Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Paul Preuss: Der erste echte Freikletterer

Von Gary Sperrer, 20. Juli 2013, 00:04 Uhr
Der erste echte Freikletterer
Als erster Skitourengeher bestieg Paul Preuss im Winter 1913 gemeinsam mit Walter von Bernuth den 4061 Meter hohen Gran Paradiso im norditalienischen Aostatal. Bild: ARGE Paul Preuss

Dem in Altaussee geborenen und begrabenen Vorreiter des modernen Alpinismus, Paul Preuss, ist anlässlich seines tödlichen Absturzes im Gosaukamm am 3. Oktober 1913 ein Gedenkjahr gewidmet.

Unsere Geschichte beginnt am Ende, mit einer in der damals üblichen Frakturschrift gesetzten traurigen Meldung aus der Vorläufer-Zeitung der Oberösterreichischen Nachrichten, der Tages-Post, datiert mit 21. Oktober 1913: „Am 15. d. M. langte der zerschmetterte Leichnam des am Mandelkogel im Gosaukamm verunglückten Alpinisten Dr. phil. Paul Preuß am Bahnhofe in Bad Aussee ein und wurde in den Geburtsort des Abgestürzten, ins benachbarte Alt-Aussee, gebracht, wo tags darauf um halb elf Uhr das Begräbnis stattfand. Das Leichenbegängnis gestaltete sich ungemein ergreifend… Beim Begräbnis waren anwesend die Mutter, die Schwestern und andere Anverwandte des Verunglückten, viele seiner Freunde und Bekannten und Vertreter der Sportvereine und Sportverbände, denen Dr. Preuß angehört hatte. In stiller Bergeinsamkeit am Fuße des Lofer (sic!, sollte heißen Loser, Anm.) und angesichts der ragenden Trisselwand, die Dr. Preuß so oft und gern durchkletterte, liegt das Grab des kühnen Felsbezwingers, behütet von seinen geliebten Bergen, deren einer ihm dennoch das Leben genommen hatte.“

Geboren wurde Paul Preuss am 19. August 1886 in Altaussee im idyllischen steirischen Teil des Salzkammerguts. Das Haus, in dem der einer jüdischen Familie entstammende spätere große Alpinist zur Welt kam, befindet sich nach wie vor in Familienbesitz. „Viele Jahre gehörte es Edi Schaar, seinem Neffen“, erzählt Lutz Maurer, einer der Protagonisten des für heuer ausgerufenen Gedenkjahres anlässlich des 100. Todestages von Paul Preuss. „Heute gehört es dem Großneffen Jimmy Petterson.“

Ein halbes Jahr lang im Rollstuhl

Sein Vater, der Klavierlehrer Eduard Preuss aus Fünfkirchen (das heutige Pécs in Ungarn) kaufte das Haus 1886, drei Monate vor Pauls Geburt. „Dem kleinen, grazilen, fast schwächlichen Paul hätte wohl niemand eine Karriere als großer Bergsteiger prophezeit“, so Maurer. „Durch eine Infektion teilweise gelähmt, verbrachte er ein halbes Jahr im Rollstuhl.“ Wieder genesen, hätten Gymnastik und Spaziergänge mit dem Vater dem Buben Kraft und Geschicklichkeit zurückgegeben. Eduard Preuss, ein begeisterter Hobbybotaniker und Naturliebhaber, der diese Leidenschaften dem Sohn vererbt haben dürfte, starb früh, im Jahr 1896. Maurer: „Nach seinem Tod übersiedelte Paul mit seiner Mutter Lina und seinen beiden Schwestern Sophie und Mina nach Wien.“

Wie jeder, der das Ausseerland kennt, nur zu gut verstehen kann, zog es den jungen Paul Preuss in der Sommerfrische stets nach Altaussee. Mit dem Klettern begann er 1897, also bereits im Alter von elf Jahren. Ziele seiner frühen Bergfahrten waren die Rax, der Schneeberg sowie etliche Gipfel des Salzkammerguts auf oberösterreichischer und steirischer Seite, darunter der Altausseer Hausberg Loser, der Sarstein, die Trisselwand, der Große Priel oder der Dachstein.

Pauls klettertechnische Fortschritte waren bemerkenswert, vor allem angesichts der damaligen Ausrüstung. Wer nicht klettertechnisch einwandfrei war, hatte seinerzeit in den schwierigeren Bergen ohnehin nichts zu suchen. Wer hingegen Mut, Können, Respekt und Demut vor dem Fels bewies – so wie eben Paul Preuss –, der hatte rasch den Nimbus eines Helden. So nimmt es nicht Wunder, dass Paul, dessen Zimmer im elterlichen Haus in Altaussee voll war mit Bergbüchern, Briefen, Karten und Routenskizzen, Rucksäcken, Seilen und Bergschuhen, von den Mädchen angehimmelt und von den Burschen insgeheim bewundert wurde. Und neben der Bergsteigerei gab es auch noch das Studium der Biologie in München. Den Doktortitel erlangte Paul Preuss im Fach Pflanzenphysiologie.

