Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Hallstatt: Eine Liebe, die mühsam ist

Von Bernhard Lichtenberger, 24. Jänner 2015, 00:04 Uhr
Eine Liebe, die mühsam ist
Diese Aufnahme vom 19. Jänner widerlegt das Klischee, wonach Hallstatt im Winter keine Sonne sehe. Bild: OÖN/beli

Die Zahl der Einwohner von Hallstatt ist auf 785 geschrumpft. Bernhard Lichtenberger ist Menschen begegnet, die wissen, warum sie dem Welterbe-Juwel treu bleiben.

Für Alexander von Humboldt, den getriebenen Vermesser der Erde, bestand kein Zweifel: Hallstatt sei der "schönste Seeort der Welt". Und doch will es die Statistik, dass diesem Juwel die Bewohner abhanden kommen. 1951 fühlten sich in der morbiden und doch anziehenden Aura des UNESCO-Welterbes noch 1422 Menschen daheim. Aktuell liegt die Einwohnerzahl bei lediglich 785.

An diesem frühen Wintertag Mitte Jänner hängt die Kälte bleiern über dem südlichen Ortsteil Lahn und dem Echerntal, wohin zwei Monate lang keine Sonne vordringt. Im Kern Hallstatts, wo sich die Häuser gegen den Fels pressen, lecken die ersten Lichtstrahlen am Turm der katholischen Kirche. Auf der Seestraße, die wie leergefegt wirkt, begegnen wir Renate Streit-Maier. "Vor 20 Jahren habe ich schon einmal daran gedacht, wegzugehen", sagt die 54-jährige Hallstätterin, die in einer Konditorei arbeitet. "Dann haben wir uns aber hier ein Haus am Hang mit Blick auf den See gekauft und sind geblieben. Es ist landschaftlich schön, alles so klein und übersichtlich."

Zwei ihrer drei Kinder sind weggezogen. Zu eng sei es ihnen hier gewesen, und beim Wohnungsangebot hapere es. An das schattige Dasein in der kalten Jahreszeit müsse man sich gewöhnen, aber bis zum Kriegerdenkmal scheine die Sonne auch in den lichtkargen Monaten.

Einer, den es wiederkehrend nach Hallstatt drängt, ist Alfred Komarek. Der jenseits des Koppenpasses im steirischen Bad Aussee geborene Schriftsteller schickt im Roman "Die Schattenuhr" seinen Helden Daniel Käfer in den Ort, der "auf ihn immer schon wie ein archaischer Klotz im Strom der Zeit gewirkt" hatte, in diese "enge, ernste Welt, zwischen Berg und See gezwängt".

Für den 69-jährigen Autor ist das Salzkammergut-Kleinod wie "eine Weltreise, ein totaler Tapetenwechsel. Es ist eine durch die Salzindustrie künstlich geschaffene Lebensform, die sich von einer reinen Arbeitswelt in eine sehr pittoreske Freizeitwelt verwandelt hat, wo aber immer noch das Salz drinnen steckt".

Wer sich einmal an Hallstatt gebunden hat, lässt sich nur schwer verrücken. Er nimmt in Kauf, zu den wie Schwalbennester ans Gestein gepappten Häusern über schmale Gassen, steile Stiegen und Steige alles zu Fuß hinaufzuschleppen, was benötigt wird. Er arrangiert sich mit den mühsamen Arbeiten, die von der historischen Bausubstanz erzwungen werden. Es ist kein leichtes Leben, "aber diese Menschen spüren, was das für ein eigenartiger Lebensraum ist und wie schön es ist, wenn am Abend das große Lichttheater am See ausbricht, wo es alle Farben spielt und die Jahreszeiten zum Ereignis werden", sagt Komarek. Im Jänner herrscht beschauliche Ruhe. Kein Laut mag mit dem Rauschen des Mühlbachs, der durch den Ortskern fließt, konkurrieren. Wie ausgestorben wirkt Hallstatt dennoch nicht, stets trifft man auf Gäste, vornehmlich asiatischer Herkunft. Die Zahl der Nächtigungen im Winterhalbjahr hat sich seit 2010 auf rund 25.000 fast verdoppelt. 2014 waren es insgesamt 106.323 – zwei Mal so viel wie vor zehn Jahren.

"Wenn wir den Tourismus nicht hätten, wär’s eh arg", sagt Bürgermeister Alexander Scheutz, der einräumt, dass es im Sommer "für G’wisse nicht einfach ist". Weil der Vater bei der Eisenbahndirektion gearbeitet hat, ist Scheutz in Linz zur Welt gekommen. Ferien und Wochenenden verbrachte er aber bei den Großeltern am Fuße des Salzbergs. Die Eltern kehrten mit ihm hierher zurück, als er 14 Jahre alt war, "und ich fühle mich auch zu hundert Prozent als Hallstätter".

Die schönste Wirtstochter

Nicht anders geht es Arnold Lobisser, der als junger Grazer in die Gemeinde kam. "Die schönste Wirtstochter im Salzkammergut hab’ ich derglengt", sagt der 75-Jährige mit einem schelmischen Blitzen in den Augen. Er führt durch seinen mit 1596 datierten "Kultraum" im zweiten Stock des Bräugasthofs, in dem der Tischler und Instrumentenbauer nach wie vor von früh bis spät werkt. Für ihn ist es "der schönste Platz", mit Blick auf den See, den ihm keiner verbauen kann. "Und je höher du im Haus hinaufkommst, desto fürstlicher sitzt du da. Aber es ist auch dauernd was zu reparieren. Das heißt, du musst dir deine Liebe zu Hallstatt auch erarbeiten."

106.323 Nächtigungen wurden in Hallstatt im vergangenen Jahr verzeichnet, die meisten durch Besucher aus Österreich (17,6 Prozent), Deutschland (11,75), China (10), Südkorea (8,49), Taiwan (8,45) und den USA (8,18). Auf den gebührenpflichtigen Parkplätzen wurden insgesamt 105.351 Pkw und 7917 Busse gezählt.

785 Einwohner hat Hallstatt aktuell. Das Wohnraumangebot ist knapp, auch die Arbeitsplatzperspektive ist eingeschränkt, wiewohl mehr Menschen ein- als auspendeln.

mehr aus Oberösterreich

Auto von Zug erfasst: Todesopfer bei Unfall in Schalchen

Kindesmissbrauch im Sport: Tilgungsfrist und Datenschutz

Tierärzte: Studienplätze sollen reserviert werden

Ohne Karfreitag kein Ostern "Wie stehe ich zum Leid der Welt?"

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen