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"Freude am Lernen ist wichtiger als gute Matura"

Von Claudia Riedler, 09. September 2017, 00:04 Uhr
"Freude am Lernen ist wichtiger als gute Matura"
Tablet oder Bücher? Aus der Sicht der Neurobiologie ist es egal, welches Medium man zum Lernen einsetzt. Bild: colourbox

Der Neurobiologe Gerald Hüther erklärt, was das Gehirn braucht, um gut lernen zu können.

Das Schuljahr startet mit viel Vorfreude, aber auch mit Ängsten. Oft ist von digitaler Bildung und Gratis-Tablets die Rede. Die OÖN haben mit dem deutschen Neurobiologen Gerald Hüther übers Lernen mit und ohne Computer geredet.

 

OÖNachrichten: Jetzt fängt der Ernst des Lebens an, sagt man den Taferlklasslern. Ist das ein guter Satz für den Schulbeginn?

Gerald Hüther: Das kommt aus der Zeit, in der die Menschen dachten, dass es furchtbar wäre, zu arbeiten. In der Schule wurde man auf dieses harte Leben vorbereitet. Ich denke, wir sagen viele solcher Sätze, ohne zu überlegen. Es wäre aber schöner, wenn den Kindern keine Angst vor der Schule gemacht würde.

Haben Kinder tatsächlich schon Angst, bevor die Schule anfängt?

In Deutschland gibt es diese Tendenz. Eltern sind oft unsicher, weil sie glauben, sie müssen die Kinder fit machen fürs Leben. Und wenn die Eltern Angst haben, überträgt sich das auch auf die Kinder.

Was brauchen Kinder, um gut lernen zu können?

Da gibt es zwei Dinge: Erstens kann ein Kind nur gut lernen, wenn es ihm gut geht. Es muss sich bedingungslos angenommen fühlen, dann ist es auch offen für alle Lernthemen. Dieser Aspekt ist wichtiger, als wir denken.

Und was ist der zweite Aspekt?

Aus der Neurobiologie weiß man, dass im Gehirn nur dann neue Verschaltungen entstehen, wenn das emotionale Zentrum aktiviert ist. Das Gehirn übt hier Kontrolle aus und hält nur das Gelernte für wichtig, was unter die Haut geht. Am allermeisten sind das jene Lösungen, die ein Kind selbst findet. Man lernt gut, was man mit Freude lernt. Also das, woran man interessiert ist und wo man ein Talent hat.

Aber das reicht doch nicht aus?

Man müsste die Kinder dafür interessieren, was sie brauchen. Für Mathe zum Beispiel. Aber das können nur die wenigsten. Das übliche Prozedere ist also die Aktivierung der emotionalen Zentren durch die Bindung an eine Person – das Kind lernt, damit es gefällt. Die zweite Variante ist die emotionale Aufladung des Lernstoffs durch Belohnung oder Strafe. Dabei lernen die Kinder, was man tun muss, um belohnt zu werden oder Strafen zu vermeiden.

Und wozu führt das?

Zu dem eigenartigen Effekt, dass der Stoff nicht richtig verankert wird und die Schüler bereits zwei Jahre nach der Matura so gut wie nichts mehr vom Lernstoff wissen. Man nimmt an, es sind zwischen zwei und zehn Prozent, an die man sich erinnert.

Das Schulfach "Digitale Grundbildung" soll eingeführt werden. Was halten Sie davon?

Das passiert aufgrund von negativen Erfahrungen, die Eltern machen. Weil Kinder die digitalen Medien für gefährliche Dinge einsetzen. Als Instrument zur Affektregulierung, zum Stillen unbefriedigter Bedürfnisse, zum Abbau negativer Gefühle. Weil sie aus reiner Langeweile im Internet surfen. Das ist aber der Missbrauch eines wunderbaren Werkzeugs.

Wunderbares Werkzeug?

Ja, man muss das trennen. Digitale Medien sind Werkzeuge, mit denen man tolle Sachen machen kann. Sie sollten selbstverständlich genutzt werden. Wenn aber das Tablet nur dazu benutzt wird, um zu zeigen, wie es funktioniert, hat das keinen Sinn. Es ist wichtig, dass sich die Kinder für Mathe interessieren. Wenn sie feststellen, dass man manches mit dem Computer besser lösen kann, ist es gut.

Lernt man nun besser mit Papier und Stift oder mit dem Computer?

Es ist nur wichtig, dass der Lernprozess Freude macht. Welches Medium man einsetzt, ist aus der Sicht der Neurobiologie ganz egal.

Was ist Ihnen aus Ihrer Schulzeit in Erinnerung geblieben?

Meine Eltern hatten wenig Zeit für mich. Das war extrem günstig, dass ich nicht gefördert wurde. Ich konnte alles selbst entdecken. So erwirbt man Kompetenzen. Wer heute in der Schule die Lust am Lernen verliert, wird als erstes von digitalen Geräten ersetzt werden. Wer nämlich später auch keine Freude am Arbeiten und eigenen Gestalten hat, wird nur einfache Dinge verrichten können – und ersetzt. Es ist heute wichtiger, die Freude am Lernen nicht zu verlieren als eine gute Matura zu schaffen. Schließlich weiß man nicht, was einen in 20 Jahren erwartet.

 

Bildungskongress

„Bildung ist mehr – eine Gesellschaft denkt um“ ist der Titel des Bildungskongresses, der von 3. bis 5. November im Bildungshaus Schloss Puchberg stattfindet. Vortragende sind neben Gerald Hüther (Akademie für Potentialentfaltung) auch die Erziehungswissenschafterin Charmaine Liebertz, Ex-Skispringer Toni Innauer, Ali Mahlodji (ehemaliges Flüchtlingskind und EU-Jugendbotschafter) und der Physiker und Tänzer Marco Wehr.

Mehr Infos gibt’s unter schlosspuchberg.at. Wer sich bis 20. 9. mit dem Kennwort „OÖNachrichten“ anmeldet, bekommt noch den Frühbucherbonus (295 statt 345 Euro für den gesamten Kongress).

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4  Kommentare
4  Kommentare
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Gugelbua (31.805 Kommentare)
am 09.09.2017 11:32

aber Kinder sind nicht gleich, wie ich bei meinen gesehen hab, das eine lernte nie und wußte alles, das andere kämpfte sich durch grinsen

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GREXIT (889 Kommentare)
am 09.09.2017 11:05

Endlich - hat es jemand kapiert - mit Spass und Freude am Lernen kommt man weiter als mit lauter
Einser.

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Puccini (9.519 Kommentare)
am 09.09.2017 11:43

Weiß das auch der Kurz??

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kontrolle (2.691 Kommentare)
am 09.09.2017 02:07

Der Succus mit Text stimmt wohl, nur kommt es drauf an, welche.

Sorry, aber ein Jahr (ohne Inhalt, Aufbau etc, nur zum Absitzen, um die auch wie immer GAP zu der frühest möglichen Arbeitsmöglichkeit abzutöten/leerzustehen/...)? Das geht gar nicht.

Die Fachschulen dauerten früher so 3 oder 4 Jahre, gerne und dann kann (wenn die Bildunggrot va denke ich in Ö den Dienst verlassen), ja zB über die Studienberechtigungsprüfung durch einen mE qualifizierteren Krot, ja alles mit vielen Anrechnungen nachgeholt werden.

Die mE qualifizierte Krot muss ich vermutlich noch hinterfragen. Diese Frage steht noch offen, auch wenn ich mal dachte, wurscht, ich war mir dazumal dessen ja nicht annährend dessen bewusst.

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