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"Linz" – die österreichische Titanic

Von Monika Raschhofer, 11. März 2017, 00:04 Uhr
"Linz" – die österreichische Titanic
Die Bucht von Kotor (früher Cattaro) in Montenegro: Von diesem Hafen legte die „Linz“ zu ihrer Schicksalsfahrt ab – ihrer letzten, bei der 2700 Menschen ums Leben gekommen sind.

Am 19. März 1918 sank der Dampfer des Österreichischen Lloyd vor Albanien. Braunauer Segler haben sich auf Spurensuche begeben, der Auslöser dafür ist ein historisches Kuriosum.

Es klingt wehmütig, wenn ein Überlebender sagt: "Über die Titanic spricht die ganze Welt. Uns hat man vergessen." Geschichtsbegeisterte Segler aus Braunau und Simbach haben einen Törn auf den Spuren der "Linz" gemacht, über dem Wrack der 2700 Opfer gedacht, recherchiert und Zusammenhänge gefunden. Das Ergebnis sind bewegende Erfahrungen und ein Film, der morgen, Sonntag, im ORF zu sehen ist. Auslöser für das Projekt "Mare Vostrum" ist das Kuriosum, dass die Inn-Stadt Braunau vor dem Ende der Monarchie Ausbildungsstätte für die k.u.k. Marine war.

Dass der Yachtclub bereits zwei Mal die höchste Auszeichnung des Österreichischen Segelverbands, den Miramar-Preis, bekommen hat, lässt Initiator Christian Haidinger auf einen dritten hoffen. Den "piccolo commodore", so sein Spitzname auf dem Boot, beschreibt Filmemacher Klaus Obereder vom ORF als "umtriebig und emotional". Bei Kälte waren die Segler auf dem Meer unterwegs, um die Expeditionen der österreichischen Marine nachempfinden zu können. Sie haben historische Gebäude und Friedhöfe in Rijeka und Pula besucht, um Spuren der Geschichte zu finden. Sie haben den Taucher Gerald Kozmuth kennengelernt, der voller Ehrfurcht die Schiffsglocke der "Linz" geborgen und von Muscheln befreit hatte. 2015, bei der Ausstellung anlässlich von 100 Jahre Marine-Akademie in Braunau, war diese Glocke zu sehen.

Das Projekt "Mare Vostrum" (Euer Meer)
Die Glocke, die Taucher Gerald Kozmuth vom Wrack geborgen hat Bild: YCBS

Die Schiffsglocke weckt Emotionen

Wenn die Glocke im Gedenken an die 2700 Opfer des "Linz"-Untergangs angeschlagen wird, ist Kozmuth sichtlich bewegt. Österreicher, Tschechen, Polen, vermutlich auch Italiener waren an Bord der "Linz", als sie vom heute montenegrinischen Hafen Kotor aufgebrochen war. Überfüllt war sie, hoffnungslos überfüllt. Von der Noblesse des Passagierschiffs war in jenen Kriegstagen, wo sie dringend als Truppentransporter gebraucht wurde, nicht mehr viel zu sehen. Untergegangen ist sie allerdings nicht wegen der Überfüllung, sondern infolge eines Angriffs. Mit der Titanic vergleichbare Schlagzeilen gab es über diese Katastrophe, die rund 1200 mehr Opfer forderte, aber nicht. Weil auch Landsleute der Angreifer auf der "Linz" waren, wegen der Kriegswirren, weil die Monarchie bald danach Geschichte war und Akten beim Brand des Justizpalastes vernichtet wurden.

