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OÖ-Gespräche zum Thema Crystal Meth: "Es ist die Droge unserer Zeit"

Von Philipp Hirsch, 23. Mai 2015, 00:05 Uhr
OÖ-Gespräche zum Thema Crystal Meth "Es ist die Droge unserer Zeit"
Das Interesse bei den Oberösterreich Gesprächen zum Thema "Crystal Meth" war am Donnerstag groß. Bild: Prinz

LINZ. OÖNachrichten und ORF Oberösterreich diskutierten mit Experten und Betroffenen.

Es waren nicht die Analysen der Experten, die am Donnerstag bei den Oberösterreich Gesprächen im ORF-Landesstudio die Zuhörer am stärksten in ihren Bann zogen. Es war der Bericht von Mona. Einer ehemaligen Crystal-Meth-Süchtigen, die derzeit im Therapiezentrum Erlenhof von der Droge entwöhnt wird und deren vollen Namen wir hier nicht nennen. "Erste Erfahrungen habe ich in Tschechien gesammelt. Ein tschechisches Frühstück hieß bei uns ein Stamperl Wodka und eine Pervetin-Spritze (andere Bezeichnung für Crystal Meth, Anm.)", sagte Mona. Die Droge übernahm schnell die Kontrolle über ihr Leben: "Bald hat mich nüchtern gar nichts mehr gefreut, wenn ich zu lange wach war, bin ich psychotisch geworden." Bis zu elf Tage lang schlief sie nicht. Bald machten sich die ersten Verfallserscheinungen bemerkbar. Ihre Haare begannen auszufallen, ihre Zähne wurden schlechter und sie bekam bis zu 42 Grad Fieber.

Der Konsum ist stark gestiegen

So wie Mona geht es vermutlich Hunderten Landsleuten. Wie viele Meth-Süchtige es genau gibt, weiß niemand. Einig sind sich die Experten aber in einem Punkt: Der Konsum von Crystal hat stark zugenommen. ORF-Chefredakteur Johannes Jetschgo und Wolfgang Braun, Chefredakteur-Stellvertreter der OÖNachrichten, diskutierten mit Juristen, Polizisten, Ärzten und Betroffenen über die Auswirkungen.

Die Gründe für den Anstieg sieht Christoph Lagemann vom Institut für Suchtprävention in der Gesellschaft: "Jede Zeit hat ihre Drogen. In unserer Leistungsgesellschaft sehen viele in Methamphetamin ein passendes Mittel, um den Druck besser auszuhalten."

Die Möglichkeiten der Polizei, der Crystal-Problematik Herr zu werden, sind begrenzt: "Vor ein paar Jahren ist die Crystal-Menge sprunghaft angestiegen. Jetzt pendelt es sich auf hohem Niveau ein", sagt Landespolizeidirektor Andreas Pilsl. Crystal sei vor allem ein oberösterreichisches Problem. Ein Drittel der bundesweiten Sicherstellungen werden ob der Enns gemacht. Die Kontrollen an den Grenzen seien deshalb verschärft worden. Eine eigene Einsatzgruppe beschäftige sich in enger Zusammenarbeit mit der tschechischen Polizei hauptsächlich mit Crystal Meth.

Als Umschlagplätze in Tschechien gelten die zahlreichen Asia-Märkte im Grenzgebiet. Oberst Petr Ko?cì, Vizedirektor der Antidrogenzentrale in Prag, erläuterte die Struktur dieser kriminellen Gruppen: "Es ist nicht eine große Organisation. Ein Kartell gibt es nicht. Es sind viele kleine vietnamesische Gruppen, die, wenn es sich für alle lohnt, auch zusammenarbeiten." 270 Crystal-Labore wurden von der tschechischen Polizei im Vorjahr ausgehoben. Sechs bis sieben Tonnen der Droge werden nach Schätzungen der Exekutive jährlich in Tschechien hergestellt.

Neben den Herausforderungen in der Polizeiarbeit wirft der steigende Crystal-Konsum aber auch soziale Fragen auf. Wie soll die Gesellschaft mit den Süchtigen umgehen? Während sich Pilsl klar gegen eine Liberalisierung der Drogengesetze aussprach, plädierte Strafrechtsprofessor Alois Birklbauer für die Entkriminalisierung: "Wenn wir bei einem Spritzenautomaten für Süchtige diskutieren müssen, ob das eine Unterstützung des Drogenhandels ist, dann ist die Gesellschaft auf dem falschen Dampfer."

Und Mona, die aus eigener Erfahrung weiß, ob hohe Strafen abschreckend auf Abhängige wirken, fasst es so zusammen: "Einem Süchtigen ist es vollkommen egal, wie illegal seine Droge ist."

