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Lust am Schaukeln

Von Roman Sandgruber, 07. Mai 2016, 00:04 Uhr
Lust am Schaukeln
Bild: APA/ROLAND SCHLAGER

Die Rummelplätze und Vergnügungsparks sind unverwüstlich, auch wenn sich das Gesicht der dort gebotenen Attraktionen dramatisch verändert hat.

Der Wiener Prater jubiliert. Vor 250 Jahren wurde das weitläufige Areal in den Wiener Donauauen, das für den kaiserlichen Hof als Jagd- und Reitgelände reserviert war, von Kaiser Joseph II. der Öffentlichkeit zugänglich gemacht: für Ballonschlagen, Kegelscheiben und andere "erlaubte" Unterhaltungen, wie der allseits besorgte Monarch in der Verordnung festhalten ließ. Auch der Urfahraner Markt wird im nächsten Jahr 200 Jahre alt werden. Und die bekannteste Festwiese, das Münchner Oktoberfest, bringt es auf ein ähnlich hohes Alter.

Die Rummelplätze und Vergnügungsparks sind unverwüstlich, auch wenn sich das Gesicht der dort gebotenen Attraktionen dramatisch verändert hat und es kaum mehr Pferderingelspiele, Schiffsschaukeln und Hutschpferde sind, die die Besucherinnen und Besucher anlocken, sondern Hightech-Maschinen, die die Schwindelgefühle potenzieren. Man braucht keine Hutschenschleuderer mehr. Aber die Pferdchen traben immer noch. Die Strizzis sind nicht verschwunden. Und die Attraktionen werden immer monströser. Man sucht den Rausch, nicht nur den Bierrausch, sondern noch mehr den Rausch der Geschwindigkeit und den Nervenkitzel des "Sky-Shots" und der "Drop Zone Towers".

Schaukeln gehört mit Sicherheit zu den ältesten Erfahrungen der Menschen. Man könnte es pathetisch formulieren: Von schaukelnden Baumwipfeln kommen wir, schaukelnd werden wir im Mutterleib getragen und schaukelnd großgezogen, zuerst in Wiegen, Kinderwagen und Tragtaschen, dann in immer schneller werdendem Tempo. Und Schaukeln bleibt bis ins hohe Alter ein billiges Vergnügen, ob auf Riesenschaukeln in den Vergnügungsparks oder in den etwas ins Alter gekommenen Hollywoodschaukeln der Vorgärten. Erlöschen wird der Reiz des Schaukelns nie, nicht zuletzt wegen seiner subversiven Erotik: Es ist ein "Tanzen im Sitzen". Auf der anderen Seite steht das dramatische Bild von den Gefahren des Schaukelns, das mit dem Zappel-Philipp beschrieben wird: Störung, Entgrenzung, Enthemmung, Chaos.

Die Welt sei nichts anderes als eine ewige Schaukel, schrieb der Essayist und tiefe Skeptiker Michel de Montaigne: "Alle Dinge schaukeln ohne Unterlass." Schaukeln kann ein bisschen von der Erdenschwere lösen. Es kann kurzfristig beruhigen und in falscher Sicherheit wiegen, wird aber auf Dauer zu Schwindelgefühlen führen. Die "Schaukelpolitik" ist zum Sprachbild für das unstete politische Agieren der Gegenwart geworden. Man fühlt sich von den rasch wechselnden politischen Botschaften, die sich blitzschnell ins Gegenteil verkehren können, zu Recht verschaukelt.

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