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Linzer Flüchtlingsbetreuerin packt aus: "Chaotische Zustände in der Zeltstadt"

20. August 2015, 00:05 Uhr
Alle Zelte abgebaut
Eine Sozialarbeiterin war einen Monat lang in der Zeltstadt auf dem Linzer Polizeisportgelände tätig. Danach warf sie das Handtuch. Bild: Weihbold

LINZ. Sozialarbeiterin warf nach einem Monat das Handtuch: "Verheizen von Mitarbeitern".

Von Juli bis August war die Sozialarbeiterin Nadine K. (Name geändert, Anm.) für die Flüchtlingsbetreuungsfirma ORS in der mittlerweile geräumten Zeltstadt auf dem Polizeisportgelände in Linz tätig. Dann warf sie das Handtuch. "Die Arbeitsbedingungen waren unzumutbar, die Arbeit chaotisch. Das ist ein Verheizen von Mitarbeitern", zieht die 42-Jährige ihr Fazit.

Die studierte Geschichtswissenschafterin und Ethnologin ist seit mehr als zehn Jahren als Sozialarbeiterin tätig. In der Flüchtlingsbetreuung hatte sie bisher keine Berufserfahrungen gesammelt. Dennoch erhielt sie bei ORS einen Job für die Betreuung der Asylwerber.

"Ich sollte die Freizeitbetreuung und Beratungen durchführen. Im Wesentlichen habe ich Zahnpasta ausgeteilt und schmutzige Bettwäsche eingesammelt", sagt die Sozialarbeiterin, die als Angestellte 2400 Euro brutto verdienen sollte. "Die ersten Wochen waren wir auf dem Camp zwei Betreuer und ein Teamleiter. Also zwei Mitarbeiter für rund 280 Flüchtlinge." Erst später sei eine dritte Kraft dazugekommen. Das Team hatte auch die rund 50 Asylwerber im Turnsaal der HTL in der Paul-Hahn-Straße zu betreuen. "Eine Einschulung habe ich nicht erhalten. Als ich anfing, sagte der Chef: Schnapp dir eine Jacke und los geht’s", sagt die 42-Jährige.

Sehr belastend sei das Fehlen von Diensthandys und Dienstcomputern gewesen. "Es gab vieles zu koordinieren, etwa die Flüchtlinge zur Essensausgabe einzuteilen oder einen Flüchtling zum Facharzt zu schicken. Dazu nahm ich mein Privathandy." Die Betreuer waren auch für die Einteilung der Asylwerber zu "Remunerationsarbeiten" zuständig. Das sind freiwillige Hilfsarbeiten, wie Essen austeilen oder putzen, für die die Bewohner pro Stunde drei Euro erhielten. "Die Arbeit war begehrt. Doch ohne PC kam es zu Chaos und Missverständnissen. Das war ein Herd für Konflikte." Das Fehlen einer Büro-Infrastruktur habe auch das Verteilen privater Kleiderspenden erschwert. "Was machst du, wenn es drei Rucksäcke zu verteilen gibt, und 300 Leute wollen einen? Zuletzt habe ich eine Tombola veranstaltet." Die 42-Jährige kritisiert auch, dass es keine Teambesprechungen und Supervisionen gegeben habe. "Das sind schwer traumatisierte Leute. Da gibt es Spannungen. Mir wurden viele Lebensgeschichten erzählt, Fotos von Bombenopfern gezeigt. Ich habe nicht nur einmal geweint."

In der Schule sei keine Unterwäsche für Flüchtlinge zur Verfügung gestanden. "Es gab auch keine Waschmaschine. Die Asylwerber haben Becher mit Waschpulver erhalten. Die Wäsche wurde in Eimern gewaschen." Auch Besteck und Geschirr habe es im Zeltdorf nicht gegeben. "Es gab einen, der sein Abendessen auf einer Frisbeescheibe eingenommen hat." Impfungen für Mitarbeiter habe es auch nicht gegeben. "Einmal ging ein Hautausschlag durchs Lager. Impfungen wurden uns zugesagt. Wir wurden aber immer wieder vertröstet." (staro)

 

Asyl: Schweizer Firma

Für die Betreuung der Flüchtlinge, die sich in der Grundversorgung des Bundes befinden, ist seit 2011 die Schweizer Firma ORS zuständig. In Österreich ist das Unternehmen eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die vom Innenministerium im Jahr 2014 für ihre Leistungen 20,9 Millionen Euro bekommen hat. Die größte von ORS betreute Einrichtung ist das Lager in Traiskirchen.

Im Zuge der Überprüfung des Lagers durch Amnesty International kam es auch zu Kritik an ORS. Doch das Innenministerium konterte und zeigte sich mit der Arbeit der Firma „zufrieden“.

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