtlich nicht geschafft hat, in die praktische Welt der Sprachen und der lebenslangen Bildung einzutauchen und sich hinter alten Vorurteilen verstecken muss.
und, liege ich richtig?
Ein Titel macht noch keinen guten Sportlehrer, oder?
Wenn nur die Anzahl der in der Liga geschossenen Tore zählt.
Bei Sport solltest du offensichtlich besser nicht mitreden.
Ein ausgebildeter Leichtathletik-Trainer kann den Kindern mehr vermitteln als die meisten g'studierten Lehrer, die nicht einmal richtiges Aufwärmen oder Dehnen vorzeigen können.
Aber das ist ja nur ein Teil des dramatischen Mangels im Unterricht. Von richtiger Technik bis zu Strategie und Spielzügen bei diversen Sportarten braucht man in den Schulen noch weniger erwarten, das haben die heutigen Lehrer in der Regel nicht drauf.
Wer schon einmal selbst im Leistungssport tätig gewesen ist, weiß sicher, was ich meine. Aber nur wenn man es ordentlich macht, nützt es dem Körper und lernt man etwas fürs Leben.
Die heutige Oberflächlichkeit, wo unkoordiniertes Herumhüpfen im Turnsaal als Sportunterricht bezeichnet wird, schadet sehr.
Welche Lehrpläne umfassen denn Leistungssport? Ansatzweise zw 14 und 17, oder?
Ein wichtiger Punkt ist Talente zu erkennen.
Welche Lehrpläne umfassen denn Leistungssport? Ansatzweise zw 14 und 17, oder?
Ein wichtiger Punkt ist Talente zu erkennen.
also da willst dann Menschen, die eine 3 Monatige Wochenendausbildung haben, auf die Kinder loslassen?!
Als ich unterrichtet habe, war ich sehr froh, was ich alles gelernt habe in den Methodischen Übungen auf der Uni, wo wir unter Aufsicht an Schulen unterrichtet haben, was nachher besprochen worden ist. So hat jede und jeder auch von den anderen Lehrauftritten profitieren können.
Falls sie es nicht wissen, aber es gehört mehr als Fitnesswissen zu einem guten Unterricht.
"3 Monatige Wochenendausbildung"?
Hmmmm, du weißt offensichtlich nicht, was ein ausgebildeter Sporttrainer ist. Diese sind in fast allen athletischen Bereichen besser ausgebildet als ein g'studierter Lehrer, und von der täglichen Trainings- und Wettkampferfahrung gar nicht zu reden.
Neben der Bewegungslehre fehlt dem Sportunterricht auch die taktische Komponente. Das ist kein unwichtiger Teil im Sport. So etwas habe ich bisher nur in ganz Einzelfällen von sportlich aktiven Lehrern oder in Vereinen erlebt.
Vielleicht wäre es hilfreich, am Beginn des Schuljahres Ziele zu setzen und Zwischenstandsberichte zu verfassen? Und Noten auch für den Lehrer wirksam zu machen?