Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Hoteltester: Kamera-Kuli, Frisuren-Check, ein Rausschmiss

Von Gerhild Niedoba, 25. Juli 2014, 00:04 Uhr
Hoteltester Kurt Steindl
Hoteltester Kurt Steindl bei der Arbeit. Bild: privat

LINZ. An die 4000 Hotels hat Kurt Steindl bereits besucht. Der 44-Jährige ist Hoteltester. Im OÖN-Interview spricht der Leondinger über ungustiöse Testergebnisse, absolute No-Gos und darüber, warum er sich selbst nicht als Kritiker sieht.

Die scheinbar unsichtbare Staubschicht hinter dem Fernseher, ein unblutiges Steak, die gelangweilte Rezeptionistin - Kurt Steindls Auge ist stets wachsam. Es rastet nie - auch nicht im eigenen Urlaub, wie der 44-jährige gelernte Restaurantfachmann und Österreichs höchster Hoteltester mit einem leichten Seufzen anmerkt. "Mit meiner Familie im Hotel ausspannen? Nein, keine Chance!", wehrt er ab.

Herr Steindl, kann denn ein Laie selbst rasch ein gutes Hotel erkennen?

Kurt Steindl: Ja! Gehen Sie an der Rezeption vorbei in den nächstgelegenen WC-Bereich und schauen Sie sich dort das Toilettenpapier an. Anhand der Qualität des Papiers sieht man, ob in diesem Betrieb gespart wird.

Sie selbst testen seit 2004 offiziell Hotels. Wissen Sie, wie viele Betriebe es bisher waren?

So zwischen 3000 und 4000 sind's weltweit schon gewesen. Wobei ich dazusagen muss, dass Österreich mein Hauptland ist.

Im TV werden immer wieder Horrorberichte über mit Milben besetzte Hotelmatratzen gezeigt. Wie schlimm ist der Zustand in der heimischen Hotellerie wirklich?

Es gibt kein perfektes Hotel. Es gibt immer Schandflecke. Auch die beste Küche kann Fehler machen - diese könnten aber jederzeit und meist sehr leicht vom Servierpersonal ausgemerzt werden. Ich denke da zum Beispiel an eine aufrichtige Entschuldigung oder die berühmte Tasse Kaffee auf Kosten des Hauses. Leider wird diese Chance nicht immer wahrgenommen.

Wie gehen Sie bei Ihren Hygiene-Tests vor? Mit Lupe und Milbensauger?

(lacht). Nein, den Milbensauger, verwende ich nicht, der wäre zu laut und damit zu auffällig. Der hat ja die 20- bis 30-fache Leistung eines herkömmlichen Staubsaugers, der ist so laut wie ein Flugzeug. Natürlich schau' mir den Bereich unter der WC-Brille oder jenen hinter dem WC genauer an, ab und zu verwende ich auch den Schwarzstift. Damit ziehe ich einen Strich, den man nur unter dem UV-Licht sieht. So sieht man, ob das Personal geputzt hat.

Und die weißen Handschuhe zur Staubkontrolle? Streifen Sie die über?

Die nehme ich nur für den Fernseher. Womit ich aber immer arbeite, ist ein Kugelschreiber mit Kamera.

Um etwa das Reinigungspersonal zu filmen?

Nein, den verwende ich nur für meine eigenen Aufzeichnungen. Damit ich etwa beim Check-in auch kleine Details wie z.B. die Frisur der Rezeptionistin wahrnehmen kann, ob sie ein Namenschild trägt oder ob sie mich mit meinem Namen angesprochen hat.

Erzählen Sie uns, was waren Ihre schlimmsten Erlebnisse?

Ich sehe mich nicht als Kritiker der Hotellerie, sondern als Unterstützer. Wir wollen helfen. Wir haben auch Verständnis, wenn Fehler passieren, ich komme schließlich selbst aus der Hotellerie. Daher bin ich vorsichtig mit Formulierungen wie "Der Boden ist schmutzig". Wir sagen vielmehr: "Der Boden könnte sauberer sein." Wir wollen wertschätzende Kritik abgeben, um Betriebsblindheit aufzudecken. Aber ich hab' schon einiges gesehen, löchrige und nicht saubere Bettwäsche, Schimmel im Bad. In einem Hotel in München hat es einmal fürchterlich aus dem WC gestunken. Das wollte ich bei der Rezeption melden. Dort hieß es aber nur: 'Gehen Sie 'rauf und machen Sie einfach den Deckel zu." Und das bei einem Einzelzimmer, das 284 Euro pro Nacht gekostet hat...

Was ist für Sie ein absolutes No-Go?

Unfreundliches Personal, wenn Gäste schlecht oder unfreundlich bedient werden, oder wenn man merkt, dass das Personal seine Arbeit nicht gern macht. 

Ihre Bewertungen sind Grundlage für die österreichische Hotelklassifizierung. Geben Sie sich nach ihrem Test zu erkennen?