Das Schicksal der "Linz", des beeindruckenden Lloyd-Dampfers, nach der oberösterreichischen Landeshauptstadt benannt, ist der rote Faden im Film "Die österreichische Titanic". Von den beeindruckenden Bildern des Kameramanns Claus Muhr sind die Segler begeistert. "Bei so einem schönen Thema ist das keine große Kunst", sagt der Filmer. Doch die Crew weiß, wie schwer es bei Wind war, die Kamera ruhig zu halten. "Es war spannend für uns, wir wissen jetzt, wie lang das Filmen dauert", sagt Klaus Schäfer, Commodore des Yachtclubs Braunau-Simbach. "Albanien war faszinierend, das Totengedenken auf See berührend, wir haben so viel Geschichte entdeckt", fasst Gerhard Nagy zusammen. Ein wenig neidisch ist Wolfgang Marecek, dem es gelungen ist, das halbe Terabyte Filmmaterial so zu schneiden, dass ein fließendes Ganzes draus geworden ist. "Es ist gemein, dass ihr mich nicht mitgenommen habt", stichelt er.

"Linz" – die österreichische Titanic
Ein malerischer Anblick, der sich den Braunauer Seglern in der Bucht von Kotor (früher Cattaro) in Montenegro bot. Von diesem Hafen legte die „Linz“ zu ihrer Schicksalsfahrt ab – ihrer letzten, bei der 2700 Menschen ums Leben gekommen sind. Bild: YCBS

Ein malerischer Anblick, der sich den Braunauer Seglern in der Bucht von Kotor (früher Cattaro) in Montenegro bot. Von diesem Hafen legte die „Linz“ zu ihrer Schicksalsfahrt ab – ihrer letzten, bei der 2700 Menschen ums Leben gekommen sind.

 

Gusto auf Meer und Geschichte

"Mit dem Film wollen wir Gusto machen auf ein Mehr an Geschichte und darauf, selber in See zu stechen", lockt ORF-Redakteur Klaus Obereder. Schäfer nimmt den Faden sofort auf: "Wir machen aus Landratten Seemänner, wir haben Angebote für Anfänger und anspruchsvolle Törns", wirbt er.

Bei der Vorpremiere in Braunau kommt auf, dass auch Bürgermeister Hannes Waidbacher (ÖVP) früher einmal einen Segelschein gemacht hat. Er freut sich, dass das historisch interessante Projekt der Seglergruppe um Christian Haidinger österreichweit zu sehen ist, der Yachtclub sei da auch als Botschafter unterwegs. "Wir Braunauer sind es eh leid, wenn wir immer auf ein Kapitel der Geschichte reduziert werden", sagt er. Und wünscht den Seglern guten Wind für weitere Projekte.

 

"Die österreichische Titanic – Braunauer Segler auf den Spuren der österreichischen Seefahrt" ist in der Reihe "Erlebnis Österreich" am Sonntag, 12. März, um 16.30 Uhr in ORF 2 zu sehen.

 

Das Projekt „Mare Vostrum“ (Euer Meer)

Das Projekt "Mare Vostrum" (Euer Meer)
Christian Haidinger, Gerhard Nagy, Klaus Schäfer, Anton Herzog Bild: ORF

Christian Haidinger, Gerhard Nagy, Klaus Schäfer, Anton Herzog

 

Auf die Spuren der österreichischen Marine zu Zeiten der Monarchie hat sich der Yachtclub Braunau-Simbach begeben. „Mare Vostrum“ (Euer Meer) ist das Motto des Projekts, das Christian Haidinger initiiert hat. Seit 2014 befahren Haidinger, Gerhard Nagy, Klaus Schäfer, Anton Herzog und weitere Clubmitglieder Routen und laufen Häfen an, die mit der altösterreichischen Geschichte in Verbindung stehen. Anlass für das Projekt ist die durchaus bemerkenswerte Tatsache, dass die Grenzstadt Braunau am Inn vor hundert Jahren Sitz der k.u.k. Marine-Akademie war. Die zivilen Leistungen des Österreichischen Lloyd und die Expeditionen beeindrucken Haidinger sehr, die Beschäftigung mit der Kriegsmarine hat Dramen wie die der „Linz“, mit der 2700 Menschen untergegangen sind, ins Bewusstsein zurückgeholt

 

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