 

Crystal Meth

Die synthetische Droge blickt auf eine lange Geschichte zurück. Erstmals wurde Methamphetamin im Jahr 1893 in Japan hergestellt. Während des Zweiten Weltkriegs griff vor allem die Wehrmacht millionenfach auf die Droge zurück, um die Leistungsfähigkeit der Soldaten zu steigern.
Zur Zeit des Kalten Krieges hielt der Eiserne Vorhang die Droge, die vor allem in Tschechien hergestellt wird, von Westeuropa fern. Nach der Grenzöffnung dauerte es nicht lange, bis die Drogenhersteller im Osten erkannten, dass Crystal Meth auch jenseits der Grenze einen Markt finden würde. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der strafrechtlichen Anzeigen, die mit Crystal in Zusammenhang stehen, massiv angestiegen.

 

Crystal Meth: Juristen, Polizisten, Ärzte, Journalisten, Therapeuten und Süchtige diskutierten über die Gefahren

"Ich kenne kein Land, in dem eine Liberalisierung der Drogenpolitik eine Verbesserung gebracht hat. Liberalere Gesetze würden die Arbeit der Polizei jedenfalls erschweren.“
Andreas Pilsl, Polizeidirektor

"Wenn wir darüber diskutieren müssen, ob ein Spritzenautomat eine Unterstützung des Drogenhandels darstellt, ist die Gesellschaft auf dem falschen Dampfer.“
Alois Birklbauer, Professor für Strafrecht

"Nach dem Mauerfall haben die Hersteller gemerkt, dass es auch jenseits der Grenze für Crystal einen Markt gibt.“
Petr Kocì, Vizedirektor der Antidrogenzentrale in Prag

"Die Wartezeiten auf Therapieplätze sind für uns ein Problem. Nach dem Entzug sollte die Entwöhnung schnell beginnen, sonst drohen schlimme Rückfälle.“
Bernhard Lindenbauer, Psychiater

"Süchtig werden Menschen, denen es schlecht geht. Diese Menschen konsumieren Drogen, weil sie so versuchen, sich und ihre Probleme in den Griff zu bekommen.“
Christoph Lagemann, Suchtprävention

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7  Kommentare
7  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
kleinerdrache (9.944 Kommentare)
am 23.05.2015 14:18

aber: DarkNet = Finger weg!

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( Kommentare)
am 23.05.2015 12:10

Eher nicht - sondern Ablenkung

Warum wer süchtig wird? zwinkern

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esreichtmirjetzt (5.097 Kommentare)
am 23.05.2015 09:49

egal welcher Art ist man schnell abhängig, jede Bevölkerungsschicht hat ihre Sucht!! Nur sind es sehr wenige die davon wieder los kommen können,, solange 3. Personen nicht dem Süchtigen darauf aufmerksam machen, sieht dieser das Problem nicht!!

Jeder Sparte hat irrsinnige lange Wartelisten vor zuweisen und die Regierung kürzt das Budget für Soziales damit die Betroffenen noch länger auf Hilfe warten müssen und vielleicht wieder rückfällig werden!!

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gerald160110 (5.609 Kommentare)
am 23.05.2015 08:23

beliebter als sie jemals war...

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capsaicin (3.816 Kommentare)
am 23.05.2015 06:28

die huldigung/der konsum von ALKOHOL hierzulande richtet ebenso - wenn nicht mehr -gesellschaftlich, als auch gesundheitlich enorme schäden an.

wie wichtig der stellenwert des ALKs in unseren breiten ist, zeigen u.a. richtiggehende jubelmeldungen in den medien:

* "110.000 Halbe Bier..." (u-markt)
* "Bieranstich als Höhepunkt..."(u-markt)
* "Die große Bierverkostung"
* "Freibier & Leberkäse..."(wirte-demo)
* "Die 58. OÖN-Weinshow..."
* ...

conclusio:
auf platz 3 (österreichs alk-konsum/EU) - ghört angestoßen --》PROST !...

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kleinerdrache (9.944 Kommentare)
am 23.05.2015 07:09

... na, habe die Ehre! zwinkern

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Alcea (10.015 Kommentare)
am 23.05.2015 13:02

Diese Statistik zeigt nichts anderes, als dass in Österreich die Angaben von den Alkohol produzierenden Firmen ehrlicher angegeben werden als in vielen anderen Ländern Europas.

Schnapsbrenner in Polen
Bierbrauer in Tschechien
Wein in Griechenland

Denkens nach, ob die alle so ehrlich sind und die Mengen anführen!

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