Nein, normalerweise führen wir kein Gespräch mit der Belegschaft. Nur einmal ist es bis jetzt vorgekommen, dass sich einer meiner Mitarbeiter zu erkennen gegeben hat, als er abends um 20:30 Uhr aus einem Hotel am Arlberg geschmissen worden ist. Der Vier-Stern-Betrieb sollte zum Vier-Stern-Superior aufgewertet werden. Der Hoteltester bestellte ein Kalbsfilet "medium", das aber total durchgebraten war. Er führte daraufhin mit der Kellnerin ein Beschwerdegespräch. Daraufhin brachte sie ihm ein neues, vollkommen rohes Fleisch, das nur eine Kruste hatte. Auf seine nochmalige Beschwerde reagierte die Chefin mit den Worten: 'Offensichtlich können wir Sie nicht zufriedenstellen. Leute wie Sie bringen nur Unruhe ins Haus. Fahren Sie!" Da musste er sich zeigen. Aber normalerweise setzt sich der Tester am Ende ins Auto und fährt weg. Danach kommt er noch einmal zurück zum Hotel und führt mit dem Manager ein Interview. Wir können ja nur persönliche Eindrücke schildern, die Bewertungsbögen leiten wir dann an die Wirtschaftskammer weiter.

Gibt's auch Bestechungsversuche?

Es gibt schon Leute, die uns etwa mit einer Flasche Wein oder zwei Wochen Gratis-Skiurlaub bestechen wollen. Die hatten offensichtlich ein schlechtes Gewissen. Geschenkannahme ist aber ein absolutes No-Go.

Lesen Sie dazu auch den Oberösterreicher des Tages

 

 

„Es wird mehr mitgenommen als vergessen“

„Grundsätzlich wurde alles, was man auf Reisen mitnimmt, schon einmal bei uns vergessen“, sagt Dolores Buchgeher, Herbergsleiterin des Jugendgästehauses Linz. Doch nicht nur die kleinen Urlauber vergessen gerne etwas . „Unsere Lost-and-Found-Kiste ist übervoll“, sagt Walter Breg, Direktor des Falkensteiner Bad Leonfelden. Doch egal ob Hotel, Jugendgästehaus oder Campingplatz: Auf Platz Nummer eins der vergessenen Dinge steht überall das Gleiche.

1 Ladekabel: „Unzählige und für alle Geräte“, sagt Breg. Man würde aber trotzdem alle beschriften, um sie dem Besitzer zurückzuschicken: „Aber wegen eines Ladekabels meldet sich nie jemand.“

2 Schmuck: Anders ist das bei vergessenen Dingen, die von Wert sind. Im Falkensteiner hatte ein Gast Schmuck von beträchtlichem Wert im Zimmersafe eingeschlossen. Der Schmuck sollte ein Verlobungsgeschenk werden. Es kam zum Streit, die Frau reiste ab, der Mann hinterher – ohne Schmuck. „Der Gast hat aber rasch gemerkt, dass er die Schmuckstücke vergessen hatte“, so Breg.

3 Stofftiere: Auch bei Verlorenem, an dem das Herz hängt, wird der Verlust rasch bemerkt. „Vergisst ein Kind sein Stofftier, gibt es oft Tränen. Das schicken wir gleich nach“, so Buchgeher. Ein Kind wurde erst einmal vergessen: „Das wurde aber gleich bemerkt.“
4Bücher und Unterwäsche: Anderes bleibt liegen, ohne jemals vermisst zu werden. Das gilt für Toiletteartikel, Bücher, Unterwäsche oder auch Brillen.

5 Mitnehmen statt vergessen: Bademäntel und Badetücher stehen ganz oben auf der Liste jener Dinge, die Gäste nicht vergessen, sondern mitnehmen, wie Breg zu berichten weiß: „Das kommt auch häufiger vor, als das etwas zurückgelassen wird.“    

mehr aus Oberösterreich

Es bleibt kalt: "Wir sind von einem Extrem ins andere gerutscht"

Katze steckte in Hörsching eine Woche lang in Spalt fest

5,7 Millionen Euro Schaden: Prozess um Kryptobetrug in Linz

Mordprozess in Wels: "Er konnte einfach nicht akzeptieren, dass sie ihn nicht wollte"

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

4  Kommentare
4  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
mitreden (28.669 Kommentare)
am 25.07.2014 11:41

zu hause kritisch durchgehen........ zwinkern

lädt ...
melden
antworten
ichauchnoch (9.795 Kommentare)
am 25.07.2014 12:08

Selbst wenn er daheim ein Messie ist, ist das egal . Das eine ist Beruf und das andere ist privat.
Dafür, dass im Hotel alles in Ordnung ist und der Kategorie entspricht, bezahl ich ja. Ein Privatbesuch ist damit wohl nicht zu vergleichen.
Hotels testen ist kein so lustiger Job, einerseits muss man kritisch sein und andererseits soll ja nicht vernichtet werden.
Ich bin froh, dass es Hoteltester gibt, da weiss man, dass Kontrolle funktioniert - anders, als man es von der Politik gewöhnt ist.

lädt ...
melden
antworten
mitreden (28.669 Kommentare)
am 25.07.2014 12:42

keinen hoteltester.
und wenn ich will, finde ich auch im 7stern hotel oder -restaurant etwas, was mir nicht passt.
z.b. wie komme ich dazu, bei einem übernachtungspreis von angenommen 5000 euro auf einer matratze zu liegen, auf der sich schon andere ..... haben? .......

lädt ...
melden
antworten
benzinverweigerer (14.598 Kommentare)
am 25.07.2014 14:59

hmmm da ist was dran.
Eventuell wird auf solche Wünsche in solchen Hotels auch eingegangen.
Ich habe z.B noch in keinem Hotel auch nur einen Matratzenschoner = Körperflüssigkeitenauffänger vorgefunden.
Was bedeutet, daß man mitunter auf einer recht versauten Matratze liegt.
Vor allem in "Romantik Hotels" die meist 4+ sind grinsen

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen