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Natascha Kampusch: "Ich hasse Wolfgang Priklopil nicht"

Von Sabrina Payrhuber, 23. August 2016, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Der Fall Natascha Kampusch
Bild: ORF

WIEN / LINZ. Natascha Kampusch kehrt immer wieder an den Ort ihrer Gefangenschaft zurück.

Ihre Entführung als zehnjähriges Mädchen war einer der spektakulärsten Fälle in der Kriminalgeschichte Österreichs – nun lebt die 28-jährige Natascha Kampusch seit zehn Jahren in Freiheit. Im Interview spricht sie über ihre Flucht, ihre Emotionen gegenüber ihrem Entführer und über Zukunftspläne.

 

OÖNachrichten: Frau Kampusch, heute auf den Tag genau vor zehn Jahren sind Sie aus Ihrer Gefangenschaft in Strasshof geflohen. Was ist bei Ihnen stark präsent, wenn Sie an Ihre dramatische Flucht zurückdenken?

Kampusch: Ich denke oft daran, wie ich im Krankenhaus war und wie ich in den Verhören der Polizei stundenlang Rede und Antwort stehen musste. Und natürlich wie schön es war, dass ich meine Familie wiedersehen konnte. Es ist nicht nur ein Moment, der mir in Erinnerung geblieben ist, sondern viele.

Wann hatten Sie das Gefühl, wirklich in Sicherheit zu sein?

Erst nach zwei, drei Tagen. Ich hatte erst große Angst, weil ich nicht wusste, was mit meinem Entführer Wolfgang Priklopil ist. Ich dachte, dass er mich am Ende doch noch erwischen könnte. Er hatte ja mir gegenüber immer angekündigt, dass er mir oder meiner Familie etwas antun würde, sollte ich es jemals wagen, zu fliehen.

Hassen Sie Wolfgang Priklopil dafür, dass er Sie eingesperrt und Ihre Jugend gestohlen hat?

Ich empfinde nichts für ihn. Ich hasse den Täter nicht, weil er nicht mehr existiert. Aber wenn er noch leben würde, könnte ich nicht garantieren, ob ich nicht doch Hass empfinden würde. Am Ende wäre es interessant gewesen, seine wahren Motive zu erfahren und warum das alles sein musste…

Warum kehren Sie nach den Jahren in Gefangenschaft immer noch in das Haus Ihres Peinigers, das Ihnen zugesprochen worden ist, zurück? Wäre ein Verkauf nicht die beste Lösung?

Es fallen oft Reparaturen an. Aber auch die Nachbarn zwingen mich dazu. Einigen ist es wichtig, dass der Rasen regelmäßig gemäht oder die Hecke geschnitten wird. Ob ich das Haus verkaufe? Das müssen Sie mich in zehn Jahren noch einmal fragen…

Das klingt nicht so, als hätten Sie die Zeit der Gefangenschaft gänzlich überwunden. Fühlen Sie sich wie ein freier Mensch?

In manchen Momenten spüre ich schon die Freiheit – wenn ich in der Natur bin oder mit Freunden in geselliger Runde. Trotzdem muss ich noch immer viel Platz um mich herum haben. Die Enge im Lift oder in der U-Bahn und die damit verbundene Ausweglosigkeit sind mir suspekt.

Wie sind Sie mit der großen Aufmerksamkeit um Ihre Person und Ihre Geschichte umgegangen?

Es gab Situationen, die vor Ungerechtigkeit geschrieen haben. Mir wurde vorgehalten, dass ich nicht alles erzählt hätte, dass ich geldgierig wäre. Medien haben mich in den Dreck gezogen, ich wurde öffentlich angegriffen. Insgesamt ist aber alles so verlaufen, dass es gut ist, dass ich überlebt habe.

Ist Ihr neues Buch "Natascha Kampusch: 10 Jahre Freiheit", nicht Wasser auf die Mühlen all derer, die behaupten, Sie würden Ihre Geschichte ausschlachten, um damit Geld zu verdienen?

Ich schreibe meine Bücher für jene Menschen, die mich von Anfang an unterstützt haben und Mitgefühl mit mir hatten. Deshalb ist es mir egal, wenn es wieder Spekulationen über Geldgier geben sollte.

Sie werden von Menschen in der Öffentlichkeit angefeindet. Das geht so weit, dass Fremde Sie auf Ihr Gewicht ansprechen. Wie gehen Sie damit um?

