Katerstimmung und Katzenjammer
Die Narren gehen um. Der Höhepunkt des Faschings ist erreicht. Vorbei ist er noch lange nicht. Eigentlich nie, obwohl es genug Zeit für Empfänge, Bälle, Gschnasfeste und andere mehr oder weniger sündige Feste gab.
Aber nach durchtanzten Nächten, fetzigen Umzügen und meist nur durch anregende Durstlöscher wirklich lustigen Faschingssitzungen kann sich schon Ermüdung und manchmal auch ein Kater einstellen.
Im Norddeutschen nannte man den Aschermittwoch früher "Kattenaschertag". Mit den männlichen Katzen hat solch ein Kater aber nichts zu tun, auch wenn man zugeben wird müssen, dass Männer wahrscheinlich damit häufiger konfrontiert sein werden als Frauen. Der Kater kommt vom Katarrh, der ja auch meist in der kalten Jahreszeit auftritt. Aber Kater klingt dämonischer. Denn Katzen haben im Aberglauben keinen guten Ruf, auch wenn es schwer zu verstehen ist, warum die Volksmeinung früher diese lieben, anschmiegsamen und schnurrenden Hausgenossen so schlecht behandelte und ihnen viel Unheimliches und Dämonisches zuschrieb. Wenn sie sich putzen, kommt unangemeldeter Besuch. Wenn sie einen Buckel machen, muss man sich in Acht nehmen und wenn einem gar eine schwarze Katze über den Weg läuft, ist Unheil im Anzug.
Zahllose Sagen berichten von Dämonen, Zauberern und Hexen in Katzengestalt oder in Begleitung von Katzen. Keine der vielen Hänsel-und-Gretel-Illustrationen kommt ohne die Katze mit den glühenden Augen auf den Schultern der buckligen Hexe vor ihrem kleinen Waldhaus aus. Die Märchen, auch wenn sie noch so grausam sind, gehen alle gut aus. Auch der Kater wird rasch verflogen sein, wenn man ihn nach den lustigen Faschingstagen ordentlich ausgeschlafen hat.
Doch unsere Zeit wird immer mehr zu einer ununterbrochenen Abfolge von Faschingstagen. Die Realität wird dem Fasching immer ähnlicher. Fakten und Fakes, Narren und Wissende, Politik und Theater sind kaum mehr unterscheidbar. Nach Brexit, Trump-Sieg, Flüchtlingskrise, endlosen Querelen mit der Registrierkasse und wieder an die Oberfläche geholten Eurofighter-Turbulenzen wendet man sich resigniert den kleinen Alltagssorgen zu und hofft auf das Schlaraffenland der einschläfernden Zukunfts-Versprechungen, deren Einhaltung sich nicht einfordern lässt. Die Erwartung, dass der politische Fasching glimpflich endet und die Landung in der Realität sanft sein wird, ist trügerisch. Mit Sicherheit folgt dem politischen Fasching ein Kater mit viel Katzenjammer, und kommt wieder eine Fastenzeit, die wehtun wird.
Roman Sandgruber ist emeritierter Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Johannes Kepler Universität Linz.
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