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Katastrophe in St. Johann: Mindestens Zwei Tote, 120 Verletzte

Von Thomas Streif, Michaela Krenn-Aichinger und Roman Kloibhofer, 19. August 2017, 00:35 Uhr
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Bildergalerie Aus dem Archiv: Die Zeltfest-Katastrophe von Saiga Hans
Bild: Alois Litzlbauer

SANKT JOHANN AM WALDE. Der heftige Sturm am Freitagabend in St. Johann am Walde, Bezirk Braunau, hat mindestens zwei Tote und 120 Verletzte gefordert.

Mindestens zwei Tote, Dutzende Verletzte, mindestens zwanzig davon schwer - das ist die vorläufige Bilanz nach dem Unwetter, das am Freitagabend über das Innviertel gezogen ist. Das Zeltfest in Frauschereck (Gemeinde St. Johann am Walde) wurde von einer mehr als 100 km/h schnellen Sturmböe abrupt gestoppt und endete in einer Katastrophe. Ein Zelt stürzte ein, dabei wurden mehr als hundert Personen verletzt. Für zwei Personen kam jede Hilfe zu spät. Kursierende Gerüchte, wonach es zwei weitere Todesopfer geben soll, konnten weder das Rote Kreuz noch die Staatsanwaltschaft gegen 13.45 Uhr bestätigen. Mindestens zwei Festbesucher sollen sich in Lebensgefahr befinden. Am Sonntag werden unter anderem Landesfeuerwehrkommandant Wolfgang Kronsteiner, Bezirksfeuerwehrkommandant Josef Kaiser, Feuerwehrkommandant Erich Feichtenschlager, Bezirksrettungskommandant Jochen Kaser und Bürgermeister Gerhard Berger eine Pressekonferenz geben. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen, hier geht es zum Bericht. 

28-Jähriger Ortsansässiger starb

Die Polizei gab am Samstagvormittag per Pressemitteilung bekannt, dass es sich bei einem der beiden Toten um den 28-jährigen Christoph A. aus Sankt Johann am Walde handelt. Bestürzung herrscht auch in der Gemeinde Höhnhart (Bezirk Braunau). Dort hat die ums Leben gekommene 19-Jährige mit ihrer aus Rumänien stammenden Familie gelebt. „Es ist einfach nur tragisch. Die Familie ist im Ort gut integriert, soviel ich weiß hat Alexandra P. heuer die Matura gemacht. Die Familie hat vor einigen Jahren im Ort ein Haus gekauft, es sind sehr fleißige Leute“, sagt Bürgermeister Erich Priewasser. Sie wurde von ihren Eltern identifiziert. Laut Polizei wurden 120 Personen medizinisch versorgt.

Pressesprecherin Ulrike Tschernuth vom Krankenhaus Ried: „Bei uns wurden in der Nacht 66 Patienten eingeliefert beziehungsweise sind selbst ins Krankenhaus gekommen. Drei Personen werden derzeit noch auf der Intensivstation behandelt, die anderen sind auf der Normalstation oder wurden ambulant versorgt. Viele haben Knochenbrüche oder Weichteilverletzungen erlitten, aber einige haben sich auch schwere Verbrennungen zugezogen aufgrund des Umstürzens von Fritteusen.“  

Im Krankenhaus Ried trat aufgrund der großen Anzahl der Verletzten der Katastrophenplan in Kraft, der eine festgelegte Alarmierungskette des medizinischen Personals in Gang setzt.

Im Klinikum Wels-Grieskirchen wird laut Pressesprecherin Kerstin Pindeus eine Person intensivmedizinisch betreut, drei weitere liegen auf der Normalstation.

Im Krankenhaus St. Josef In Braunau schwebt ein schwerverletzter Mann, der von herabstürzenden Trümmern getroffen wurde, weiterhin in Lebensgefahr. „Er hat schwerste Kopfverletzungen erlitten, die nächsten Tage werden entscheiden. Noch werden vier Patienten stationär behandelt, ein weiterer befindet sich ebenfalls auf der Intensivstation“, sagt Primar Jürgen Barth. In St. Josef wurden in der Nacht 40 Menschen, die bei der Sturmkatastrophe in St. Johann am Walde verletzt wurden,  behandelt, 34 davon ambulant.  Zwei Patienten konnten Samstagfrüh wieder aus dem Spital entlassen werden.

Im Brauner Spital wurden außerdem zwei Sturmopfer, die in Gilgenberg bei einer privaten Feier von einer umstürzenden Fichte getroffen wurden, behandelt. Sie konnten das Krankenhaus bereits wieder verlassen.

Unglücksstelle schwer erreichbar

Hartl sagte im Gespräch mit den OÖN: „Wir wurden kurz vor 23 Uhr alarmiert. Bei dem Einsatz waren 150 Rettungskräfte vor Ort, die aus Braunau und den angrenzenden Bezirken Ried, Schärding und Grieskirchen zusammengezogen wurden. Für zwei Personen kam leider jede Hilfe zu spät. Die zehn Schwerverletzten und 40 mittelschwer bis leicht verletzten Personen wurden in mehrere Krankenhäuser in Oberösterreich, Salzburg und Passau gebracht. Einige verletzte Personen sind auch selbstständig ins Krankenhaus gefahren, die genaue Zahl wissen wir nicht. Das Festgelände liegt in einem Waldgebiet, die beiden schmalen Straßen waren durch abgebrochene Äste, die auf der Fahrbahn lagen, zum Teil blockiert. Mit im Rot-Kreuz-Team waren auch mehrere Kriseninterventionsteams, die auch weiterhin im Einsatz sind und Angehörige betreuen."

