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Andi Schicker: "Habe für meinen Blödsinn bezahlt"

Von Harald Bartl, 01. März 2015, 19:22 Uhr
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Bildergalerie Andreas Schicker
Andreas Schicker  Bild: Volker Weihbold

Exklusiv: Vor drei Monaten verlor Ex-Ried-Fußballer Andreas Schicker bei einem Böllerunfall die linke Hand; Die OÖN besuchten ihn in der Rehabilitationsklinik.

Die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Ihnen drei Monate nach Ihrem Unfall?

Andreas Schicker: Es geht mir wirklich gut – weil es, seit der Unfall passiert ist, täglich bergauf geht. Meine rechte Hand ist schon wieder bei 70 Prozent. Es fehlen ,nur‘ die Kuppen des Daumens und des Zeigefingers. Innen wurde an den Wunden Haut verpflanzt. Das Jahr 2015 schenke ich der rechten Hand. Sie ist das Wichtigste, das ich habe.

Und die linke Hand – jene mit der Prothese?

Auch da habe ich Glück. Ich kann alles machen – natürlich langsamer. Aber ich kann fast alles halten, Essen schneiden, binde mir die Schuhbänder, mache mir den Reißverschluss zu. Sogar das Autofahren ist bereits mit Automatik möglich und erlaubt.

Das klingt alles so einfach. Wie viel Arbeit steckt dahinter?

Seit dem 16. Dezember arbeite ich in der Rehabilitation täglich von 7.30 Uhr früh bis 16 Uhr. Viele Therapien, vor allem arbeite ich aber an der Feinmotorik für meine linke Hand – zum Beispiel Werkarbeiten wie Korbflechten. Danach arbeite ich noch an der "Fußball-Fitness."

Wie weit sind Sie mit Ihren Fußball-Comebackplänen?

2015 oder 2016 will ich spielen. Und ich bin mir auch sicher: Entweder funktioniert es im Profifußball, oder es funktioniert gar nicht mehr. Deshalb will ich es in der zweiten Liga versuchen. Mit der Koordination und dem Gleichgewicht habe ich null Probleme. Wichtig ist, ob ich es mental verarbeite, wenn ich nach einem Zweikampf hinfalle und mich aufstützen will. Ich will auf jeden Fall im Fußball bleiben – und werde auch heuer noch den Trainerschein machen.

Wäre es theoretisch möglich, mit einer Prothese zu spielen?

Ich habe darüber sogar schon mit Schiedsrichterchef Fritz Stuchlik gesprochen. Es ist nicht verboten. So wie bei einer Manschette, wie sie Marko Arnautovic getragen hat, als er seine Hand gebrochen hatte. Es müsste aber weich und einfach sein. Ohne mechanische Teile, eventuell mit Silikon ausgefüllt.

Zurück zum ominösen 22. November. Was ist genau passiert?

Ich habe einen riesigen Blödsinn gemacht, und ich habe dafür den Höchstpreis bezahlt. Ich selbst habe diesen Böller angezündet, und er ist sofort in meiner linken Hand explodiert. Die zwei Fingerkuppen rechts fehlen vom Anzünden des Böllers.

Können Sie sich an den Unfall erinnern?

Bruchstückhaft. Der Unfall passierte vor einem Lokal in Bruck an der Mur. Die Polizeistation war genau gegenüber. Ich bin selbst zur Polizei gegangen, wollte an der Glocke läuten – und als Linkshänder habe ich plötzlich bemerkt, dass da nichts mehr ist. Mein Cousin hat mir nur erzählt, dass ich sofort gesagt haben soll ,jetzt wirds nie wieder, wie’s amoi woa.‘

Ein Fußballer mit Vorbildfunktion, der mitten in der Nacht im Stadtzentrum einen Böller zündet – geht´s noch dümmer?

Nein – und jeder, der das sagt, hat Recht. Ich kann es nicht mehr rückgängig machen. Ich kann nur jedem diesen Satz sagen: Lasst die Hände und die Finger davon – und seht her, was passieren kann. Ich greife so etwas sicher nie mehr an.

Der Böller, der explodiert ist, ist in Österreich nicht zugelassen. Wussten Sie das?

Nein, das hat mir erstmals der Polizist bei meiner ersten Einvernahme drei Tage nach dem Unfall gesagt. Ich habe am 28. Dezember 2013 in Haag am Hausruck eine ,Feuerwerksbatterie‘ für Silvester gekauft, um Raketen abzuschießen. Als Draufgabe wurden mir diese Böller angeboten. Ich habe sie genommen, und dachte, es sei ein stärkerer Schweizer Kracher. Dann haben wir zu Silvester 2013 zwei davon abgeschossen. Der Dritte ist über ein Jahr lang in meiner Fischerhütte gelegen. Dort waren wir auch am Unfallabend. Ein Freund hat ihn gefunden, und in die Stadt mitgenommen.

Hatten Sie psychische Krisen?

Nein, nie. Meine Familie hat mich gleich beim ersten Schock aufgefangen. Meine Freundin Vroni und meine Eltern waren immer da. Die Vroni hat sogar bei mir im Krankenhaus geschlafen. Ich musste in den ersten sechs Wochen gefüttert werden – das hat kein einziges Mal eine Krankenschwester, sondern immer meine Familie erledigt. Dafür bin ich unendlich dankbar.

