Kaum Platz für Kiebitze: Haben die Luftakrobaten bald ausgegaukelt?
In Teilen Österreichs steht der Kiebitz vor dem Aussterben. Eine Studie in Hörsching besagt: Brutinseln zwischen den Äckern können den Vögeln das Überleben sichern.
Unüberhörbar ihr Ruf, das klagend schrille "kiju-wit", das den Vögeln den Namen gibt: Kiebitz. Noch eindrucksvoller ist der Balzflug der zur Familie der Regenpfeifer zählenden Luftakrobaten: Die Männchen stürzen aus einem gemächlich erscheinenden Flug in wildes Trudeln und verteidigen solcherart ihre Territorien. Gegen den menschlichen Eindringling, der auch die Brut gefährdet, hilft das alles nichts.
"Von Jahr zu Jahr brüten weniger Kiebitz-Paare in Österreich", sagt Walter Uhl, Projektleiter der anerkannten Vogelschutzorganisation Birdlife Österreich. In Kärnten sei der Kiebitz beinahe ausgestorben, die Schweiz versucht seit Jahren mit aufwendigen Schutzprojekten die letzten rund 100 Paare im Land zu halten. Hintergrund: Die Kiebitze sind standorttreu. Die ausgewachsenen Vögel brüten dort, wo sie als Küken schlüpften. Das Problem dabei ist: Diese Standorte verändern sich. Vor allem die flächendeckende Landwirtschaft lässt wenige Orte übrig, wo Kiebitze erfolgreich brüten können. Die semi-kolonial lebenden Vögel suchen sich oft Brutplätze mit niedriger Vegetation und brauner Farbe aus. Damit landen sie sehr häufig auf Äckern, deren Bewirtschaftung auf die Gelege keine Rücksicht nimmt. "Noch brüten in Österreich etwa 5000 Kiebitz-Paare", sagt Uhl, "95 Prozent davon in Ackergebieten."
Mit Unterstützung des Ministeriums für ein lebenswertes Österreich hat Uhl die Rückgangsursachen in einer Kiebitz-Kolonie von 36 Paaren in Hörsching näher untersucht. Ergebnisse der Studie: Drei Viertel der ersten Kiebitz-Nester gingen bis Mitte April durch die Bodenbearbeitung zur Aussaat von Feldfrüchten verloren. Alle Bruten im Winterweizen wurden aufgegeben. Der für das Überleben der Population entscheidende Bruterfolg der danach folgenden Ersatzgelege war nur dort ausreichend hoch, wo die Kiebitz-Küken in wenig landwirtschaftlich genutzte Flächen flüchten konnten. "Wenn wir den Niedergang der Bestände verhindern wollen, brauchen die Kiebitze Hilfe", sagt Uhl und hofft auf die Landwirtschaft. Sein Plan: kleinräumiges Aussparen der Nester bei den Frühjahrsarbeiten, um die Gelege zu schonen, und Anlage von temporär nicht bewirtschafteten, etwa 0,5 bis 2 Hektar großen Kiebitz-Inseln. Darauf könnten sich die Küken beim Nahen des Traktors zurückziehen.
Hans Uhl
Birdlife-Projektleiter Hans Uhl schlägt vor, über die kommenden ÖPUL-Förderungen ab 2015 neue regionale Projekte zum Kiebitz-Schutz zu organisieren.
www.birdlife.at