Das stimmt. Als ich kürzlich in Berlin war, hat mich eine Familie erkannt. Eine ältere Frau hat sich über mich das Maul zerrissen, dass ich wie ein Walross aussehe. Anschließend wollte die Familie ein Erinnerungsfoto, das habe ich abgelehnt. Solche und ähnliche Erlebnisse habe ich dauernd. Meine Gewichtsprobleme wurzeln in meiner Kindheit. Obwohl ich nicht dick war, haben mich die anderen Kinder gehänselt. Aus Protest habe ich dann angefangen, zu viel zu essen, und habe zugenommen. In der Gefangenschaft hat mich Wolfgang Priklopil oft hungern lassen. Und jetzt kann ich der Fülle an Essen schwer widerstehen.

Was planen Sie für die nächsten zehn Jahre?

Ich möchte die Matura machen und anschließend Psychologie studieren. Vorher möchte ich privat noch stabiler werden, und ich muss auch noch lernen, konsequenter zu arbeiten. Man kann jedenfalls in der Zukunft viel von mir erwarten. Immerhin war ein Grund für meine Selbstbefreiung, dass ich nicht versauern wollte.

 

 

Aufsehenerregender Kriminalfall

Am 2. März 1998 verschwand die zehnjährige Natascha Kampusch auf dem Weg in die Volksschule in Wien-Floridsdorf. Eine Schülerin erzählte der Polizei am nächsten Tag, sie habe beobachtet, dass Kampusch in einen weißen Bus gezerrt worden sei.

Knapp ein Monat später suchten die Ermittler Wolfgang Priklopil in Strasshof auf. Er besaß einen weißen Lieferwagen. Acht Jahre später, am 23. August 2006, befreite sich die damals 18-jährige Natascha Kampusch selbst. Der Entführer, der 44-jährige Priklopil, warf sich am Abend in Wien vor einen Schnellbahnzug. Er war sofort tot.

Zum zehnten Jahrestag ihrer Flucht veröffentlichte Kampusch nun ihr neues Buch „10 Jahre Freiheit“.

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24  Kommentare
24  Kommentare
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fritzicat (2.724 Kommentare)
am 24.08.2016 00:48

Natascha Kampusch musste schon als Kind mehr ertragen als andere Menschen im ganzen Leben.

Warum lässt man sie nicht in Ruhe, der Weg in ein normales Leben ist hart genug, dazu bedarf sie jeglicher Unterstützung.

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Steuerzahler2000 (4.057 Kommentare)
am 24.08.2016 02:44

Und warum lässt sie uns nicht in Ruhe ?
Hauptsache man wird von den Medien umschwärmt - wenn es ihr nicht gefallen würde, könnte sie sich ja zurückziehen ?

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Steuerzahler2000 (4.057 Kommentare)
am 24.08.2016 02:49

Und warum lässt sie uns nicht in Ruhe ?
Hauptsache man wird von den Medien umschwärmt - wenn e

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dhonal (85 Kommentare)
am 23.08.2016 20:56

Es macht mich sehr traurig, welche negativen Erfahrungen, Frau kampusch,erleben muss.vielen Menschen fehlt es an Einfühlungsvermögen. Niemand,mit so einer Kindheit ,reagiert so,wie es die Masse erwartet.die Mitmenschen reagieren bei solchen Themen immer noch so,als wäre die 10 jährige mit Begeisterung mit ihrem Peiniger mitgegangen.das Ausmaß dieser Tragödie begreifen leider nur wenige Menschen.

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Superheld (13.118 Kommentare)
am 23.08.2016 15:55

Alles hat zwei Seiten.

Etwas mehr ins reale Leben einzutauchen würde Frau Kampusch nicht schaden. Dann könnte sie auch mehr aus dem Umfeld derjenigen Menschen, die täglich aufstehen und arbeiten gehen, verstehen.

Dazu ist kein Psychologiestudium nötig. zwinkern

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Hexenhammer (253 Kommentare)
am 23.08.2016 15:00

NIEMAND ist gezwungen auch nur einen Bericht über N.Kampusch zu lesen.

Kampusch wurde gezwungen, daher gehört mein Verständnis und Mitgefühl ihr.

Möge P. In der Hölle schmorren und etwaige Mitschuldige öffentlich werden.

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haspe1 (23.645 Kommentare)
am 23.08.2016 13:13

Und ich habe gedacht, der Christoph Feurstein vom ORF hat die Exklusivrechte an Kampusch-Interviews, in denen er diese Thematik weidlich ausschlachten kann.

Nein, auch die Nachrichten dürfen interviewen. Müssten aber nicht...

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marchei (4.370 Kommentare)
am 23.08.2016 13:11

aahh!!
Es ist Sommer!

da kommen die Kampuschs und Kaltenbrunners wieder zum Vorschein..
Es lebe das Sommerloch!

