Nach der Trockenheit drohen Überschwemmungen

Von Gerhild Niedoba und Alfons Krieglsteiner   13.Juni 2018

Der seit Wochen fehlende Niederschlag hat im ganzen Land deutliche und vor allem für die Landwirtschaft dramatische Spuren hinterlassen. Neben tiefen Trockenrissen, die viele Felder durchziehen, beklagen die Bauern schon jetzt eklatante Ernteeinbußen. Der Grundwasserstand ist im gesamten Bundesland niedrig wie schon lange nicht mehr. Wasser ist überall Mangelware.

Daher wird auch der große Regen, der jetzt auf Oberösterreich niedergehen wird, zu weiteren Problemen führen. "Nachdem die Böden wegen der extremen Trockenheit das Wasser nicht so schnell aufnehmen können, wird es zu lokalen, starken Überflutungen kommen", warnte gestern Peter Kickinger vom Hydrographischen Dienst des Landes OÖ. Wo genau diese zu erwarten seien, hänge von der Stärke der Niederschläge ab.

"Pflanzen sind stehend k.o."

Thomas Wallner, Referatsleiter von der Boden.Wasser.Schutz.Beratung der Landwirtschaftskammer Oberösterreich, sieht auch eine weitere negative Auswirkung des heftigen Niederschlags auf die Landwirte zukommen: "Wenn es schnell sehr viel regnet, kann es zu Erosionen kommen", sagt er. Dies sei vor allem dann der Fall, wenn wie jetzt der Boden noch nicht ausreichend von Pflanzen bedeckt ist. Etwa in Hanglagen könne es dann zu einer Abtragung des Erdreichs – und damit zu einem deutlichen Verlust von Nährstoffen (Stickstoff, Kalium, Phosphor) sowie von Humus kommen. "Auf diese Weise kann dabei ein Schaden in der Höhe von 600 bis 700 Euro je Quadratmeter entstehen", sagt Wallner. Dazu komme, dass durch die Dürre stellenweise erst gar keine Nährstoffe eingelagert werden konnten. "Die Pflanzen sind stehend k.o. gegangen", sagt Wallner.

Besonders betroffen seien Mais, Soja und auch der Mohn. Und trotzdem streicht Wallner die Wichtigkeit von Regen jeder Art hervor: "Es ist alles total trocken. Daher ist es wichtig, dass es überhaupt regnet, egal wie."

Erst Regen, dann wieder Hitze

Tut es auch. Bis zu 60 Liter Regen pro Quadratmeter sagt ZAMG-Meteorologin Yasmin Markl bis Donnerstagfrüh voraus. Am meisten betroffen sind die Nordstaulagen der Alpen – vom südlichen Innviertel über das Salzkammergut bis in die Pyhrn-Priel-Region. In den übrigen Landesteilen werden bis zu 40 Liter zusammenkommen.

Schuld am Dauerregen ist ein Tief vom Atlantik, das uns vergangene Nacht mit Gewittern erreicht hat. Es bringt nicht nur Regen und auffrischenden Nordostwind, sondern auch Abkühlung: Heute kommen die Temperaturen über 20 Grad kaum hinaus. "Den ganzen Tag bleibt es trüb und nass", sagt Markl. Morgen Vormittag lösen sich die Wolken auf, am Nachmittag lacht bei 22 Grad schon wieder die Sonne.

Der Freitag wird bei 24 Grad freundlich, der Samstag frühsommerlich, ehe am Sonntag eine schwache Kaltfront noch einmal Regen bringt. Nur ein Intermezzo, denn ab Mitte kommender Woche dürfte die Hitze zurückkehren.