„Ich war mir sicher: Die bringt mich um“
EIDENBERG. Den ersten Stich habe er gar nicht so recht wahrgenommen, sagte am Freitag Postzusteller Reinhold Altmüller, der am Donnerstag von einer 43-Jährigen niedergestochen wurde.
„Es ist warm geworden am Hals, da hab ich gemerkt, dass ich blute.“ Dann folgte der zweite Stich. In diesem Moment war der 42-Jährige sicher: „Die bringt mich um.“
Der Schock ist ihm am Tag danach noch deutlich anzumerken. Nach und nach realisiert er so richtig, was gestern Nachmittag vorgefallen ist. Während er ihr die Post zustellen wollte, ging eine 43-Jährige mit dem Messer auf ihn los - wir berichteten. „Sie hat nichts gesagt. Einfach zugestochen“, sagt er. Der Postler konnte die Autotür schließen und zu einem Nachbarhaus flüchten.
Das Warum beschäftigt ihn heute ebenso wie das Verarbeiten des Geschehenen. „Ich wüsste nicht, aus welchem Grund“, sagt er. „Wir sind uns öfter begegnet. Es war ein ganz normales Verhältnis.“ Und dass es ihn ausgerechnet als Postler und nicht im Nebenberuf bei einer Sicherheitsfirma erwischt hat, damit hätte er auch am wenigsten gerechnet.
Doch vorerst muss er vor allem wieder gesund werden. Die zwei Stiche schmerzen noch, dazu ist jetzt eine Lungenentzündung gekommen. Aber: „Die Ärzte sagen, es wird wieder“, ist der 42-Jährige zuversichtlich.
"Das kann man sich gar nicht vorstellen“
Einen Steinwurf entfernt vom Ortskern grasen friedlich die Kühe, die sanfte Mühlviertler Hügellandschaft im Sonnenschein strahlt Idylle pur aus.
„Jetzt sind wir auch nicht mehr davor gefeit, dass so etwas bei uns passiert.“ Betroffen reagieren Eidenbergerinnen und Eidenberger auf den Vorfall am Donnerstag im Ortsteil Geng. Da hatte eine 43-Jährige den Postzusteller mit einem Messer verletzt. Das Dienstleistungszentrum ist Treffpunkt des 2069-Seelen-Ortes. Heute noch mehr als sonst. „Natürlich redet hier jeder darüber. Wir müssen die Geschichte 15 bis 20 Mal erzählen am Tag“, sagt Steffi, die im „s’Geschäft“ hinter dem Tresen steht und Wurstsemmerl herrichtet.
Gekannt, wissen die Herren am Tresen, hat die mutmaßliche Täterin keiner so recht. „Dass es bei jemandem so aushaken kann – das kann man sich gar nicht vorstellen“, sagt einer von ihnen. Und dass man sich einmal in die Situation des Briefträgers versetzen müsse… „Das kann schon blöd hergehen“, sinniert er. Zum Alltagsgeschäft kann heute jedenfalls keiner so einfach zurückkehren.