Missbrauchsfall: Ein Martyrium über drei Jahre
WELS-LAND. Wiederholungsgefahr: Der Verdächtige bleibt weiterhin in Untersuchungshaft.
Die Bewohner einer Nachbargemeinde von Wels sind schockiert. Wie gestern exklusiv berichtet, wird der 63-jährige FP-Vizebürgermeister einer Gemeinde im Bezirk Wels-Land verdächtigt, seine Enkelin missbraucht zu haben.
Die Ermittlungen der Kriminalpolizei laufen weiter auf Hochtouren. Noch gibt es keinen Endbericht. Sehr wahrscheinlich ist allerdings, dass das Martyrium der Volksschülerin bereits über Jahre angedauert hat.
Laut vorliegenden Informationen sollen erste Übergriffe des Großvaters bereits vor drei Jahren erfolgt sein. "Wegen Tatbegehungs- und Wiederholungsgefahr bleibt der Verdächtige in Untersuchungshaft", sagte gestern Christian Hubmer, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Wels auf Anfrage der OÖN. Wann die Anklage erhoben werde, sei noch nicht abzusehen. Sexueller Missbrauch von Unmündigen ist mit einer Haftstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bedroht.
Verdächtiger ging zur Polizei
Der Kommunalpolitiker hat die Übergriffe auf seine Enkelin bei der Polizei selbst angezeigt und war dann nach Hause gegangen. Erst nachdem das Landeskriminalamt eingeschaltet war, wurde der 63-Jährige am nächsten Tag in seinem Haus verhaftet.
Die Bezirks-FPÖ ist indes um Schadensbegrenzung bemüht: "Dieser Fall hat mit uns nichts zu tun: Das ist Sache einer Person, bedauernswert ist das Opfer", sagt der Bürgermeister der betroffenen Gemeinde. Für ihn ist ein derartiger Übergriff durch nichts entschuldbar. Es gebe für ihn daher auch keinen Grund, den Verdächtigen im Welser Gefangenenhaus zu besuchen.
Entscheidung am 9. April
Wer die politischen Funktionen des Mandatars übernehmen wird, entscheidet die FP-Fraktion in der Gemeinderatssitzung am 9. April. Der Verdächtige war seit 1991 im Gemeinderat und seit mehr als elf Jahren Vizebürgermeister. Er hat in der Vorwoche für seine Gesinnungsfreunde völlig überraschend alle seine Ämter in der Kommunalpolitik und in der Partei zurückgelegt.