Die Feuerwehr war mit bis zu 250 Einsatzkräften vor Ort. Bei den zwei Todesopfern soll es sich um junge Erwachsene handeln. Der Weg zur Unglücksstelle dürfte für die zahlreichen Einsatzkräfte aufgrund der schmalen Straße und herumliegender Gegenstände nur schwer zu erreichen gewesen sein.

Der Braunauer Bezirksfeuerwehrmannkommandant Josef Kaiser, selbst seit Mitternacht vor Ort, sagte im Gespräch mit den OÖN, dass bei dem Unglück auch einige Feuerwehrleute der FF Frauschereck sowie zahlreiche Angehörige, die das Zeltfest besuchten oder mithalfen, verletzt wurden. Viele Kameraden stünden unter Schock, andere seien noch im Einsatzmodus. Auch heute gestaltet sich die Zufahrt zur Unglücksstelle schwierig.

"Alles raus"

Eine Augenzeugin schilderte das Geschehen im Gespräch mit den OÖN: „Ich war mit meinem Mann und meinen beiden Kindern beim Zeltfest, der Sturm ist ganz plötzlich aufgezogen, die Lampen haben zu wackeln begonnen und dann haben schon Feuerwehrleute geschrien: ,Alles raus´. Es war einfach nur schrecklich. Heute ist der ganze Ort in Trauerstimmung, überall, wo man hinkommt, haben die Leute Tränen in den Augen.“

St. Johanns Bürgermeister Gerhard Berger (SP). "Der Strom war weg, keiner wusste zuerst was passiert ist. Jeder hat seine Angehörigen gesucht", so Berger, der selber das beliebte Zeltfest in Frauschereck besucht hat.Hier geht es zu einem Interview mit dem "Saiga Hanser" Ortschef. 

"Blutüberströmte Personen sind vorbeigelaufen"

"Wir sind sofort weggelaufen, innerhalb von nur wenigen Sekunden haben Sturmböen einen Großteil des Festzelts umgerissen. Anschließend haben wir versucht, uns zwischen den parkenden Autos zu verstecken", sagt ein völlig geschockter Augenzeuge im OÖN-Gespräch. Es sind zahlreiche blutüberströmte Personen bei uns vorbeigelaufen, Es ist ein absolutes Krisengebiet. Vom Zelt ist kaum noch etwas zu sehen, der Sturm hat fast die gesamte Fläche des Zelts weggerissen", so der Innviertler, der mit seiner Freundin das beliebte Frauscherecker Zeltfest in St. Johann am Walde, Bezirk Braunau, besuchte." Laut seiner Schätzung hätten sich zu diesem Zeitpunkt mit Sicherheit, um 22.30 Uhr, bereits bis zu 1000 Besucher im Festzelt befunden.

Braunaus Bezirksfeuerwehrkomandant Josef Kaiser sagte noch in der Nacht im Interview mit laumat.at, dass sich der Weg zum Unglücksort aufgrund von herumliegenden Bäumen als sehr mühsam dargestellt habe. Einsatzkräfte der Feuerwehren St. Johann/Walde und Frauschereck, die am Gelände anwesend waren, hätten sich sofort formiert, um zu helfen.

Callcenter für Angehörige

Für Angehörige von Zeltfestbesuchern hat das Rote Kreuz ein Callcenter unter der Nummer 0732/7644644 eingerichtet. Dieses ist bis in die Mittagsstunden geöffnet.

Laut Martin Pumberger, Braunaus Bezirkspolizeikommandant, sei die Staatsanwaltschaft informiert. Samstag werde es eine Begehung des Areals durch Sachverständige geben.

Landeshauptmann: "Es ist traurig und unfassbar"

Tief betroffen zeigte sich Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (VP) über die schrecklichen Nachrichten aus St. Johann am Walde : "Es ist einfach nur traurig und unfassbar, wenn Menschen durch die Gewalt der Natur so brutal aus dem Leben gerissen und so viele weitere zum Teil schwer verletzt werden. Mein tiefes Beileid gilt den Hinterbliebenen. Den Verletzten dieses Unglücks wünsche ich viel Kraft für die Genesung", so Stelzer, der sich bei allen Einsatzkräften bedankte. Oberösterreich stehe und halte zusammen, auch in den schweren Stunden, so der Landeshauptmann in einer Aussendung.

Auch Sicherheitslandesrat Elmar Podgorschek (FP) dankte den Einsatzkräften von Feuerwehr, Rettung und Polizei, die den Menschen nach dem Zelteinsturz zur Hilfe geeilt waren. „Ich bin mit den zuständigen Stellen im Kontakt und erneut zeigt sich, dass die Zusammenarbeit auch über die Landes- und Bundesländergrenzen hervorragend funktioniert. Mein Beileid gilt den Angehörigen und Freunden der Opfer. Ich wünsche den Verletzten baldige Genesung.“

"Zwei Menschen wurden heute Nacht auf tragische Weise aus dem Leben gerissen. Unser ganzes Mitgefühl gehört den Familien und FreundInnen der Opfer", reagierte SP-Landesparteivorsitzende Birgit Gerstorfer auf die Tragödie. "Den viele Verletzten und Schwerverletzten wünschen wir nur das Beste!"

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