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Hüterin des Wissens

Von Annette Gantner, 04. Juli 2015, 00:04 Uhr
Hüterin des Wissens
Rachinger zeigt den Prunksaal der Nationalbibliothek. Bild: APA

Johanna Rachinger zählt zu den wichtigsten Kulturmanagerinnen des Landes. Seit 14 Jahren leitet die Mühlviertlerin die Österreichische Nationalbibliothek, die sie erfolgreich in die digitale Zukunft geführt hat.

Wenn Johanna Rachinger über die Österreichische Nationalbibliothek zu reden beginnt, wird einem erst bewusst, dass es sich nicht nur um papierene Schätze in prunkvollen Sälen handelt. Da fallen nebenbei Sätze wie "Wir sind die größte Gedächtnisinstitution" oder "Uns ist die Demokratisierung des Wissens wichtig".

Stets verwendet sie "wir", wenn sie über die ehrwürdige Institution in der Wiener Hofburg spricht, die neben der Bibliothek noch vier Museen umfasst. 400 Mitarbeiter kümmern sich um Sammlung, Erhalt und Archivierung der verschiedensten Publikationen – auch jener, die nur online erschienen sind. "Wir waren eine der ersten Bibliotheken, die das Internet archiviert hat. Das war damals eine große Herausforderung", erzählt sie.

Rachinger führt die Nationalbibliothek in die Zukunft: Sie handelte als eine der Ersten einen Vertrag mit Google aus. Ihr Ziel ist es, eine "virtuelle Bibliothek" zu schaffen, auf die Interessierte und Wissenschafter aus aller Welt zugreifen können.

Auch ihr Büro, das unweit des Prunksaals liegt, verdeutlicht die Verbindung zwischen Vergangenem und Neuem. Es ist stilvoll eingerichtet, aber nicht überladen – und spiegelt damit auch Rachinger wider. Mit 41 Jahren wurde die Oberösterreicherin unter Schwarz-Blau zur Generaldirektorin der Nationalbibliothek bestellt, die Zeit scheint an der heute 55-Jährigen spurlos vorübergegangen zu sein.

Die Wirtstochter

Rachinger zählt zu den einflussreichsten Frauen im österreichischen Kulturbetrieb. Dabei hatte sie als Kind andere Karrierepläne und wollte wie ihre Eltern Wirtin werden. Sie ist in der 1500 Einwohner zählenden Gemeinde Putzleinsdorf im Bezirk Rohrbach aufgewachsen. Im Gasthaus der Großfamilie (sechs Töchter, ein Sohn) stand einst der einzige Fernseher im Ort, am Freitag sei sie mit der Blasmusik im Ohr eingeschlafen. "Im Wirtshaus aufzuwachsen, ist sehr spannend. Ich habe sehr früh kommunizieren gelernt."

Auf die Maturantin der Handelsakademie in Rohrbach warteten damals Banken mit Jobofferten. Doch die junge Frau folgte dem Rat des Vaters, der ihr nahegelegt hatte, zu studieren.

Sie wählte die gemeinhin als brotlos bezeichneten Fächer Germanistik und Theaterwissenschaft, ihre Dissertation schrieb sie über das Wiener Volkstheater. Bei der Berufswahl folgte sie ihrer Leidenschaft. "Bücher haben mich mein ganzes Leben begleitet", sagt sie. Dabei habe sie nicht nur der Inhalt interessiert: "Mich hat auch immer die Ware Buch gereizt." Lieblingsbuch nennt sie keines.

Rachinger verfolgte früh einen gesellschaftspolitischen Auftrag. Nach dem Studium begann sie beim Wiener Frauenverlag, der sich – für die Achtziger progressiv – auf Bücher von Frauen mit frauenspezifischen Inhalten spezialisiert hatte. "Ich bin eine Feministin", sagt Rachinger. Bei Besetzungen in der Nationalbibliothek wendet sie das Prinzip der positiven Diskriminierung an: Bei gleicher Qualifikation kommt die Frau zum Zug. Fallweise bietet sie als Mentorin weiblichen Trainees Unterstützung.

Die Powerfrau

"Ich hatte das Glück, dass ich immer sehr gefördert wurde", erinnert sich die Powerfrau. Ihr Umfeld charakterisiert sie als zielstrebig, strategisch, gut vernetzt. Mit 32 Jahren begann sie beim Ueberreuter Verlag, nur drei Jahre später stieg sie zur Geschäftsführerin auf. "Manchmal wird man gefragt, da muss man ja oder nein sagen. Ich habe Veränderung immer als etwas Positives empfunden."

Es sollte das Sprungbrett für einen noch größeren Karriereschritt sein. Als die Stelle der Generaldirektorin der Nationalbibliothek ausgeschrieben wurde, bewarb sie sich – mit Erfolg. Die Kombination aus Kultur und Wirtschaft entspräche ihr, sie habe ein Faible für Zahlen. Die Nationalbibliothek war damals ausgegliedert worden, das Mehr an Eigenverantwortung habe sie gereizt.

Rachingers Vertrag ist vorerst mit 2016 befristet. An Aufgaben und Projekten fehlt es nicht: Die Nationalbibliothek soll in die Errichtung eines "Hauses der Geschichte" federführend eingebunden werden. Erst vor wenigen Monaten eröffnete sie das Literaturmuseum im Grillparzerhaus – eine einzigartige Sammlung österreichischer Literatur.

Ob sie sich einen Wechsel in die Politik vorstellen könne? "Ich bin ein sehr politischer Mensch, das schließt aber nicht ein, dass man deshalb in die Politik geht", antwortet Rachinger. Der Umgang mit Staatsgästen gehört zu ihrer Routine. Bundespräsident Heinz Fischer kommt regelmäßig mit hohem Besuch vorbei. Prominentester Gast war der damalige US-Präsident George W. Bush, ihm zeigte Österreichs wichtigste Bibliothekarin die älteste Ansicht Manhattans.

Die Heimatverbundene

Privat ist Rachinger kein offenes Buch. Sie möchte nur für sich, nicht für andere reden. Ihr Ehemann Fritz Panzer kommt ebenfalls aus der Verlagsszene, er trat die Nachfolge seiner Frau bei Ueberreuter an und ist mittlerweile bei der Porzellanmanufaktur Augarten tätig.

Im niederösterreichischen Retz hat Rachinger ein Wochenendhaus. In Oberösterreich ist sie schon aufgrund der Familienbande häufig. Im Juli fährt sie zum großen Familienfest, das heuer bei ihrem Bruder in Gudertshausen stattfindet, im Sommer plant sie, den Nordwaldkamm-Wanderweg zu gehen.

Den Orten ihrer Kindheit bleibt Rachinger verbunden: "Es ist interessant, dass man – je älter man wird – wieder eine stärkere Bindung zur Heimat entwickelt."

Bereits erschienene Porträts finden Sie auf nachrichten.at

 

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