Und jetzt? Passiert es oft, dass Sie den 22. November einfach rückgängig machen wollen?

Ich kann es nicht rückgängig machen, deshalb beschäftige ich mich nicht damit. Ich akzeptiere es. Und ich hatte auch Glück. Ich hätte die rechte Hand, die Beine und das Augenlicht verlieren – oder noch schlimmer – jemand anderen verletzen können.

Was wünschen Sie sich sonst?

Gesundheit für meine Liebsten. Und sonst einfach in meiner Fischerhütte ,werkeln‘ zu können. Mein Bruder ist Zimmermann – wir arbeiten immer gemeinsam. Ich bin sicher der handwerklich geschickteste Profifußballer in Österreich. Ich habe auch jetzt schon wieder einen Nagel ins Holz geschlagen und Holz geschlichtet. Viel mehr brauche ich nicht.

 

Neues Leben akzeptiert

Die Rehabilitationsklinik in Tobelbad bei Graz liegt nur wenige Autominuten von der Grazer Fußballarena entfernt, in der Andreas Schicker (28) einst für Klubs wie die Wiener Austria oder SV Ried als Fußballprofi seine Partien absolviert hat. Die OÖNachrichten sind die erste Zeitung, die ihn nach dem Unfall besuchen durfte. Mehr als drei Stunden nahm er sich Zeit, um erstmals öffentlich über sein neues Leben zu sprechen.

Schon nach dem ersten Händedruck ist klar: Das ist noch immer der Andreas Schicker von früher. Ein positiver, bodenständiger Mensch, der selber Verantwortung und Schuld für Fehler übernimmt, anstatt Ausreden zu suchen oder zu jammern. Er erzählt seine Geschichte ruhig, ohne große emotionelle Regungen. Er akzeptiert sie als Teil seines Lebens. Beim Gang durch die Therapie- und Gymnastikräume erahnt man auch, warum: Hier sind viele Menschen, die es noch schlimmer erwischt hat.

Die Augen funkeln, sobald der Steirer über seine Freundin (Veronika Regl ist gebürtige Innviertlerin und Sportredakteurin beim TV-Sender Sky) oder seine Eltern spricht. Ebenso, wenn es um seine kleine Fischerhütte („kein Handyempfang – herrlich“) samt Forellenteich daheim in Oberaich bei Bruck an der Mur (Steiermark) geht. „Die Solidarität war großartig. Mein Verein, der SV Horn, hat mich nie hängen lassen. Besondere Kraft haben mir auch die Plakate der SV Ried im ersten Spiel nach dem Unfall gegeben.“

 

Zur Person

Andreas Schicker (28) hat als Profifußballer mehr als 250 Spiele in den höchsten beiden österreichischen Ligen absolviert. Bei der SV Ried schaffte er im Jahr 2005 den großen Durchbruch, ehe ihn die Wiener Austria 2006 verpflichtete. Von 2012 bis 2014 kehrte er ins Innviertel zurück. Seit Sommer ist Schicker beim Zweitligisten SV Horn unter Vertrag.

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8  Kommentare
8  Kommentare
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Steuerzahler2000 (4.057 Kommentare)
am 02.03.2015 15:04

Wer des Nächtens im betrunkenen Zustand meint einen Böller zünden zu müssen, tut mir, trotz der beträchtlichen Verletzungen, eigentlich nicht leid.

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oneo (19.368 Kommentare)
am 02.03.2015 15:58

weil er es nicht vorsätzlich gemacht hat. er hat halt pech gehabt und war sich vorher nicht der konsequenzen bewußt.

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1964rps (233 Kommentare)
am 02.03.2015 12:44

Meinen allergrößten Respekt vor der optimistischen Lebenseinstellung die Herr Schicker an den Tag legt. Ich wünsche ihm und seiner Familie für die Zukunft alles erdenklich Gute!!!

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( Kommentare)
am 02.03.2015 11:23

Ich wünsche Ihnen auf ihrem weiteren Lebensweg alles Gute und würde mir wünschen, dass sie, als bekanntes Opfer von Böllern, entschlossen gegen solche auftreten. Leider passiert viel zu viel mit diesem Unsinn. Das meiste lest man nur ganz klein irgendwo, da es sich zumeist nicht um bekannnte Profi-Fussballer, wie Sie einer sind, handelt.

Eine Initiative gegen illegale Feuerwerke und Böller wäre echt toll grinsen

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smile4711 (423 Kommentare)
am 02.03.2015 00:00

der 16.12.2014 war wohl eine total besoffene Gschicht, ansonsten ist Ihre Handlung nicht zu erklären.

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Dampfplauderer (5.900 Kommentare)
am 02.03.2015 09:08

Einen Schweizerkracher anzuzünden ist doch nichts so besonders, nur wenn es was anderes ist und auch noch sofort losgeht, Blöd gelaufen.

Das kann nüchtern genau so passieren.

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oneo (19.368 Kommentare)
am 01.03.2015 20:49

alles gute andreas, wenn man will, schafft man alles.

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hepra66 (3.805 Kommentare)
am 01.03.2015 20:28

Mit deiner Kampfkraf die du beim Spiel gezeigt hast wirst du auch dieses Schicksal meistern!
Alles Gute!

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