Schwangere Lebensretterin: "Ich wusste, jetzt zählt jede Sekunde"

Von Alfons Krieglsteiner   14.März 2018

Auf der Fahrt nach Linz hatte Yvonne Kögl (31) gestern Vormittag ein Déjà-vu. "Auf einmal hatte ich das Gefühl, als ob ich alles noch einmal erleben würde", sagt sie im OÖN-Gespräch. Plötzlich waren die Bilder wieder in ihrem Kopf: Der Mann, der beim Kremsufer in Neuhofen auf dem Rücken im 30 Zentimeter tiefen Wasser liegt, sich dann umdreht und mit dem Gesicht unter Wasser gerät. Wie sie den Kinderwagen mit ihrer ein Jahr alten Tochter Katharina abstellt, die Bremse anzieht, die Rettung alarmiert und bei den gegenüberliegenden Häusern Sturm läutet.

"Er wirkte geistesabwesend"

"Ich wusste, jetzt zählt jede Sekunde", sagt Kögl. Am Montag gegen 15.10 Uhr war sie mit ihrer Tochter und ihrem vierbeinigen Begleiter Chaiya auf dem Heimweg von der Firma "ReinZeit", wo sie als selbstständige Beraterin tätig ist. "Ich hab’ Waren für eine Kundin abgeholt", sagt Kögl. Als sie die Stelle an der Kremsallee erreicht hatte, wo sich am Fuß der Böschung ein Aussichtsplatz befindet, bemerkte sie den geistig beeinträchtigten Mann, der beim Aufstehen ins Wasser gestürzt und hilflos liegengeblieben war.

"Ich bin im vierten Monat schwanger, deshalb hätte ich ihn allein nicht aus dem Wasser heben können", sagt Kögl. Sofort setzte sie einen Notruf ab, läutete an den nahen Häusern, doch niemand reagierte. Daraufhin sei sie zurückgelaufen, "da waren andere Passanten, ich bin zu ihnen hin und hab’ um Hilfe gerufen."

Eine 21-jährige Altenpflegerin, die gerade mit einer älteren Dame spazieren war, wurde auf die Situation aufmerksam. Gemeinsam liefen die beiden Frauen zu der Unglücksstelle: "Sie ist ins Wasser gesprungen, hat ihn ans Ufer gezogen, dann haben wir ihn gemeinsam herausgeholt und ihm die Jacke aufgeknöpft, damit er Luft bekommt", berichtet Kögl. "Er war wie erstarrt, hat nicht reagiert." Nach der Erstversorgung wurde er im Hubschrauber nach Linz zum MedCampus geflogen. Gestern konnte er auf die Normalstation verlegt werden.

Der 51-jährige Gmundner lebt im Landespflegezentrum in Schloss Gschwendt. "Seine Mutter hat mich schon angerufen und sich bedankt, wir werden uns in Neuhofen auf einen Kaffee treffen", sagt Kögl. Bedanken möchte sie sich auch selber – bei der älteren Dame, die auf die kleine Katharina aufpasste, während sich die Mama um die Rettung des 51-Jährigen gekümmert hatte.

Video: Einer Schwangeren verdankt ein Mann aus Neuhofen an der Krems wohl sein Leben. Der 51-Jährige, der in einer Betreuungseinrichtung des Landes lebt, war in die eiskalte Krems gestürzt, konnte sich selbst nicht mehr ans Ufer retten und drohte zu ertrinken.