Öffi-Kontrollen: Linz AG zog Ausschreibung zurück

Von Philipp Hirsch   07.April 2018

Es waren wüste Szenen, die sich am 21. März bei einer Fahrscheinkontrolle am Linzer Hauptplatz abspielten. Ein 41 Jahre alter Tiroler, der keinen gültigen Fahrschein hatte, wurde von zwei Mitarbeitern der Firma Securitas beschimpft, zu Boden gerissen und dabei verletzt. Passanten filmten den Übergriff und alarmierten die Polizei.

Für die Sicherheitsfirma Securitas hat der Vorfall weitreichende Folgen. Aufsichtsratsvorsitzender der Linz AG, Bürgermeister Klaus Luger (SP), gab wenige Tage nach dem Übergriff bekannt, dass die Fahrscheinkontrollen künftig nicht mehr von externen, sondern von Mitarbeitern der Linz AG durchgeführt werden sollen. Linz-AG-Generaldirektor Erich Haider entschuldigte sich persönlich bei dem Fahrgast aus Tirol. Kurios: Auch mehrere Tage nach der Ankündigung Lugers, die Kontrollen nicht mehr externen Firmen zu überlassen, war der neue Vertrag für die Fahrscheinkontrollen (ab 2019) bis gestern Vormittag öffentlich ausgeschrieben. Als die OÖN bei Luger und der Linz AG nachfragten, warum wieder nach einer externen Firma gesucht wird, wenn doch künftig Linz-AG-Mitarbeiter die Kontrollen durchführen sollten, wurde die Ausschreibung nach weniger als zwei Stunden zurückgezogen. "Dass wir die Ausschreibung abbrechen, haben wir einen Tag zuvor vereinbart", sagt Luger.

In den kommenden Wochen soll ein Plan erarbeitet werden, wie die Linz AG die Kontrollen künftig selbst bewältigen kann: "Die Kontrollen müssen so dicht sein, dass sie Schwarzfahrer abschrecken. Schwarzfahren ist eine Form des Sozialbetrugs", sagt Luger. Ab 2019 sollen die hauseigenen Linz-AG-Kontrolleure unterwegs sein. Wie viele neue Mitarbeiter dafür nun kurzfristig angeworben werden müssen, steht noch nicht fest.

Dass die Linz AG die Vorausschreibung nun aufgehoben hat, bewahrt sie wohl auch vor einer anderen unangenehmen Diskussion. Sicherheitsfirmen, die sich um die Fahrscheinkontrollen bewerben wollten, kritisierten im Gespräch mit den OÖNachrichten, dass die Ausschreibung "auf die Securitas zugeschnitten" gewesen sei.

"Das kann sonst keiner erfüllen"

So mussten Bewerber beispielsweise als "zwingende Muss-Anforderung" (Linz AG) eine "Referenz aus dem Bereich der Fahrscheinkontrolle" mit mindestens 500.000 Euro Auftragswert vorlegen. "Außer der Securitas gibt es keine Sicherheitsfirma in Österreich, die das erfüllen kann", sagt ein Brancheninsider den OÖNachrichten: "Manche Firmen haben sich deswegen gleich entschieden, sich die Mühe einer Bewerbung zu sparen."

Diese Kritik lässt Linz-AG-Vorständin Jutta Rinner nicht gelten: "Wir haben ganz bewusst sehr breit ausgeschrieben. Als Unternehmen haben wir ein Interesse, dass sich bei so einem großen Auftrag viele Bewerber melden. Aber es gibt freilich gewisse Voraussetzungen, die eine Firma mitbringen muss."

Aufsichtsratschef Luger sagt hingegen: "Wenn es tatsächlich so war, dass kein anderer österreichischer Anbieter die Anforderungen erfüllen konnte, hätte die Ausschreibung aus meiner Sicht auf jeden Fall zurückgezogen werden müssen. Aber diese Diskussion ist jetzt ohnehin hinfällig."