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Netzwerk gegen Menschenhandel: "Wir wollen Opfern ihre Würde zurückgeben"

Von Alfons Krieglsteiner, 20. Oktober 2017, 00:04 Uhr
Netzwerk gegen Menschenhandel: "Wir wollen Opfern ihre Würde zurückgeben"
Das Netzwerk des Menschenhandels wurde symbolisch "durchtrennt". Bild: privat

LINZ. Berührende Gedenkfeier zum "Tag gegen Menschenhandel" in der Martin Luther Kirche.

Jedem Gast wird eine Schere überreicht, und jeder trennt mit ihr eine Masche des Netzes auf, das wie ein grüner Vorhang von der Orgel-Empore herabhängt – als Symbol für das "Netzwerk des Menschenhandels". Die Opfer aus der fatalen Verstrickung zu befreien, ihnen Freiheit zurückzugeben: Diesem Anliegen war die meditative Feier zum "Europäischen Tag gegen Menschenhandel" Mittwochabend in der Martin Luther Kirche in Linz gewidmet.

Eingeladen hatte die Initiative "Aktiv gegen Menschenhandel – Aktiv für Menschenwürde" der Salvatorianer-Schwester Maria Schlackl. Das kriminelle Netzwerk zu zerschneiden, ist für die 65-jährige, aus Waizenkirchen gebürtige Ordensfrau das eine – ein Netzwerk der Menschenliebe zu knüpfen, das andere.

Ein Fall, der zu Herzen geht

Mit Gastgeberin Veronika Obermeir, Pfarrerin der evangelischen Gemeinde Linz-Innere Stadt, leitete Schwester Maria die ökumenische Feier, der auch die Bischofsvikare Wilhelm Vieböck und Max Mittendorfer, Alt-LH Josef Pühringer und Landtagspräsidentin Gerda Weichsler-Hauer beiwohnten.

"70 Prozent der Opfer von Menschenhandel sind Frauen und Mädchen", sagte Schwester Maria. 500.000 werden laut UN-Schätzungen jedes Jahr allein in Europa zur Prostitution gezwungen.

Video: Ausbeutung und Angst ist für die Opfer von Menschenhandel Alltag

Patricia Erber ist die Obfrau des Vereins "SOLWODI" ("Solidarität mit Frauen in Not"), in dem sich Ordensschwestern der Opfer von Frauenhandel und Zwangsprostitution annehmen (www.solwodi.at). Sie schilderte einen erschütternden Fall: Esther ist in einem Kinderheim in Ungarn aufgewachsen. Mit 17 lernt sie einen Mann kennen, ist empfänglich für seine Versprechungen. Bald zeigt er sein wahres Gesicht, zwingt sie, für ihn in einem Bordell in Österreich "anzuschaffen". Als sie schwanger wird, schlägt er sie bewusstlos, ihr Kind stirbt. Im Spital fasst sie den Mut, sich der Polizei anzuvertrauen und gegen ihren Peiniger auszusagen. Er kommt mit drei Jahren Haft davon.

"Die Polizei hat sie an SOLWODI vermittelt", berichtete Maria Schlackl. Der traumatisierten Frau wurde eine Schutzwohnung zur Verfügung gestellt, sie erhielt psychologische und medizinische Hilfe. Mittlerweile hat sie wieder im Leben Fuß gefasst und ist glückliche Mutter einer kleinen Tochter.

Ein "Netzwerk des Vertrauens"

Den Opfern ihre Würde zurückzugeben, ist das Ziel der Hilfsprojekte, die in der Martin Luther Kirche, verbunden mit Fürbitten, vorgestellt wurden: Neben "SOLWODI" das Projekt "Enampore" der Evangelischen Pfarrgemeinde, das sich für Gewaltopfer im Senegal einsetzt, und zwei Indien-Projekte der Katholischen Frauenbewegung. Sie alle sind Teil des neuen "Vertrauens-Netzwerks", das Maria Schlackl anstrebt – und das am Ende der Feier in einem symbolischen Akt veranschaulicht wurde, als die Gäste bunte Wollfäden zu einem den Kirchenraum umspannenden Netzwerk verknüpften.

Spenden für SOLWODI Österreich erbeten auf das Konto 11.624.640 , BLZ 32000, IBAN: AT553200000011624640

 

130 Fälle in Oberösterreich

"Die Polizei identifiziert jährlich etwa 100 bis 130 Opfer des Menschenhandels in Österreich", berichtet Silvia Kahn, die Sprecherin des Bundeskriminalamts. Etwa hundert Ermittlungsverfahren werden durchgeführt. Hinweise zu Menschenhandel werden unter der Hotline 0677-61343434 oder E-Mail menschenhandel@bmi.gv.at entgegengenommen. Jährlich gehen 500 Hinweise ein.

Neun Prozent der Opfer von Menschenhandel sind Buben. Sie werden sexuell ausgebeutet. In 21 Prozent der Fälle sind Männer betroffen – in Österreich häufig rumänische Staatsbürger. Hier geht es vor allem um Arbeitsausbeutung. Sie müssen ihre Dokumente abgeben und täglich 14 Stunden arbeiten. Der Lohn wird ihnen vorenthalten. Vor dem Weg zur Polizei haben sie meist zu große Angst.

 

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