Sein Leben hier in epischer Breite zu schildern, verbietet der Raum, doch seine Vorreiterrolle als – heute würde man sagen – „Freeclimber“ ist unbestritten. Einige seiner berühmten sechs Grundsätze, die er bei Touren stets penibel versuchte einzuhalten, seien aufgezählt: „Bergtouren, die man unternimmt, soll man nicht gewachsen, sondern überlegen sein. Das Maß der Schwierigkeiten, die ein Kletterer im Abstieg mit Sicherheit zu überwinden im Stande ist und sich auch mit ruhigem Gewissen zutraut, muss die oberste Grenze dessen darstellen, was er im Aufstieg begeht. Die Berechtigung für den Gebrauch von künstlichen Hilfsmitteln entsteht daher nur im Falle einer unmittelbar drohenden Gefahr. Zu den höchsten Prinzipien gehört das Prinzip der Sicherheit.“

1200 Berg- und Skitouren

Dort, wo Paul Preuss ohne Seil emporklomm – und es waren schwierige bis schwierigste Touren, die er unternahm, in Summe 1200 innerhalb eines nur 27 Jahre dauernden Lebens –, stieg er ohne technische Hilfe auch wieder zu Tal. Nur ein einziges Mal gelang ihm das nicht erfolgreich: bei seiner letzten Felskletterei am 3. Oktober 1913 im Gosaukamm. Preuss stürzte ab.

In ihrer Ausgabe vom 16. Oktober 1913 berichtete die Tages-Post: „In den letzten September- und ersten Oktobertagen traf Dr. Preuß auf der Hofpürglhütte mit einer Gesellschaft Bad Ischler Damen zusammen; er war in fröhlicher Laune und verabschiedete sich von der Gesellschaft am 2. Oktober mit der Bemerkung, dass er die Absicht habe, noch die Besteigung der Nordseite des Mandelkogels zu unternehmen, womit er seine diesjährigen Touren im Gebiete des Gosaukammes beschließen wollte.“

Vielmehr war es nicht bloß das Ende einer Tourensaison, sondern das eines jungen, blühenden Lebens. Paul Preuss’ Vermächtnis, das jeder passionierte und wache Bergsteiger unserer Zeit verinnerlicht hat, lebt aber weiter. Auch weit über sein Gedenkjahr hinaus.

Ein Denkmal für den großen Alpinisten
Am Samstag wird beim Vorderen Gosausee eine Paul-Preuss-Statue enthüllt.

Im Rahmen des „Paul-Preuss-Gedenkjahres 2013“ wird heute Abend beim Vorderen Gosausee ein Denkmal feierlich seiner Bestimmung übergeben. Ab 18 Uhr werden die geladenen Gäste mit einem Sektempfang am Vorplatz der Gosaukammbahn begrüßt, um 18.45 Uhr ist ein kleiner Festakt vorgesehen. Im Anschluss findet das jährliche Gosauseekonzert der Trachtenmusikkapelle Gosau statt. Die Eröffnung wird vom Gosauer Bürgermeister Gerhard Gamsjäger und dem Vorstandsdirektor der Dachstein Tourismus AG, Alfred Bruckschlögl, durchgeführt.

Im Gedenkjahr an den großen Alpinisten Paul Preuss sind bis Anfang Oktober zahlreiche weitere Veranstaltungen im oberösterreichischen und steirischen Salzkammergut geplant:

– Noch während des gesamten Juli und August gibt es im Kaiserlichen Stall in Grundlsee unter dem Motto „Alpinist, Philosoph, Visionär“ Sonderführungen, Vorträge und Musik von Lutz Maurer und Jimmy Petterson, dem Großneffen von Paul Preuss. Öffnungszeiten: täglich 10 bis 12 und 15 bis 18 Uhr. Führungen, auch für Gruppen, gegen Voranmeldung, Tel. 0664 / 1213603.
Am Donnerstag, 29. August, ist um 20 Uhr im Volkshaus Altaussee eine Hälfte der berühmten Huber-Buam aus dem Berchtesgadner Land zu Gast: Alexander Huber hält einen Vortrag mit dem Titel „Free Solo – auf den Spuren von Paul Preuss“.
Am Samstag, 31. August (Ersatztermin Sonntag, 1. September), heißt es um 19 Uhr beim Vorderen Gosausee: „Mandlkogel in Flammen“. Dabei kommt es zu einer Freilichtvorführung des Films „Wen die Götter lieben – der Alpinist Paul Preuss“. Musik: Streichorchester Bad Goisern, die Beleuchtung der Mandlkogel-Nordkante, wo Preuss 1913 tödlich verunglückte, erfolgt durch die Bergrettung Gosau.

Am Dienstag, 23. September, 19.30 Uhr, findet im Altausseer Volkshaus die Premiere des Films „Bergwelten“ statt. Der Streifen wird am 27. September, 20.15 Uhr, auf ServusTV ausgestrahlt.

Am Samstag, 5. Oktober, ist ab 15 Uhr im Kaiserlichen Stall in Grundlsee die Finissage.

mehr aus Oberösterreich

Mädchen vergewaltigt 16-Jähriger verurteilt

B132 gesperrt: Anhänger von Geflügeltransporter in Feldkirchen umgestürzt

Auto von Zug erfasst: Todesopfer bei Unfall in Schalchen

Phantombildzeichnerin: "In Stresssituationen prägt man sich Gesichter ganz anders ein"

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

1  Kommentar
1  Kommentar
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
( Kommentare)
am 20.07.2013 06:33

noch selbstständig Bergsteigen können. Incl. der Anreisezeit war das noch eine aufwendige Sache.
Heute scheint die Freizeit/Tourismusindustrie bestimmen zu wollen, was der Urlauber zu tun hat.

Albert Precht dürfte ein würdiger Nachfolger der heutigen Zeit zu sein. Seine Touren haben/hatten gewisse Ähnlichkeiten der Pioniere. Massentourismus ist seine Sache nicht.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen