Gab es in Hallstatt schon vor 7000 Jahren Bergwerke?
HALLSTATT, WIEN. Spurensuche in den Sedimenten brachte erste Hinweise auf mögliche Sensation.
Das Wort Sensation kommt Kerstin Kowarik, der Leiterin des Projekts FACEALPS, das die Frühgeschichte Hallstatts erforscht, nicht leicht über die Lippen. Sollte ihr und ihren 18 Kollegen jedoch der Nachweis gelingen, dass es in Hallstatt bereits weit früher als bisher angenommen Bergwerke gegeben hat, dann wäre das "eine Riesensensation", sagt die Forscherin.
"Es ist eine Indizienkette"
Es ist eine Spurensuche im Untergrund. In den Tiefen des Moors, am Grund des Hallstättersees und im Berg selbst. In den Schlammschichten, die 120 Meter unter der Wasseroberfläche schlummern, wurden nun Spuren gefunden, die darauf hinweisen, dass es bereits 5000 Jahre vor Christus Viehhaltung und Landwirtschaft rund um den See gegeben hat. "Das bedeutet, dass Menschen bereits vor 7000 Jahren stärker in der Region verwurzelt waren, als bisher angenommen. Ein klarer Hinweis, dass zumindest saisonal dort gesiedelt wurde", sagt Kowarik. "Solche Forschungen sind immer ein Indizienprozess, aber in den vergangenen Monaten hat sich die Indizienkette verdichtet", sagt die Projektleiterin. Die Funde bringen die Wissenschafter in direkte Verbindung mit dem Salzabbau, denn "nur so können wir uns die menschliche Präsenz in der Region erklären". Nun will es die Akademie der Wissenschaften genau wissen und finanziert bis zum Jahr 2020 das Projekt FACEALPS. Kowarik wird gemeinsam mit 18 Kollegen aus verschiedensten Fachrichtungen nicht nur den Hallstättersee genau unter die Lupe nehmen.
Die ersten Ergebnisse stimmen die Forscher zuversichtlich, dass der Nachweis gelingen könnte. Jahrtausende haben die Pollen in den Sedimenten des Sees überdauert. Die Hinweise, die sie verbergen, müssen nur noch richtig gelesen werden.
Die Pollen brachten auch neue Erkenntnisse über den mittelalterlichen Salzabbau. Die erste unumstrittene schriftliche Erwähnung der Salzproduktion in Hallstatt datiert auf das Jahr 1311 n. Chr. Die Pollenanalyse zeigte nun, dass es um 1000 n. Chr. im Umfeld des Sees massive Rodungen gegeben hat. Für die Forscher ist das ein klarer Hinweis auf den Salzabbau.