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alleswisser (18.463 Kommentare)
am 23.08.2016 15:48

Dass es einfach mit dem "10-jahres-Jubiläum" zusammenhängt und damit zwangsläufig in den Sommer fällt, ziehst du nicht in Betracht?

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Steurzahler (89 Kommentare)
am 23.08.2016 11:18

Warum wurde der Post von "franzmichael" gelöscht??

Nichts darin war beleidigend oder ähnliches

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Katzenkoerberl (1.838 Kommentare)
am 23.08.2016 11:17

Wie oft muss man den Plunder noch lesen? Sie hätte sich nie die Laus (Feuerstein) in den Pelz setzen sollen. 😒

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pepone (60.622 Kommentare)
am 23.08.2016 09:47

WARUM lassen sie die Medien nicht ENDLICH in Ruhe leben ???

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Steurzahler (89 Kommentare)
am 23.08.2016 10:49

NICHTS wird berichtet ohne ihr Einverständnis. Interviews gibt sie freiwillig genau wie Bücher und Filme.

Die ganze Schuld kann am in diesem Fall ganz sicher nicht den Medien geben.

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Gugelbua (31.807 Kommentare)
am 23.08.2016 08:42

...sie braucht sicherlich Geld grinsen

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tarantella (876 Kommentare)
am 23.08.2016 07:49

Mir hat das verschwundene Kind Natascha sehr leid getan und ich habe mich um sie gesorgt. Mit der jungen Frau habe ich mich gefreut, dass sie das Drama überlebt hat und diesem kranken Täter entkommen konnte. Jetzt aber sollte sie aufhören, die Öffentlichkeit zu suchen. Ein Film, zwei Bücher, unzählige Interviews und Fernsehauftritte, das sollte genug sein. Das Verbrechen an ihr kann nicht ungeschehen gemacht werden. Ich wünsche Frau Kampusch alles Gute auf ihrem weiteren Lebensweg und Kraft zur Bewältigung ihres schlimmen Schicksals, das letztlich einen guten Ausgang nahm.

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EinsameSocke (2.186 Kommentare)
am 23.08.2016 08:10

Das unterschreibe ich mal, nun soll aber Schluss sein.
Wenn man Vergangenes nicht abschließt kann man nichts Neues beginnen.

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Inmediasres (802 Kommentare)
am 23.08.2016 07:42

Wie kann man auf sie neidisch sein? Egal wie viel Geld sie noch bekommen wird, dieses Trauma kann man nie mehr gutmachen. Was kann sie dafür, wenn ihre Mutter womöglich dahinter steckt und alles geplant war, wie manche behaupten?

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( Kommentare)
am 23.08.2016 17:16

Es ist alles spekulär! Ich würde diesen Mann haßen, er hat ihr Leben zerstört!
Und dieses Haus hätte ich schon längst auf nimmer Wiedersehen verkauft, kann das alles schon nicht mehr hören!

Was ihre Mutter anbelangt,.........es ist alles sehr KOMISCH!

Ich wünsche ihr,dass Sie Kraft bekommt, mal eine aufrichtige Liebe zu finden, sie hat ein sehr liebes Gesicht!

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Orlando2312 (22.252 Kommentare)
am 23.08.2016 07:32

Eine kluge und starke Frau ist aus Natascha Kampusch geworden. Möge sie glücklich werden.

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Kochloeffel (882 Kommentare)
am 23.08.2016 07:19

Auch ich wünsche N.K.alles Gute für ihr weiteres Leben !
Ich denke die Leute die so über sie herziehen sind "Neider",
aber auf was ? Lassen Sie sich nicht unterkriegen liebe Natascha.
liebe Grüsse- Sie sind eine starke junge Frau !

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 23.08.2016 07:02

die sommerlochendlossschleife.
aber in einem anderen blattl waren es gleich vier oder fünf seiten!.....und anderen antworten.....

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gegenstrom (16.154 Kommentare)
am 23.08.2016 05:52

"Ich möchte die Matura machen und anschließend Psychologie studieren. "

Ja wenn das nicht zu spät kommt endlich erwachsen zu werden.

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Schokotiger (126 Kommentare)
am 23.08.2016 14:29

Wenn sich Pensionisten in die Vorlesungen setzen, wirds auch für die Frau Kampusch noch nicht zu spät sein ein Studium zu beginnen.

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Skat (461 Kommentare)
am 23.08.2016 00:49

Alles Liebe und Gute auf deinem weiteren Lebensweg liebe Natascha! Der Film hat mir gut gefallen und laß alle " Hater " hinter dir! Bleib so wie du bist! LG ........

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