Fünf Frauen und ein „blaues Wunder“

Von Manfred Wolf   04.Mai 2013

Vorweg: Es gibt keine Trachtenmode! „Tracht ist Tracht und Mode ist Mode“, sagt Rita Netzberger, relativiert aber im nächsten Atemzug: „Strenggenommen, denn mittlerweile hat Tracht einen modischen Anspruch.“ Die Hagenbergerin führt in Gutau eine Trachten-Schneiderei, in der unter anderem original Mühlviertler Blaudruckleinen verarbeitet wird.

„Tracht ist gefragt, aber Kreativität ist wichtig“, sagt sie und setzt dies auch um. Denn die traditionelle Kleidung liegt ihr besonders am Herzen. Darum freut es sie auch, dass die Modewelt das Thema Tracht vor ein paar Jahren aufgegriffen und „einen Boom ausgelöst hat“, sagt sie. „Es findet eine Rückbesinnung statt. Viele wollen wieder Altes und Wertiges.“

Ein Trend, den auch die Linzerin Charlotte Dichtl aufgegriffen hat. Sie arbeitet ebenfalls mit trachtigen Stoffen und ist sozusagen die Antithese auf die strenge Trennung zwischen Mode und Tracht. „Ich mache Alltagskleidung mit oberösterreichischen Mustern, die man mit jeder Kleidung kombinieren kann.“ Die Psychologin entwirft unter dem Namen „Neudirndl“ ihre eigene Kollektion.

Eine Tracht Prügel

Um zweierlei Tracht geht es bei den Blaudruckern. Zum einen um die Tracht im herkömmlichen Sinn und zum anderen um die Tracht Prügel. Letztere hat mit der Färbetechnik zu tun. Nachdem das Leinen in einem Indigobad gefärbt wurde, wird es erst grünlich-gelb und dann blau – was als „blaues Wunder“ bezeichnet wird. Für eine gleichmäßige Färbung muss es allerdings mit einem Stock „grün und blau“ geschlagen werden.

Gefärbt wie in „alten Zeiten“ wird in Österreich nur noch in Bad Leonfelden und im burgenländischen Steinberg. Im Mühlviertel ist es Maria Wagner, die das Handwerk am Leben hält. Gelernt hat sie es von ihrem Schwiegervater. Alleine vom Blaudruck selbst leben „kann man allerdings nicht“, sagt Maria Wagner, die seit 15 Jahren mit großer Freude Woche für Woche Ballen um Ballen in dem alten Färberhaus färbt – ganz nach alter Tradition.

Auch die Braunauerin Miriam Schwak und ihr Lebensgefährte, Josef Koó, färben im Burgenland auf diese Weise. Sie verwerten das Leinen, aber auch Jeansstoffe, gleich selbst in ihrer eigenen Kollektion. Miriam Schwak verweist auch auf eine Besonderheit ihrer Stoffe: „Wir machen Stoffe im Doppeldruck, also beidseitig bedruckt.“ Und wer weiß, welche Prozedur der Blaudruck ist, der weiß diese Besonderheit zu schätzen.

Susi Gutenthaler aus Gutau weiß darum Bescheid. Sie ist Organisatorin des Färbermarktes, bei dem die genannten Frauen ausstellen werden. „Der Färbermarkt ist ein Blaudruck-Lebenszeichen“, sagt sie. Und damit das Bestand hat, ist in Gutau ein Kompetenzzentrum geplant, in dem das Handwerk gelehrt wird. Weil es aber noch nicht spruchreif ist, soll hier noch nicht zu viel vorweggenommen werden.

Färbermarkt

Der Färbermarkt in Gutau (Sonntag, 5. Mai) beginnt um 8.30 Uhr – Eintritt: 2 Euro. Aussteller aus Österreich, Deutschland, Tschechien und Ungarn zeigen unter dem Motto „Vierfleck, Jeans und Blaudruckdirndl“ Mode und altes Handwerk. Führungen im einzigen Färbermuseum Österreichs gibt es rund um die Uhr.

Die Aspacher Tridoppler spielen am Marktplatz, in der Färberhofstatt findet ein Sonderkonzert eines kleinen Ensembles des Linzer Landestheaters statt.

So wird’s gemacht: Blaudruck Schritt für Schritt erklärt von Maria Wagner in der Bildergalerie rechts vom Artikel.