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Kinderglück und eine ver-rückte Elternwelt

Von Roswitha Fitzinger, 23. August 2014, 00:04 Uhr
Kinderglück und eine ver-rückte Elternwelt
Bild: colourbox

"Froh zu sein bedarf es wenig ..." Wer, wenn nicht Kinder, führen uns diesen Liedtext ständig aufs Neue vor Augen? Es gibt nichts Schöneres als Kinder, heißt es. Aber machen Kinder glücklich oder doch nicht? Die Wissenschaft ist gespalten.

Ylvie ist sechs. Seit 14. Juni, sagt sie: "Da hatte ich Geburtstag, im Urlaub auf Korfu." Was sie bekommen hat, verrät sie auch, ein Model-Malbuch nämlich. Ähnlich mitteilsam ist die Schulanfängerin mit den strohblonden langen Haaren, wenn es darum geht, was sie schon alles kann: "Mama, Papa schreiben – und Mira, so heißt meine kleine Schwester." Aber das ist längst nicht alles. Außerdem einen Spagat machen, Einrad fahren und einen Kopfstand machen auf dem Trampolin. Apropos. Dort springt sie höher als ihr Papa, sagt sie, das kann sie besser als er. Angst? Nein, die hätte sie nicht. "Ich bin sogar schon einmal in Turnsaal bis ganz rauf geklettert und dann hab ich mich einfach auf die dicke große Matte fallen lassen", erzählt Ylvie und grinst.

Und gibt es auch etwas, das sie besser kann als die Mama? "Zusammenräumen", lautet die Antwort wie aus der Pistole geschossen und mit jeder Menge Selbstbewusstsein in der Stimme. Das sei in ihrem Zimmer ihre "Lieblingsaufgabe", setzt sie nach, räumt dann aber doch ein: "Die Mama kann das auch gut, aber ich muss mehr zusammen räumen, weil die Mama kochen muss."

Diesen Nachmittag verbringen Ylvie und ihre Schwester bei der "Basteloma", wie die beiden liebevoll ihre Großmutter nennen, weil sie bei ihr immer kleben und basteln. Und hat (Bastel-)Oma Franziska Willnauer auch schon etwas gelernt von ihren beiden Enkelinnen? Sie hat. "Dass Kinder so beharrlich sind, wenn sie etwas unbedingt wollen. Unsereins lenkt ein, aber sie haben ihre Vorstellung und dabei bleiben sie auch."

Kinder = Glück?

Intensive Glücksmomente, schlimme Ängste, nagende Zweifel, innige Verbundenheit. Kinder zu haben, das bedeutet vor allem eines – große Gefühle, positive wie negative. Traditionsgemäß gelten Kinder als "größtes Glück". Wer Gegenteiliges behauptet, gerät schnell ins moralische Abseits. Nichtsdestotrotz ist das Elternglück eine komplexe Angelegenheit. Auch die Wissenschaft hat sich an ihre Fersen geheftet, ist der Frage nachgegangen: Machen Kinder glücklich? Auch wenn jeder Elternteil diese Frage mit einem Ja beantwortet, die Forschung ist gespalten.

So es einen Tenor gibt, dann vielleicht diesen: Kinder zu haben, belohnt die Eltern erst im Alter mit einem höheren Maß an Lebenszufriedenheit.

Das Rostocker Institut für demografische Forschung hat 2011 die Angaben von mehr als 200.000 Befragten aus 86 Ländern ausgewertet. Das Ergebnis: Eltern waren insgesamt zwar zufriedener, doch berücksichtigt man Faktoren wie verheiratet oder sozial besser gestellt zu sein, kehrte sich der Effekt ins Negative: Kinder senkten das Wohlbefinden im Durchschnitt.

Weiteres Ergebnis der Studie: Jüngere Eltern sind unglücklicher als ältere. Je betagter das jeweilige Elternteil, desto zufriedener werden sie. Über 40-jährige Eltern sind dann sogar "ein kleines bisschen glücklicher als Kinderlose", heißt es. Ein Umstand, der allerdings weniger dem hohen Alter als vielmehr der Tatsache zugerechnet wird, dass der Nachwuchs dann aus dem gröbsten heraußen ist.

Bei Eltern unter 40 sinkt die Zufriedenheit mit jedem Kind, beim vierten manchmal sogar sprunghaft. Den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden, kippe dann offenbar, so die Schlussfolgerung der Wissenschafter in Rostock. Von Bedeutung ist dabei aber auch, wo man lebt. In Staaten wie Dänemark oder Schweden, in denen die finanzielle Unterstützung auch für kinderreiche Familien noch sehr großzügig ausfällt, ist der Glücksunterschied zwischen Kinderreichen und Kinderlosen deutlich geringer als etwa in Italien und Spanien, wo das nicht der Fall ist.

Auf die Suche nach dem Familieglück hat sich auch der niederländische Glücksforscher Ruut Veenhoven begeben und Datenreihen aus diversen Ländern ausgewertet. Kinder würden die Eltern auf eine emotionale Talfahrt schicken, negativen Einfluss auf das persönliche Glück und Partnerschaft ausüben, urteilt er. Erst wenn die Kinder aus dem Haus sind, geht es wieder bergauf, lautet sein Resümee.

Die Ansicht von Bernd Hornung, er leitet das Glücksinstitut in München, ist um einiges radikaler. "Fragt man die Leute spontan, was sie gestern glücklich gemacht hat, sind das Sex, Freundschaften und Relaxen, nicht Kinder." Keiner würde sich trauen zuzugeben, dass die eigenen Kinder nicht glücklich machen. Elterliche Hochgefühle würden bereits in den ersten beiden Jahren verfliegen, so Hornung.

Elternfrust statt Elternglück also? Eine Studie einer amerikanischen Forschergruppe aus Stanford, der University of California und der British Columbia gibt Hoffnung. Sie wertete 2012 die Daten von 7000 Amerikanern aus, die an der World Values Survey, einer weltweiten Werte-Umfrage, teilgenommen hatten. Demnach sind Eltern insgesamt glücklicher als Menschen ohne Kinder. Das Wohlbefinden steigt gerade dann, wenn sie Zeit mit ihren Kindern verbringen. Von einem pauschalen Elternglück wollen aber auch die US-Forscher nicht sprechen. So zeigt sich, dass Väter in der Regel glücklicher sind als Gleichaltrige ohne Kinder. Bei Müttern gab es keine nennenswerten Unterschiede, was die Wissenschafter nicht überraschte, schließlich bliebe an ihnen die meiste Arbeit mit Kind und Haushalt hängen. Außerdem waren sehr junge Eltern unglücklicher als Alternsgenossen ohne Kinder und auch unglücklicher als jene ohne Partner. Einen positiven Einfluss hat dagegen die Elternschaft auf Verheiratete zwischen 26 und 62 Jahren.

79.330 Kinder wurden 2013 in Österreich geboren, um 0,5 Prozent mehr als noch im Jahr davor. Geburten-Höchstwerte wurden in den Jahren 1982 (94.840) und 1992 (95.302) verzeichnet.

Statistisch kurios: Die jüngste Mutter im Vorjahr war zwölf Jahre alt, die älteste 55 Jahre – 19 Neugeborene hatten Eltern, die am exakt gleichen Tag geboren sind – Ebenfalls im Vorjahr: eine 38-jährige Mutter, die ihr 14. Kind auf die Welt brachte.

Das habe ich von meinem Kind gelernt - 25 Autoren erzählen über Lektionen von Kindern.

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