Natalie Halla: Eine Linzerin für starke Filmmomente

Von Nora Bruckmüller   06.November 2015

Mutter und Regisseurin zu sein, hat sich im Leben von Natalie Halla, 39, noch nie ausgeschlossen. Als die Linzerin für ihren Dokumentarfilm „Seperated“ (2012) an einem verminten Sandwall in Algerien drehte, war die Juristin im vierten Monat mit Sohn Mikel, heute 3, schwanger.

Am Set von „Die Macht der Gene“ – über das spanische Klavier-Talent Michael Häringer, das von Franz Liszt abstammt – stillte sie ihren jüngsten Sohn noch. Ihre älteren Kinder Sophia, bald 10, und Andreas, 7, waren ebenso immer wieder mitten im Geschehen dabei.

Da erscheint es beinahe logisch, dass der neueste Streifen der dreifachen Mama „Die Wurzelkinder“ von der Weltsicht des Nachwuchses erzählt. Premiere ist heute.

Protagonist ist ihr damals sechsjähriger Bub Andreas, der den „Kinderwald“ am Linzer Bachlberg besuchte, einen Kindergarten, der sich ganzjährig im Freien abspielt. Dieser herzliche Familienfilm erscheint auf den ersten Blick harmlos im Vergleich zu Hallas früheren Werken. Für „Madres de la droga“ (2010) porträtierte sie drogenabhängige Frauen in einem Gefängnis in Peru, für „Gaelle“ (2011) die Helfer auf der zerstörten Insel Haiti.

Doch alle Arbeiten spiegeln Hallas Motivation – von starken Momenten zu erzählen. In „Wurzelkinder“ geht es um das Tragische im Kleinen. „Auf dem Bachlberg wurden damals Bäume gefällt. Und für Kinder war jeder Baum wie eine eigene Welt. Ich habe die Trauer darüber eingefangen, ein Stück Kindheit zu verlieren.“

In ihrem nächsten Projekt widmet sie sich wiederum der Erwachsenenwelt, es geht um die Leidenschaft für bestimmte Elemente.

So steht etwa jener Höhlenforscher (für „Erde“) im Fokus, der mit seinem verunglückten Kollegen 2014 in der Riesending-Höhle tagelang auf Rettung wartete. „Ich will damit aber nicht das Extreme ausschlachten, sondern die Psychologie der Faszination einfangen.“

Wurzelkinder: Premiere, heute, 20 Uhr, City Kino Linz, weitere Termine: www.moviemento.at